Schuldenlast von 130000 Euro:Fußballklub meldet Insolvenz an

SCF Stadion

Seit 98 Jahren gibt es den Sportclub Fürstenfeldbruck, der seine Heimat an der Klosterstraße hat. Nun hat er seine Zahlungsunfähigkeit bekanntgegeben.

(Foto: Günther Reger)

Steuernachforderungen in sechsstelliger Höhe bringen den einstmals ambitionierten SC Fürstenfeldbruck zwei Jahre vor seinem 100-jährigen Bestehen ins Abseits

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Sportclub Fürstenfeldbruck ist zahlungsunfähig. Am Donnerstag stellte der aktuelle Vereinspräsident Jakob Ettner beim zuständigen Amtsgericht München einen Insolvenzantrag für den Verein, der in zwei Jahren sein 100-jähriges Bestehen feiern würde. Damit geht eine mehrjährige Hängepartie zu Ende, in der Ettner versucht hatte, den Verein schuldenfrei zu bekommen und auf wirtschaftlich gesunde Füße zu stellen.

Die Insolvenz ausgelöst hatte letztlich eine Nachforderung des Finanzamtes Fürstenfeldbruck über, wie Ettner am Donnerstag bestätigte, insgesamt 130 000 Euro an Körperschafts- und Umsatzsteuer, die an diesem Donnerstag fällig geworden wäre. Die Forderung ist Ergebnis einer Betriebsprüfung der Jahre 2010 bis 2013. Als Grund für die Steuermehrung gelten die Einnahmen aus dem Gastspiel des FC Bayern München im Oktober 2012 und den beiden Public Viewings mit Großleinwand, die während der Fußball-WM 2010 und EM 2012 auf dem SCF-Gelände stattfanden, sowie hohe Werbeeinnahmen. Die Ergebnisse der Betriebsprüfung haben zur Folge, dass der SCF für die Jahre 2010 bis 2013 nachträglich auch seine Gemeinnützigkeit und damit seine steuerlichen Privilegien als eingetragener Verein verliert.

Das Finanzamt hatte eine Steuerforderung von 50 000 Euro im Zusammenhang mit dem FC-Bayern-Spiel schon im Mai 2015 geltend gemacht. Der Verein legte Widerspruch ein. Zwischenzeitlich wurde die Forderung aufgehoben. Durch die Betriebsprüfung kam das Thema nun wieder auf. Bei der Jahreshauptversammlung im Mai hatten die SCF-Mitglieder bereits einen Antrag formuliert, der das Finanzamt aufforderte, "das damalige Präsidium im Falle vorsätzlicher oder grob fahrlässiger Verletzungen der ihnen in diesem Zeitraum auferlegten Pflichten in Haftung zu nehmen". Der SCF wurde von 2010 bis zu seinem Rücktritt im März 2013 von Siegfried Müller geführt, danach übernahm bis Februar 2014 sein Stellvertreter Eckart Lutzeier. Ettner ist seit Mai 2014 im Amt. Ettner sagte am Donnerstag auf Anfrage der SZ, dass er davon ausgehe, "dass das Finanzamt seine Pflichten erfüllt hat und die Strafanträge gestellt sind. Alles andere wäre ein Riesenskandal". Den finanziellen Schaden, der dem SCF in der damaligen Zeit entstanden sei, beziffert Ettner auf 300 000 Euro, die sich aus den steuerlichen Nachforderungen von Finanzamt und Stadt Fürstenfeldbruck sowie den zugrunde gelegten Einnahmen speisen, die in den Sportclub-Bilanzen laut Ettner aber fehlen.

Nach Angaben von Brucks Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) hatte am Donnerstag noch ein Gespräch zwischen Vereinsführung, OB und Vertretern des Finanzamtes stattgefunden. Raff bezeichnete es als "Horrorszenario", wenn der Verein insolvent würde.

Ob es auf den Insolvenzantrag hin zu einem Insolvenzverfahren kommen wird, muss sich zeigen. Verfahren zur Entschuldung werden dann in Gang gesetzt, wenn Aussicht auf finanzielle Konsolidierung besteht und genügend Masse vorhanden ist, um die Gläubiger bedienen zu können. Hauptgläubiger sind im Fall SCF das Finanzamt sowie die Stadt Fürstenfeldbruck, die aufgrund der Betriebsprüfung Gewerbesteuernachzahlungen in Höhe von etwa 80 000 Euro zu erwarten hat.

Der 1919 gegründete SCF besteht derzeit nur noch aus drei Fußballabteilungen: Herren, Jugend, Alte Liga. Auch die Fußballerinnen, die acht Jahre zum Verein gehörten, traten kürzlich aus. Zuvor waren Stockschützen (2007), Tischtennisspieler (2014) und Badmintonspieler (2015) gegangen. Die erste Männermannschaft des einst mit Regionalligaambitionen ausgestatteten Vereins spielt derzeit in der siebten Liga (Bezirksliga). Vereinschef Ettner kündigte an, die Spieler nach dem Training am Donnerstagabend zu informieren.

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