Schulden und Insolvenz:Wege aus der Schuldenfalle

Schulden und Insolvenz: Sozialpädagogin Nicole Egle.

Sozialpädagogin Nicole Egle.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Caritas-Mitarbeiterin Nicole Egle bietet kostenlose Beratungen an

Interviewvon Stefan Salger

Die Sozialpädagogin Nicole Egle, 44, () ist seit 2008 Mitarbeiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas. An den beiden Standorten Fürstenfeldbruck und Germering werden jährlich etwa 700 Ratsuchende in der Schuldner- und Insolvenzberatung betreut. Für Klienten sind die Gespräche kostenlos, die Finanzierung übernehmen der Landkreis und die Regierung von Oberbayern.

SZ: Aus welchen Gründen geraten Menschen in die Verschuldung?

Nicole Egle: Oft ist es Arbeitslosigkeit in der Folge von Krankheiten oder Unfällen. Manchmal missglückt auch der Weg in die Selbständigkeit oder Menschen kommen in Überschuldungssituationen nach Trennung und Scheidung.

Werden Menschen manchmal geradezu verführt, sich zu verschulden, zum Beispiel wenn ihnen Handyverträge aufgeschwatzt werden oder mit Ratenzahlung für die neue Wohnungseinrichtung geworben wird?

Ja, oftmals geht die Marketingstrategie auf und angeblich günstige Anschlussfinanzierungen oder Kreditrahmenerweiterungen werden stark beworben und dann von Menschen, die einen Ausweg aus der finanziellen Notlage suchen, für Umschuldungszwecke in Anspruch genommen. Hierbei fehlt jedoch meist eine Beratung im Vorfeld, und diese Art von Umschuldung führt oftmals zu einer Verschlechterung der Situation.

Wie kann die Schuldnerberatung den Menschen helfen?

Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Am dringendsten sind Kriseninterventionsmaßnahmen zur Existenzsicherung. Wenn zum Beispiel das Bankkonto gesperrt worden ist, dann können wir helfen, ein Pfändungsschutzkonto einzurichten und eine Bescheinigung über Unterhaltsverpflichtungen ausstellen. Wir verhandeln regelmäßig mit den Gläubigern, auch mit dem Ziel, zum Beispiel eine Lohnpfändung aufzuheben. Damit können durchaus auch Arbeitsplätze erhalten werden, gerade im Fall von befristeten Beschäftigungsverhältnissen. Auch Vergleiche zwischen Schuldnern und Gläubigern können ein Weg aus der Krise sein. Gelingt das nicht, dann begleiten wir auch in die Insolvenz.

Ist es leichter zu helfen, wenn die Klienten früher zu Ihnen kommen?

Ja, je eher desto besser natürlich. Am besten wäre es, zu uns zu kommen, bevor Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, also Pfändungen, eingeleitet wurden. Manche lassen sich aber erst von den Gerichtsvollziehern beeindrucken und erkennen dann den Ernst der Lage. Auch dann ist es nicht zu spät, Lösungen zu finden. Manchmal stellen die Gerichtsvollzieher schlicht fest, dass zurzeit nichts gepfändet werden kann. Es sind dann zwar schon Kosten, Zinsen und damit Ärger angefallen, aber auch dann ist es nicht zu spät für Verhandlungen mit dem Gläubiger und dafür, den Schuldner aus der Pfändungssituation herauszuholen. Zum Beispiel in Form eines realistischen Zahlungsplans.

Welche Erfahrungen gibt es mit den Gerichtsvollziehern im Landkreis und wie wichtig sind Eigenschaften wie soziale Kompetenz und Diplomatie?

Die Zusammenarbeit ist wirklich super, das muss man so sagen. Wir haben hier im Landkreis ein intaktes Netzwerk. Und wir können unseren Klienten die Angst nehmen vor den Gerichtsvollziehern, weil wir die gut kennen. Sie sind menschlich, und das ist sehr wichtig. Denn wer es mit ihnen zu tun bekommt, ist in einer Ausnahmesituation und gerät nicht selten in Panik. Im Fall von Lohnpfändungen oder Pfändungen des Autos, das für den Arbeitsweg benötigt wird, kann es existenzbedrohend sein. Da gibt es große Ängste. Gerichtsvollzieher geben dann auch oft den Tipp, zu uns in die Schuldnerberatung zu gehen, wo wir die Situation nachhaltig auffangen und Veränderungen erreichen können.

Für Germering und Alling ist die Sozialberatung der Caritas Germering zuständig, Telefon 089/84 80 79 10, E-Mail cz-germering@caritasmuenchen.de. Telefonsprechstunde: Dienstag, 12 bis 13 Uhr (unter 25-Jährige: 13 bis 14 Uhr). Für den restlichen Landkreis ist die Sozialberatung der Caritas in Fürstenfeldbruck zuständig, Telefon 08141/32 07 39, E-Mail schuldnerberatung-ffb@caritasmuenchen.de; Sprechstunde unter Telefon 08141/3207-13 Montag, 9 bis 10 Uhr, Mittwoch, 15 bis 16 Uhr, Freitag, 8 bis 9 Uhr. Offene Sprechstunde (auch persönlich) für unter 25-Jährige Donnerstag, 16 bis 17 Uhr, Telefon 08141/3207-22.

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