Schulabschluss:Alternativ-Abitur

Schulabschluss: Der Andrang an der Fachoberschule in Fürstenfeldbruck ist so groß, dass man drei Räume vom benachbarten Gymnasium benötigt.

Der Andrang an der Fachoberschule in Fürstenfeldbruck ist so groß, dass man drei Räume vom benachbarten Gymnasium benötigt.

(Foto: Günther Reger)

Mehr als 750 Schülerinnen und Schüler absolvieren in dieser Woche ihre Abschlussprüfungen an der Fach- und Berufsoberschule. Fachleute prophezeien, dass die Schule weiter wachsen wird

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Sie sind später dran als die Gymnasiasten, aber nur beim Termin für ihre Abschlussprüfung: Für 752 Schülerinnen und Schüler der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) Fürstenfeldbruck beginnen an diesem Montag die Abiturprüfungen. Damit kommen im Landkreis bereits 47 Prozent aller Abiturienten von den beruflichen Oberschulen, wie FOS und BOS zusammengefasst genannt werden. An den sieben Landkreisgymnasien hatten einen Monat zuvor insgesamt 848 Abiturienten ihre Prüfungen geschrieben. Gegenüber dem Vorjahr sind es an der FOS/BOS fast 100 Prüflinge mehr.

Im Gegensatz zu den Schülern vom Gymnasium, die in diesem Jahr erstmals mit Mathematik beginnen mussten, starten die FOS/BOS-Schüler am Montag wie gewohnt mit Deutsch in eine eng getaktete Prüfungswoche. Am Dienstag findet Mathematik statt, dann ist ein Tag Pause, ehe es am Donnerstag mit der Prüfung im Profilfach der jeweiligen Ausbildungsrichtung - also Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen, Pädagogik/Psychologie oder Physik - und am Freitag mit der schriftlichen Englischprüfung weitergeht. Die mündlichen Tests, bei denen sie in Gruppen ein Thema diskutieren mussten, haben die Schüler bereits hinter sich. Die Prüfungen finden in den Klassenzimmern statt, was freilich betreuungsintensiv ist. Lehreraufsichten müssen für die einzelnen Räume als auch für die Flure eingeteilt werden. Der Unterricht in den elften Klassen geht derweil wie gewohnt weiter.

Die Fachoberschule entwickelt sich seit Jahren zur bildungspolitischen Erfolgsgeschichte und korrespondiert mit den steigenden Übertrittszahlen an die Realschulen. Den Weg, der über einen Mittleren Bildungsabschluss und anschließend die elfte und zwölfte Klasse an der FOS zum Abitur führt, ziehen mittlerweile viele Schüler dem seit der G8-Reform in der Diskussion stehenden Gymnasium vor. Die Fachoberschule in Fürstenfeldbruck startete 2003 in einem Pavillon mit fünf Räumen und Lehrerzimmer. 2008 bezog sie dann die neuen Räume im neu errichteten Schulzentrum auf dem Tulpenfeld unweit des S-Bahnhofs. Doch schon mit dem Umzug war die Schule wieder zu klein, es musste ein weiterer Pavillon her. Es entstand ein Erweiterungsbau, dennoch benötigt man weiterhin zusätzlich drei Räume des benachbarten Graf-Rasso-Gymnasiums.

Die meisten Prüflinge, nämlich 207 und 200, stellen die beiden Ausbildungsrichtungen Wirtschaft und Sozialwesen. 140 kommen vom Technik-Zweig oder dem doppelqualifizierenden Bildungsgang DBFH, der eine duale Berufsausbildung bei BMW mit dem Besuch der Fachoberschule verbindet. 111 Absolventen stellt die Berufsoberschule. Das sind Schüler, die bereits eine Berufsausbildung hinter sich haben und nun an der BOS ihr Fachabitur machen. Weitere 94 Prüflinge von FOS und BOS haben noch ein zusätzliches, 13. Schuljahr angehängt. Ihre Abschlussprüfung führt zur fachgebundenen oder allgemeinen Hochschulreife, wie sie auch an den Gymnasien verliehen wird.

Die ersten Prüflinge der zu Schuljahresbeginn in einem auf drei Jahre angelegten Schulversuch eingeführten neuen Richtung Gesundheit werden in einem Jahr ihre Abschlussprüfungen machen. Auch dieser neue Zweig - der vierte neben Wirtschaft, Sozialwesen und Technik - hatte weiteren Zulauf beschert. Geplant waren zunächst 60 Plätze, dann wurden es 90. Für das kommende Schuljahr sind nun knapp 120 Schüler für den Gesundheitszweig angemeldet. Sie habe den Eindruck, "dass die Schüler das sehr interessant finden und dass es nicht nur eine Alternative zum Sozialzweig ist", sagt Schulleiterin Monika Pfahler. Gerade über die fachgebundene oder allgemeine Hochschulreife der FOS 13 ist dann auch ein Zugang zum Medizin- oder Pharmaziestudium möglich.

Im laufenden Schuljahr werden an der Brucker FOS mehr als 1200 und an der BOS exakt 173 Schüler unterrichtet. Fachleute rechnen damit, dass der Andrang auf diese Schulart weiter zunehmen wird. Das kürzlich vorgelegte Update des Schulentwicklungsplans für den Landkreis geht von 1350 FOS- und knapp 200 BOS-Schülern bis zum Jahr 2025 aus. Nicht nur neue Fachrichtungen werden weitere Schüler anziehen. Künftig wird es auch einfacher werden, die FOS 13 für den Erwerb der allgemeinen Hochschulreife zu besuchen. Der dafür nötige Notenschnitt im Fachabitur wird vom kommenden Schuljahr an von 2,8 auf 3,0 abgesenkt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: