Alling:Die Schützen, die Ministerpräsident Stoiber überrumpelten

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Auf der sogenannten Königsscheibe werden alle Schützenkönige des Vereins verewigt. (Foto: Parsberger Schützen)

Die Parsberger Schützen feiern an diesem Sonntag ihr 125-jähriges Bestehen. In ihrer Geschichte gibt es neben der bayernweit ersten Vorsitzenden eines solchen Vereins noch ein besonderes Ereignis.

Von Manfred Amann, Alling

Wohl im Jahre 1899 gründeten einige Allinger eine Zimmerstutzen-Schützengesellschaft, die nach Kriegspausen 1954 als Parsberger Schützen e. V. wiederbelebt wurde. Am Sonntag, 30. Juni, feiert der Verein, dem derzeit rund 200 Mitglieder im Alter von zwölf bis 95 Jahren angehören, das 125-jährige Bestehen mit örtlichen Vereinen und Schützenvereinen aus der Umgebung in der Allinger Sporthalle.

Darunter befindet sich auch der Verein „Gemütlichkeit Unterpfaffenhofen“, der bei der Fahnenweihe im Juni 1980 mit Pfarrer Sebastian Feckl Pate stand. Für die musikalische Begleitung sorgt die Blaskapelle Alling. Bei einem Blick in die Geschichte des Vereins stechen zwei Ereignisse besonders hervor. Zum einen 1969 die Wahl von Lieselotte Zehentmair, der späteren Bürgermeisterin von Alling, zur Vorsitzenden des Schießvereins, die für Aufsehen sorgte. Eine weibliche Schützenmeisterin war damals offensichtlich eine kleine Sensation. So titelte etwa eine Zeitung: „Erstmals in Bayern eine Frau Schützenmeisterin“.

Die Fahne der Parsberger Schützen. (Foto: Parsberger Schützen)

Zum anderen ist ungewöhnlich, dass der einstige Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber bei den Parsberger Schützen Mitglied wurde. Das passierte so: 1992 hatte der Verein ein Jugend-Gauschießen ausgerichtet, an dem 375 Jugendliche teilgenommen haben. Auf Betreiben von Adi Saxinger hatte Ministerpräsident Max Streibl die Schirmherrschaft übernommen. Zum Dank für die Jugendarbeit wurde danach eine Abordnung unter Leitung von Peter Büttner, dem heutigen Schützenmeister des Vereins, zu einem Empfang in die Staatskanzlei geladen, wo mittlerweile jedoch Stoiber regierte. Angeblich habe damals Joseph Ulmer jun. Stoiber einfach gefragt, ob er nicht Mitglied werden wolle und dieser habe, „weil wohl sehr verdutzt, nach kurzer Sprachlosigkeit“ dann den Aufnahmeantrag unterschrieben. „Natürlich besteht die Mitgliedschaft schon seit Längerem nicht mehr“, so Büttner.

Die Vorstandschaft bedauert, dass es aus der Zeit der Zimmerstutzen-Schießgesellschaft kaum Unterlagen gibt. Selbst das Gründungsdatum ist nicht bekannt und auch nicht genau, wer sie ins Leben rief. Als Gründungsjahr wird daher das erste Schießen im Januar 1899 genommen, das im ersten Schießbuch festgehalten ist. Außer Schießbüchern gibt es auch für die Zeit danach keine Protokolle oder Niederschriften, die Aufschluss über die Entwicklung des Vereins geben könnten. Lediglich aus dem Jahr 1928 ist eine Vorstandswahl überliefert, aus der Georg Königl als Vorsitzender und Matthias Müller als Stellvertreter hervorgingen.

So richtig greifbar wird die Geschichte der Schützenvereinigung erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als 39 Interessierte im Jahre 1952 beim TSV Alling eine Abteilung Schießsport gründeten. Zwei Jahre später stimmten bei der Mitgliederversammlung von 16 Anwesenden zwölf für eine Abtrennung vom TSV, zwei enthielten sich und zwei waren dagegen. Damit war die Neugründung als Parsberger Schützen nur noch Formsache.

Der aktuelle Vorstand versucht, wieder mehr Jugendliche für den Schießsport zu begeistern. (Foto: Parsberger Schützen)

Angeblich habe man sich getrennt, weil die Schützenabteilung alle Einnahmen an den Hauptverein hatte abliefern müssen. 1955 richtete der junge Verein erstmals ein Gauschießen aus, an dem auch der damalige Landrat und Schirmherr Ernst Raadts teilnahm. Weitere folgten 1968 und 1989, bei dem mit 1152 Schützen ein Teilnehmerrekord erreicht wurde.

Im Laufe der Jahrzehnte wechselte der Verein sein Schießlokal mehrmals, bis er sich überwiegend in Eigenleistung sein heutiges Domizil in der Sporthalle einrichtete. Neben Schießsport leisten die Parsberger Schützen auch einen wesentlichen Beitrag für ein intaktes Dorfleben. Einen legendären Ruf hat der Allinger Weiberfasching, den der Verein 45 Jahre lang organisierte und auf dem ein Männerballett für Stimmung sorgte. Aus Anlass der 1200-Jahrfeiern der Gemeinde 2002 organisierten die Schützen erstmals einen Christkindlmarkt, der nun alle zwei Jahr stattfindet. Allerdings haben die Parsberger, wie viele andere Vereine auch, Nachwuchsprobleme und versuchen nun, mit ihren Schieß-Veranstaltungen auch jüngere Menschen anzusprechen.

Am Festsonntag findet um 9.30 Uhr an der Sporthalle ein Gottesdienst statt. Um elf Uhr ist ein Festumzug vorgesehen und um 13 Uhr wird mit einem Festakt in der Halle das Jubiläum gefeiert.

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