Schülervorspiel:Kantabel und virtuos

Streicherakademie

Die Streicher des Jugendkammerorchesters Puchheim auf der Bühne.

(Foto: Günther Reger)

Reife Leistung der Streicherakademie Puchheim

Von Klaus Mohr, Puchheim

Die Streicherakademie des Puchheimer Jugendkammerorchesters existiert nun seit gut zwei Jahren. Die Ergebnisse der Arbeit werden in regelmäßigen Abständen in Akademiekonzerten dem Publikum präsentiert. Offensichtlich hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass die Besucher hier kein gewöhnliches Schülervorspiel erwartet, sondern dass hier weit fortgeschrittene junge Musiker zwischen neun und 17 Jahren große Werke der Violin- und Violaliteratur zu Gehör bringen. Jedenfalls waren zum Konzert am Sonntag im Puchheimer Kulturzentrum Puc deutlich mehr Zuhörer gekommen, als es zu erwarten gewesen war. Da Musik immer davon lebt, vor Publikum aufgeführt zu werden, war dies eine für Veranstalter wie Musiker wichtige Erfahrung, auch im Hinblick auf die Ziele dieser Akademie.

Wenn, wie diesmal, Peter Michielsen durch das Programm führt, haben seine Worte als Lehrer und Mentor immer einen sehr persönlichen Bezug zum jeweiligen Künstler, zum konkreten Stück und zu weiteren Details. Die Pianistin Nino Gurevich, die fast alle Geiger am Klavier begleitete, war ein absoluter Glücksfall: Hochsensibel und absolut präsent ging sie auf die jungen Musiker ein, begab sich in das zweite Glied und führte doch, wo immer sinnvoll, kraftvoll mit. Die vom Liedbegleiter Gerald Moore gestellte und schließlich zum Buchtitel seiner Erinnerungen gewordene Frage "Bin ich zu laut?" stellte sich hier erst gar nicht: Nino Gurevich fand in jeder Situation die richtige Balance zum Streichinstrument.

Mit einem Virtuosenstück war der jüngste Geiger, der neunjährige Anton Carus aus München zu hören. In Henri Wieniawskis Scherzo Tarantella op. 16 wechselte er wie selbstverständlich durch alle Lagen und hatte zugleich eine lockere Bogenhand, so dass keinerlei Verkrampfung hörbar wurde. Die klangvolle Melodie im zweiten Teil gelang ihm mit organischem Vibrato. Laura Primavesi (14 Jahre) aus München musizierte den Kopfsatz (Allegro moderato) der Sonate in d-Moll für Viola und Klavier von Michail Glinka. Mit sehr schön rundem, sonorem Ton ging sie die Kantilenen an, und behielt den weichen Zugriff auch bei den kräftigeren Passagen bei. Ihre differenzierte Bogenführung überzeugte besonders. Auch die 15-jährige Aurelia Hoever aus Gröbenzell musizierte auf der Viola. Das "Liebesleid" von Fritz Kreisler hatte in ihrer klangvollen Interpretation einen schwebend-leichten, geradezu heiteren Charakter, der auch von den sehr einfühlsam vorgenommenen Lagenwechseln herrührte.

Veritable Kammermusik in hervorragendem Zusammenspiel gab es anschließend mit der 14-jährigen Geigerin Martha Mitreuter aus Icking, die mit Felix Lotter aus Eichenau am Klavier den Kopfsatz (Allegro assai) aus Ludwig van Beethovens Violinsonate in G-Dur op. 30 Nr. 3 musizierte. Wie differenziert hier Beethovens Dynamik im wunderbaren Fluss der Musik umgesetzt wurde, war sehr eindrücklich. Der 12-jährige Jeremias Pestalozzi aus München präsentierte sich mit viel Selbstbewusstsein als wahrer Solist: Mit Verve ging er die zahlreichen virtuosen Arpeggien und Doppelgriffe im Eingangssatz (Introduktion, Allegro moderato) von Max Bruchs g-Moll-Violinkonzert an. Zugleich fand er aber auch in den kantablen Abschnitten zu einem sehr offenen und tragenden Geigenton. Einen oft sinnlichen Ton hatte die 17-jährige Geigerin Emilia Matthes aus Puchheim im spanischen Tanz aus der Oper "La vida breve" von Manuel de Falla. Im Kontrast zwischen gesprungenem und legato geführtem Bogen entstand ein sehr ausdrucksvolles Spiel mit vielen Farben, das eine insgesamt sehr reife Leistung demonstrierte.

Hanna Schmidt (17 Jahre) aus München setzte im Allegro-Kopfsatz aus der Sonate d-Moll op. 108 von Johannes Brahms auf einen ganz feinen, gegenüber dem Klavier ideal austarierten Geigenton. Ihre fließenden Kantilenen waren wunderschön vibriert und in Phrasen musikalisch geatmet. Wie schon beim letzten Konzert beschloss die 11-jährige Maya Wichert aus Gröbenzell das Konzert, diesmal mit der Sérénade mélancolique op. 26 von Peter Tschaikowsky. In diesem langsamen Stück entwickelte sie einen beeindruckend weichen Piano-Klang, der aus ihrer profunden Technik herrlich singende Kantilenen erwachsen ließ.

Viel Beifall gab es für alle jungen Musiker, deren Leistungen allesamt hoch beachtlich sind, und deren inniges Verhältnis zum Instrument ihr Leben entscheidend prägt. Dass nicht nur hochvirtuose Stücke, sondern auch Kammermusik und langsame Sätze zu hören waren, spricht eben für die Breite der musikalischen Arbeit durch Peter und Simone Michielsen und ihr Team.

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