Schöngeising:Wenn Studenten Bäume sägen

Schöngeising: Millimeterarbeit ist bei der Station Fällen des forstlichen Wettbewerbs von Landwirtschaftsschülern zu leisten.

Millimeterarbeit ist bei der Station Fällen des forstlichen Wettbewerbs von Landwirtschaftsschülern zu leisten.

(Foto: Günther Reger)

Beim forstlichen Wettbewerb der Landwirtschaftsschüler messen sich auf dem Jexhof 48 Teilnehmer an drei Stationen

Von Erich C. Setzwein, Schöngeising

Lange geschlafen hat Pia Huber in der Nacht zu Freitag nicht. Die 18-Jährige aus Scheyern im Kreis Pfaffenhofen war in den Stunden vor ihren Prüfungen auf dem Jexhof in Schöngeising mit ihrer örtlichen Feuerwehr unterwegs. Sturmschäden. Mehr muss sie gar nicht sagen. Und wenn es heißt "Holz unter Spannung", dann weiß die junge Frau, dass es nicht um Elektrizität geht, sondern ein gefällter oder umgestürzter Baum schwierig durchzuschneiden ist. Der "Präzisions- und Kombinationsschnitt" ist das, was Pia Huber, die eine duale Ausbildung als Landwirtin absolviert, am liebsten bei diesem forstlichen Wettbewerb macht. Der findet an diesem Freitag auf dem Jexhof statt, und 48 Teilnehmer aus den Dienstgebieten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck nehmen diesmal teil.

Pia Bauer ist eine von sechs Frauen, die zeigen, dass sie mit der Motorsäge umgehen und Bäume pflanzen können und dass sie bei einem Wissenstest unter Beweis stellen, welche Baumarten sie kennen. Für die 18-Jährige ein umfangreiches Programm nach einer Einsatznacht während des Sturms und anderthalbstündiger Anreise zum Jexhof. Wenn sie nicht gerade auf der schneebedeckten Wiese steht und mit der Rhodener Haue Baumpflanzen in den Boden bringt, studiert sie an der Technischen Universität in Weihenstephan. Dort hat auch Lars Tiedtke im vergangenen Jahr sein Studium begonnen. Weil es ein dualer Studiengang ist, erfolgt parallel die Ausbildung auf einem Bauernhof. Tiedtke, ein 19-Jähriger aus Germering, hat sich den Biohof Unglert in Puchheim ausgesucht und ist dort auf Niclas Tietjen aus Bremen gestoßen. Tietjen, 20, kommt aus der Landwirtschaft, in seiner Gegend wird viel Mais für die Biogasanlagen angebaut, aber er wollte "was mit Schafen machen". Nach seiner Vorstellung haben Schafe viel mit den Bergen zu tun, also suchte er nach einem Betrieb in Bayern, Und fand den Hof der Unglerts, wo Schafwirtschaft betrieben und ausgebildet wird.

In Weihenstephan sind sie im Diplom-Studiengang Landwirtschaft. "Im fünften Semester kann man die Fachrichtung bestimmen", sagt Pia Huber, die in die Bio-Landwirtschaft möchte. Ein eigener Betrieb schwebt ihr aber nur im Nebenerwerb vor, sie kann sich vorstellen, ins Projektmanagement zu gehen, sich vielleicht um Lebensmittelbeschaffung und Qualitätsmanagement zu kümmern. Oder auch, "Betriebe umweltfreundlicher zu gestalten". Die Ausbildung - sowohl praktisch wie akademisch - ermögliche eine große Vielfalt bei der Berufswahl.

Jens Tiedtke hat inzwischen die Buchenreiser in die verschneite, aber nicht gefrorene Wiese hinter dem Jexhof gepflanzt, ein Prüfer nimmt die Reihe ab. Stimmen die Abstände von jeweils anderthalb Metern, passt die Pflanztiefe, sitzt die Pflanze fest im Boden? Können alle Fragen positiv beantwortet werden, gibt es Punkte. Und auch mal Abzüge, wenn beim Präzisionsschnitt am liegenden Stammholz der Schnitt nicht ganz erfolgt ist. Jeder Millimeter Überstand wird negativ bewertet. Die Stimmung ist aber locker, manche scherzen und unterhalten sich im Lärm der Motorsägen.

Drüben beim Pflanzen, ist das Sägen nur noch wenig zu hören. Dafür sind die Vögel zu vernehmen, die an diesem sonnigen Freitagvormittag in den Bäumen und Büschen rund um das Wettbewerbsareal sitzen. Auf den Bäumchen, die Tiedtke gerade gepflanzt, werden sie nie sitzen. Denn zum Schluss zieht sie der Germeringer wieder aus dem Boden, damit der nächste Jungbauer sein Glück versuchen kann.

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