Schöngeising:Saft und Gelee

Lesezeit: 2 min

Obsternte: Maria Lehmayr zeigt den Kindern auf dem Jexhof, wie man einen Apfelpflücker einsetzt. (Foto: Christina Strobl/oh)

In einem Ferienkurs im Jexhof pflücken Grundschüler Äpfel und verarbeiten sie, wie es die Großeltern getan haben

Von Christina Strobl, Schöngeising

Woher der Brotzeit-Apfel kommt und was man aus dem Obst noch machen kann, das haben Acht- bis Zwölfjährige auf dem Jexhof erfahren. Maria Lehmayr beaufsichtigte das Programm mit den insgesamt sieben Teilnehmern. Gleich zu Beginn des Workshops wurde ihnen allgemeines Wissen nahegebracht, beispielsweise dass man grundsätzlich bei der Apfelernte zwischen Lager- und Fallobst unterscheidet, dass es viele verschiedene Sorten von Äpfeln gibt und wie man es auf Farbe und Geruch testet. Sonja und Kim, beide sieben Jahre alte, fragen sich bereits seit Längerem, was es mit ihrem Pausenbrot-Begleiter auf sich hat: "Wir haben selbst auch Äpfel im Garten, und die esse ich gerne", erzählt die kleine Grafratherin Kim. "Deshalb will ich jetzt wissen was man daraus machen kann und wie ich das mache."

Laut Betreuerin Lehmayr ist die angehende Zweitklässlerin bei dem "Apfel-Workshop" genau richtig gelandet. Denn nach der kleinen Einführung geht es für die sieben Schüler auf die Obstwiese, um mithilfe zweier Apfelpflücker selbst Äpfel von den Bäumen zu ernten. Während sich die Kinder nacheinander am Ernten versuchen, erklärt die Museumspädagogin ihren Schützlingen, welch großen und vor allem ganzjährigen Nutzen die Menschen früher aus den eigenen Äpfel gezogen haben: "Man war damals viel sparsamer! Einen faulen Apfel hat man nicht einfach weggeworfen, sondern die betroffene Stelle abgeschnitten und den Rest weiterverwendet", sagt die 51-Jährige zu den Grundschülern, die sich das heutzutage nicht mehr vorstellen können. Anschließend hätten sie die Früchte dann eingekocht, eingelagert, sie gedörrt oder zum Kochen verwendet. Sehr beliebt war damals auch das Apfelgelee, sagt Lehmayr, welches die Kinder im Anschluss selbst herstellen werden.

Die Museumspädagogin legt ihren Schützlingen zudem ans Herz, dass es nicht selbstverständlich ist, tagtäglich frische Äpfel essen zu können, sondern, dass das alljährliche Ernteergebnis vor allem vom Wetter abhängt: "Wir hatten dieses Jahr sehr späten Frost und auch immer wieder Trockenheit", erklärt sie. "Deshalb könnt ihr sehen, dass nicht alle Bäume Obst tragen." Lehmayr deutet auf die verschiedenen Apfelbäume im Obstgarten des Jexhofes. "Man kann hier gut sehen, dass manche Bäume viel haben und manche gar nichts. Wir können jedenfalls nicht sagen, dass wir heuer viel Obst haben."

Mit dem frisch geerntetem Obst im Gepäck machen sich die Kinder an die Apfelgelee-Produktion: Behutsam schneiden die Kursteilnehmer das Baumobst in kleine Stücke. Diese werden gekocht und das Gemisch wird anschließend durch ein Tuch hindurchgesiebt. So entsteht Apfelsaft, wie die jungen Erntehelfer lernen, und dies ganz ohne Maschine, die alle Arbeit abnimmt. Im Anschluss wird der frisch gefilterten Saft erneut zum Kochen gebracht, es wird Gelierzucker beigefügt und das Ganze, noch in heißem Zustand, in Gläser gefüllt, die die Kinder am Ende des Workshops zu Hause ihren Familien präsentieren konnten.

Zum Abschluss und nach getaner Arbeit wird dann noch gemeinsam Brotzeit gemacht, und die Kinder können sich, zusammen mit Maria Lehmayr, über die neuen Erfahrungen austauschen. Und den ein oder anderen Apfel naschen.

© SZ vom 04.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: