Das Gebiet an der Amper bei Schöngeising, vom Durchbruch des Abflusses aus dem Ammersee durch den Moränenzug bei Grafrath bis zum heutigen Zellhof, war schon vor Jahrtausenden ein begehrtes Siedlungsgebiet und ist es durch alle Zeiten geblieben. Besonders die Kelten und die Römer hatten sich dort über Jahrhunderte breit gemacht. Den Beleg dafür liefern Grabungsergebnisse und Zufallsfunde, von denen besonders markante, eindrucksvolle und aussagekräftige derzeit im Gemeinschaftshaus zu sehen sind. Der Kulturverein Schöngeising (KuSch) unter Leitung von Gerhard Gauck hat anhand von Fotos, Lagekarten, Modellen und Fundstücken die Ausstellung „Archäologie in und rund um Schöngeising“ organisiert, um den Bürgern eine Vorstellung darüber zu vermitteln, wie weit die Geschichte der Siedlung und damit die Wurzeln der Entstehung ihres Dorfes zurückgehen und welche Bedeutung die Siedlungsgeschichte für die gesamte Region hat, „ohne dass wir einen wissenschaftlichen Anspruch erheben wollen“, sagt Gauck.
Auf einer Zeittafel am Eingang zum Stüberl, auf der alle im Landkreis gemachten Funde und Entdeckungen aufgeführt sind, taucht bei fast allen Epochen Schöngeising auf. Ob Bronze-, Hallstatt- oder Latènezeit, für alle wichtigen Zeitabschnitte wurden bei Schöngeising Belege gefunden. Anhand von Luftbildaufnahmen und Grabungen lassen sich in der Umgebung auch vier sogenannte Keltenschanzen nachweisen. „Das zeigt, dass unsere Gegend zu allen Zeiten begehrt war, das ist schon was Besonders“, findet Gauck und verweist auf ein Keramikgefäß und eine steinerne Axt, die in einem Grab der späten Jungsteinzeit gefunden wurden und der Schnurkeramik-Kultur um 2500 vor Christus zugeordnet werden. Besonders freut den KuSch-Vorsitzenden, dass schon zur Eröffnung und am vergangenen Wochenende insgesamt mehr als hundert Besucher gezählt werden konnten. „Wenn auch nächsten Samstag und Sonntag das Interesse so bleibt, dann hat sich der Aufwand der ehrenamtlich engagierten KuSch-Mitglieder gelohnt“, so Gauck.
Bei den Vorbereitungen wurde der Verein von der Kulturreferentin der Nachbarkommune Grafrath, Sybilla Rathmann, Kreisheimatpfleger Markus Wild und von Fritz Aneder unterstützt, der im Historischen Verein für die Stadt und den Landkreis Fürstenfeldbruck den Arbeitskreis Vor- und Frühgeschichte leitet und im Stadtmuseum für die entsprechende Präsentation verantwortlich ist. Einige Ausstellungstücke wie Münzen aus römischer Zeit oder Kalksteine, die vermutlich von einer Säule stammen, kommen aus dem Fundus des Museums. Anhand von Fotos von einem Fundort an der Zellhofstraße im Jahre 1992 und von Grabungen, wird auch erklärt, dass die Säule zu einem Grabmonument gehörte. „Ambrae“, so der überlieferte Name der Siedlung, war offensichtlich von 15 vor bis 400 nach Christus eine Rast und Pferdewechselstation an der wichtigen Fernstraße von Augsburg (Augusta Windelikum) nach Salzburg (Juvavum), die heute als Via Julia bezeichnet wird. Sie überquerte hier die Amper, was durch entdeckte Eichenpfähle einer einstigen Brücke belegt ist.
Nach dem Abzug der Römer erfolgte im 6. Jahrhundert die Besiedelung durch Bajuwaren. Reihengräber des 7. Jahrhunderts legen Zeugnis für die Entwicklung eines Dorfes „Kisinga“ ab, das 763 erstmals urkundlich erwähnt wurde, und aus dem schließlich Geising und später Schöngeising wurde. Erste Siedlungshinweise finden sich bereits vom Ende des 3. Jahrtausends vor Christus. Besondere Beachtung findet in der Ausstellung das Gräberfeld Mühlhart, das wohl zwischen 1500 und 1400 vor Christus entstanden ist. Ausführlich erzählt wird, dass die ersten Gräber 1839 geöffnet wurden und 1870 eine große Grabung stattfand, dass davon aber leider keine Aufzeichnungen gemacht wurden, die eine zeitliche und räumliche Einordnung der Belegung ermöglichen würden. Details können aber dennoch gezeigt werden.
In einem der älteren Gräber war eine Frau beerdigt worden, die vermutlich einer gehobenen sozialen Schicht entstammte, was sich aus Resten eines Brustschmucks aus mehr als 150 Bernsteinperlen schließen lässt. Einen Schwerpunkt in der Ausstellung nimmt die Erforschung der sogenannten Sunderburg ein. Es handelt sich dabei um einen Siedlungsort auf einem Geländesporn an der Amper westlich des Dorfes, der in mehreren Epochen, von der Bronzezeit bis ins späte Mittelalter hinein belebt war und wo sich vor nicht allzu langer Zeit ein herzogliches Jagdhaus befand.
Die Ausstellung im Schöngeisinger Gemeinschaftshaus (Gusso-Reuss-Straße 1) ist noch am kommenden Wochenende, 13./14. Juli, jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.