Wintereinbruch:Olchinger Gymnasium wird evakuiert

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Bis zu einem halben Meter hoch ist die Schneedecke, die auf den Flachdächern des Gymnasiums lastet. Christoph Weßbecher und Einsatzleiterin Angelika Zettl von der Feuerwehr Geiselbullach verschaffen sich einen Überblick. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Dach, so die Sorge, könnte unter der Schneelast zusammenbrechen. In den meisten anderen Schulen wird unterrichtet. Der Nahverkehr ist weiter gestört, die Feuerwehr im Dauereinsatz.

Von Stefan Salger, Olching

Das Gymnasium in Olching ist am Montagvormittag evakuiert worden, die Schülerinnen und Schüler wurden nach Hause geschickt. Damit reagierte die Schulleitung auf eine behördliche Anweisung aus dem Landratsamt. Grund ist die große Schneelast auf dem Dach und die damit verbundene Befürchtung, es könnte unter der tonnenschweren Belastung einbrechen.

Evakuiert wegen Schneelast: Das Gymnasium in Olching ist seit Montag geschlossen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eigentlich hätten Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte bereits zum Schuljahresanfang in Container umziehen sollen, um die Generalsanierung des Gebäudes zu ermöglichen. Der Umzug aber hatte sich verzögert, weil der Prüfstatiker die Freigabe der Container verweigert hatte. Der Umzug wurde deshalb auf die Weihnachtsferien verschoben. Eine Sprecherin des Landratsamts bestätigte die "vorsorgliche" Maßnahme. Man sei damit einer Empfehlung des Statik-Büros gefolgt. Diejenigen unter den Schülerinnen und Schülern, die nicht sofort den Heimweg antraten, konnten sich in Begleitung von Lehrkräften in der Mittelschule Olching aufhalten, bis sie nach Hause gehen konnten. Würde man das Dach vom Schnee räumen, wären nach Einschätzung des Landratsamts erhebliche Schäden am Dach nicht auszuschließen, der personelle Aufwand einer Schneeräumung wäre sehr groß und die Räumung würde mehrere Tage dauern. Das Dach wird deshalb nicht geräumt. Für die Schule besteht bis auf Weiteres ein Betretungsverbot. Die Stellvertretende Schulleiterin Sabine Ratberger kündigte die sofortige Umstellung auf Distanzunterricht an, auch die Verwaltung muss nun vom Homeoffice aus erledigt werden. Ein vorzeitiger Umzug in die Container ist mangels Möblierung nicht möglich. Geschlossen bleiben am Dienstag auch die zwei Germeringer Gymnasien, die Realschule und die Fachoberschule. Die große Sporthalle des Max-Born-Gymnasiums wurde ebenfalls bis auf Weiteres gesperrt - wegen der Schneelast auf dem Dach (das 2024 saniert werden soll) und einer nassen Dämmung. Eine Räumung des Schnees wäre aufgrund der Dachbegrünung zu kompliziert.

Verwaiste Bahnsteige, wie hier in Olching. (Foto: Carmen Voxbrunner)

In den Grund- und Hauptschulen wurde am Montag unterrichtet. Es gab eine große Bandbreite: Teils waren fast alle Schüler gekommen, wie in der Schule am Gerner Platz in Puchheim. Teils waren nur wenige gekommen, wie in Grafrath, wo der Schulweg viele Kinder durch den Wald führen würde. Bei Präsenzunterricht soll es - soweit möglich - auch bleiben.

Schulamtsdirektor Thomas Frey ermuntert Eltern und Schulleitungen gleichwohl ausdrücklich, mit Blick auf die individuelle Lage beim Schulweg eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Denn das Schulamt kann naturgemäß nicht alle Örtlichkeiten prüfen. Wichtig ist das vor allem, falls sich Vorhersagen eines gefrierenden Regens bewahrheiten und der Schulweg spiegelglatt sein sollte. Dann rät Frey dazu, die Kinder zu Hause zu lassen - sofern dort eine Betreuung von Grundschülern gewährleistet ist. Seit Corona sind die Schulen so ausgerüstet, dass sie schnell auf Distanzunterricht umstellen können. Am Montag entschied sich denn auch die Berufsschule, die von Schülerinnen und Schülern aus einem weiten Umkreis besucht wird, für die Online-Variante.

Wer auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist, muss Geduld haben. (Foto: Carmen Voxbrunner)
Das öffentliche Leben wird langsamer, auch weil Busse und Bahnen nicht wie gewohnt fahren. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Entscheidend für den Schulweg ist generell der öffentliche Personennahverkehr. Der Betrieb der drei durch den Landkreis führenden S-Bahnlinien blieb jenseits von München am Montag eingestellt. Bis Wochenmitte ist mit anhaltenden Einschränkungen des Bahnverkehrs zu rechnen. Bleiben noch die Busse, die allerdings weniger in Schneewehen als vielmehr im Stau steckenblieben. Hermann Seifert, im Landratsamt für die Busse zuständig, sagt: "Wir fahren auf Sicht". Und diese Sicht reicht ebenfalls nicht über den befürchteten Eisregen hinaus. Komplett eingestellt wurde bislang lediglich die Linie 861 in Eichenau, für die es auf schmalen Straßen und zwischen hohen Schneebergen bei Gegenverkehr kein Durchkommen mehr gab. Ähnliches Bild in Puchheim-Ort, wo es für die Linien 853 und 854 auf ihrer Schleife zu eng wurde. Weitere Teilstrecken waren nicht mehr befahrbar und es kam und kommt zu deutlichen Verspätungen.

Viele Straßen waren gesperrt, nicht alle Autofahrer hielten sich daran - und blieben prompt stecken. (Foto: Feuerwehr Germering)

Nicht mehr befahrbar waren insbesondere die Abschnitte zwischen Pfaffenhofen und Adelshofen durch den Wald, zwischen Alling und Germering, zwischen Marthashofen und Grafrath. Biburg war komplett abgehängt. Wieder befahrbar für Busse ist (Stand Montagnachmittag) der Abschnitt auf der Bundesstraße zwei zwischen Althegnenberg und Hattenhofen.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises teilt mit, dass witterungsbedingt auf den kleinen und großen Wertstoffhöfen des Landkreises derzeit nur ein eingeschränkter Betrieb möglich ist. Der Wertstoffhof Kottgeisering bleibt witterungsbedingt am kommenden Samstag geschlossen. Zudem kommt es in dieser Woche zu Verzögerungen bei der Müllabfuhr. Tonnen sollten gut zugänglich und schneefrei bereitgestellt werden, sie werden zusätzlich auch am Samstag entleert.

Mithilfe von Drehleitern wird das Dach des Hallenbads geräumt. (Foto: Feuerwehr Germering)
Dabei arbeitet die Germeringer Feuerwehr mit den Technischen Hilfswerken Fürstenfeldbruck und Augsburg zusammen. (Foto: Feuerwehr Germering)

Im Dauereinsatz sind seit Freitagabend die Feuerwehren. Die Hilfskräfte in Germering rückten bis zum Montag allein 40-mal aus, wie Christian Haugg berichtet. Es begann am Freitagabend, als mehrere Bäume in der Nähe des Schusterhäusls umstürzten. Der städtische Bauhof sperrte daraufhin die Straße, "was jedoch einige Verkehrsteilnehmer nicht davon abhielt, die Sperre zu umfahren und in den Schneemengen steckenzubleiben". Dieses uneinsichtige Verhalten führte zu drei weiteren Einsätzen, teilweise in den Nachtstunden. An der Kirchenstraße zur Kirchenschule wurden Bäume von der Schneelast befreit, um den Schulweg sicherer zu machen. Gemeinsam mit den Technischen Hilfswerken Fürstenfeldbruck und Augsburg wurde zudem das Flachdach des Hallenbads geräumt.

Unter der tonnenschweren Last des Schnees neigt sich dieser Baum. (Foto: Feuerwehr Germering, oh)

Am Wochenende befreite die Germeringer Feuerwehr zwei im Schnee steckengebliebene Rettungsfahrzeuge, absolvierte aber auch Einsätze, die nicht direkt etwas mit dem Schneechaos zu tun hatten. Dafür befanden sich am Samstag von acht bis 18 Uhr sowie Sonntag bis 15 Uhr jeweils 15 Mann im Gerätehaus in Bereitschaft. So wurden zwei Wohnungen für den Rettungsdienst geöffnet und eine Person per Drehleiter gerettet.

Die Germeringer Stadtverwaltung erinnert an die Räum- und Streupflicht von sieben (an Sonn- und Feiertagen neun) bis 20 Uhr auf Gehwegen - oder, falls ein solcher nicht vorhanden ist, auf einem eineinhalb Meter breiten Streifen auf der Fahrbahn. Der geräumte Schnee oder die Eisreste können neben dem Gehweg liegen bleiben, sofern der Verkehr dadurch nicht gefährdet oder erschwert wird. Abflussrinnen, Hydranten, Kanaleinlaufschächte und Fußgängerüberwege müssen frei bleiben. Bei Schnee-, Reif- oder Eisglätte sollte mit Sand oder Splitt gestreut werden. Nur bei besonderer Glättegefahr (zum Beispiel auf Treppen oder starken Steigungen) ist die Verwendung von Tausalz zulässig. Die Stadt stellt Splitt zum Streuen kostenlos zur Verfügung.

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