Kontroverse Debatte:"Der Gedanke ist hier immer Peng"

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In der Sendung Quer des Bayerischen Fernsehens kommen Befürworter und Kritiker des Schießplatzes in Hattenhofen zu Wort.

Von Karl-Wilhelm Götte , Hattenhofen

Ein Lärmschutz-Schild wird mit Gewehrkugeln durchschossen. So beginnt der Beitrag der BR-Sendung "Quer" zum Schießplatz Hattenhofen. Der herrliche Sonnentag - eine Katze stromert herum - wird mit lauten Schüssen, die den Anwohnern in Peretshofen, Loitershofen und Hattenhofen in den Ohren dröhnen dürften, zu einem weiteren ungemütlichen Tag. Der Betreiber nennt seine Schießanlage, auf der vornehmlich Jäger und Sportschützen auf Tontauben schießen, einen Jagdparcour. Zuerst kommen dann auch Jäger ins Bild. "Wir müssen einen sauberen tödlichen Schuss anbringen", sagt Gerhard von Hößlin vom Bayerischen Jagdverband und Jägerchef im Landkreis. Das sei der Auftrag und das müsse unbedingt trainiert werden, fügt Hößlin, der im beschaulichen Maisach-Gernlinden weit weg vom Schießplatz wohnt, nachdrücklich hinzu. Monika und Walter Nachtmann, die die Kamera unmittelbar danach zeigt, sehen das als Aktivisten der Bürgerinitiative (BI) gegen die Schießanlage ganz anders. Sie sitzen auf ihrer Terrasse im Örtchen Peretshofen, nicht weit entfernt vom Schießlatz. "Der Gedanke ist hier immer Peng", sagt Monika Nachtmann. Die Anwohner würden bei jedem Schuss rausgerissen. "Ich kann mich nicht auf ein Gespräch konzentrieren", beschreibt sie die Lage im Dauerbeschuss. Und geschossen wird von Mittwoch bis Samstag an vier Tagen viel. Eigene Zählungen der BI kommen auf mehr als 6000 Schuss - häufig 20 Schuss pro Minute. Bisher hat die BI erfolglos gegen den "Schießterror", wie sie ihn nennen, opponiert. Das Landratsamt als Aufsichtsbehörde hat in ihren Augen versagt. Zuletzt hat das Verwaltungsgericht München dem Betreiber recht gegeben und die vom Landratsamt verhängten Zwangsgelder als nicht rechtens erklärt. Von einem "Anfängerfehler" des Amtes spricht BI-Mitglied Jörg Sändig. Das war im Dezember, danach ist nichts passiert. Jetzt hätten die Fernsehzuschauer einen flammenden Appell des Landrats erwartet, der sich für die lärmgeplagten Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Doch "Ewigkeitslandrat" Thomas Karmasin kommt nicht ins Bild. "Das Amt will nicht mit uns sprechen", lautet der Fernseh-Kommentar. Das verwundert, kommt der Landrat doch sonst gerne smart ins Bild. Mit seiner Fernseh-Verweigerung findet sich Karmasin in bester Gesellschaft mit dem Betreiber. Auch der Geschäftsführer der Jagdparcour-Gesellschaft, Florian Gmeiner, lehnt es ab, vor der Kamera zu erscheinen. Auch seine Schießanlage will er nicht filmen lassen. Bei den Jägern macht sich "gewisse Angst" breit, wenn ihr Übungsplatz geschlossen werden sollte. Dann müssten sie etwa 150 Kilometer weit in die Oberpfalz zum Trainieren fahren. Das wäre schlimm, das sieht man ihren Gesichtern an. Doch richtig schlimm ist es offenbar bereits heute für die Anwohner. In dem Fernsehbeitrag werden vor allem zwei Alternativen genannt: "Weiter kämpfen oder wegziehen." Sie werden also wohl weiterkämpfen.

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