Schicksal:Wenn Gehen zur Qual wird

Schicksal: Julia Köpplinger ist immer öfter auf den Rollator oder gar den Rollstuhl angewiesen. Ihren Sohn kann die Fürstenfeldbruckerin deshalb nicht mehr betreuen. Umso mehr freut sich die an MS erkrankte Frau auf ein Kur-Wochenende mit dem Siebenjährigen, welches ihr durch das Spendenhilfswerk der SZ ermöglicht wird.

Julia Köpplinger ist immer öfter auf den Rollator oder gar den Rollstuhl angewiesen. Ihren Sohn kann die Fürstenfeldbruckerin deshalb nicht mehr betreuen. Umso mehr freut sich die an MS erkrankte Frau auf ein Kur-Wochenende mit dem Siebenjährigen, welches ihr durch das Spendenhilfswerk der SZ ermöglicht wird.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Julia Köpplinger ist an Multipler Sklerose erkrankt. Nach jahrelangem Streit mit den Behörden ist die Bruckerin endlich als pflegebedürftig eingestuft worden. Damit erhält sie die benötigte Haushaltshilfe

Von Ekaterina Kel, Fürstenfeldbruck

Der jahrelange Streit mit den Behörden hat sich für die junge Fürstenfeldbruckerin Julia Köpplinger gelohnt. Die an Multipler Sklerose oder MS, einer Krankheit des Nervensystems, erkrankte Frau hat nun den ersten Pflegegrad zugewiesen bekommen. Ein Mitarbeiter des zuständigen Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) hat dies bestätigt.

Wie die SZ am 11. Mai berichtete, hat Köpplinger seit 2016 mehrmals versucht, einen Pflegegrad zu erhalten. Drei aufeinander folgende Anträge wurden jedoch abgelehnt, weil laut MDK die Gutachter nicht feststellen konnten, dass Köpplinger dauerhaft über mindestens sechs Monate eingeschränkt war. Die Erkrankte legte dreimal Widerspruch ein, bekam jedoch abermals Absagen. Nachdem sie im März dieses Jahres einen vierten Antrag gestellt hatte, kontaktierte sie die Fürstenfeldbrucker SZ, um von ihrem vergeblichen Kampf um den Pflegegrad zu berichten. Der Gutachter, der dieses Mal zu Köpplinger nach Hause kam, habe sie im September vor zwei Jahren schon einmal gesehen, berichtet die Frau. "Er hat sich fast zwei Stunden Zeit genommen und viel gefragt." Bei den Begutachtungen davor sei dies nicht der Fall gewesen. Außerdem habe sich ihr Zustand seitdem weiter verschlechtert, erzählt die 35-Jährige.

Der positive Bescheid habe sie sehr gefreut. Nun bekommt Köpplinger 125 Euro monatlich, die allerdings direkt an einen Pflegedienst gehen. Davon wird ihr eine Hauswirtschafterin bereitgestellt. "Es hilft. Ich bin erleichtert, dass es geklappt hat", sagt sie. Aber sie weiß auch: "Die MS schreitet voran."

Feinmotorik und Konzentration haben erheblich nachgelassen, der Körper lässt Köpplinger bei alltäglichen Dingen immer mehr im Stich: Tisch decken, Geschirr spülen oder einfach einkaufen sind für sie anstrengend geworden. Selbst das Gehen fällt der allein lebenden Frau zunehmend schwerer - sie ist immer öfter auf einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen, ein elektrischer Fußheber hilft ihr zusätzlich dabei, das rechte Knie zu knicken.

In ihrem Beruf als Krankenschwester kann sie nicht mehr arbeiten, wegen der Frühpensionierung steht ihr eine sehr geringe Rente zu. Der Unterhalt vom Ex-Mann läuft im kommenden Jahr aus. Die schlimmste Einschränkung für sie sei es aber, dass sie ihren Sohn nur noch einmal in der Woche sehen kann. Seit einiger Zeit lebt der Siebenjährige bei seinem Vater und Köpplingers Ex-Mann, weil sie sich nicht mehr vollumfänglich um das Kind kümmern kann. Und wegen des eingeschränkten Sichtfelds - eines der ersten Symptome, die sich bei Köpplinger bemerkbar machten - darf sie nicht mehr Auto fahren. Deshalb kann sie ihren Sohn auch nicht mehr selbst besuchen.

Der Adventskalender der Süddeutschen Zeitung hat der Fürstenfeldbruckerin deshalb einen Wunsch erfüllt: Demnächst werden Köpplinger und ihr Sohn ein langes Wochenende in einem Kinderhotel in Bad Griesbach verbringen. "Wir freuen uns beide ganz doll darauf. Mein Sohn zählt schon die Tage, bis es losgeht", erzählt die Mutter. "So habe ich richtig viel Zeit mit ihm."

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