Auch Stefan Waller nimmt an den "Brain Games", dem traditionellen Schnellschach-Turnier des TuS Fürstenfeldbruck, am Samstag von 11 Uhr an in der Marthabräuhalle teil. Mehr als 200 Denksportler aus der ganzen Republik werden die Halle bis auf den letzten Platz füllen. Beim Schnellschach hat jeder Spieler nur 15 Minuten Bedenkzeit. Waller ist erst vor vier Monaten zum TuS-Schachabteilungsleiter gewählt worden. Der mit 24 Jahren jüngste TuS-Schachchef in der 97-jährigen Geschichte des Vereins äußert sich zu seinen persönlichen Aussichten beim Turnier und über die aktuelle Lage und Perspektiven des Schachsports vor Ort.
SZ: Welche Chancen haben Sie selbst beim Turnier?
Stefan Waller: Große Chancen habe ich nicht. Auch ein Sieg über einen Großmeister oder Internationalen Meister ist nicht wahrscheinlich. Ich werde im großen Mittelfeld landen und hoffe vielleicht auf einen Rating-Preis um meine DWZ von 1926 herum, das ist meine deutsche Ranglisten-Wertungszahl.
Worauf kommt es beim Schnellschach an?
Es geht darum, spontan Lösungen zu finden. Wichtig ist, dass man nicht experimentiert, sondern die Sachen spielt, die man kennt. Bei der Eröffnung mit den weißen Steinen sollte man gewohnte Züge machen. Im weiteren Spielverlauf dann auch selbst agieren und eigene Ideen anbringen. Das hat bei mir immer gut funktioniert.
Was macht den Unterschied zu den Spitzenspielern aus?
Ein großer Punkt ist bei ihnen die Erfahrung und die Routine. Die sind theoretisch sehr versiert, kennen viele kleine Tricks, die andere nicht wissen, und schaffen sich dadurch Vorteile. Diese Vorteile geben sie nicht mehr ab und setzen sie bis zum Spielende durch.
Für den Verein kommt durch das Turnier ordentlich Geld in die Kasse.
Ja, wir machen ein Plus mit der Veranstaltung. Aber eher ist es ein Aushängeschild für den Verein, weniger ein Geldfaktor.
Diesmal sind nicht so viele Großmeister dabei.
Das liegt am Termin. An diesem Wochenende spielt auch die Bundesliga, und da sind die Spitzenleute beschäftigt. Da ist deren Antrittsgage häufig viel höher als unser Preisgeld auf den vorderen Plätzen.
Wie ist allgemein der Stand des Schachsports nach Corona?
Während der Corona-Zeit war festzustellen, dass viele ehemalige Spieler und auch Anfänger per Online-Schach zu Hause wieder zum Schach gefunden haben. Schach ist beliebter geworden. Das zeigt sich auch bei den Präsenz-Turnieren. Überall haben die Turniere höhere Teilnehmerzahlen als vor Corona. Es geht aufwärts, kann man wirklich sagen.
Auch beim TuS?
Wir müssen unsere Mitgliederverluste während der Corona-Zeit, als wir unsere Schachabende nicht veranstalten konnten, wieder ausgleichen. Jeden Donnerstagabend ab 19 Uhr finden sie jetzt wie gewohnt im Wirtshaus "Auf der Lände" statt. Interessierte Frauen und Männer können gerne zu einem Schnupperabend kommen. Wir bieten alle Spielstärken an, so dass sich auch Anfänger trauen können vorbeizukommen.
Wie steht es um den Nachwuchs?
Wir können natürlich noch mehr Kinder und Jugendliche gebrauchen. Ebenfalls am Donnerstag vor den Erwachsenen ist unser Jugendtraining. Da wird gespielt, aber es wird auch unterrichtet. Ich bin mir sicher, es wird aufwärts gehen auch beim Nachwuchs. Auf jeden Fall wird Schach nicht mehr belächelt, das hat sich geändert. Der Slogan "Schach macht schlau" findet bei den Kindern durchaus Resonanz.