SCF findet einen Sponsor:Ein Traum

Pavel Malamura, ein Bauunternehmer aus Kanada investiert eine sechsstellige Summe in den Fünftligisten SC Fürstenfeldbruck. Das Ziel heißt vierte Liga. Und die Söhne sollen auf dem Rasen mithelfen.

Ralf Tögel

Bruck: SCF - Vorstellung neuer Investor

Neues Geld, neue Spieler: Investor Pavel Malamura (Mitte) mit seinen Söhnen Marek (links) und David.

(Foto: Johannes Simon)

Da sitzt er nun, der große Unbekannte. Der Mann, der den SC Fürstenfeldbruck in eine goldene Zukunft führen soll. Pavel Malamura, 47, gebürtiger Ukrainer, Bauunternehmer aus Vancouver und neuer Sponsor des Brucker Sportclubs. Ein zurückhaltender Mann, der freundlich lächelt. Man trifft sich beim Italiener, an dem Ort, wo alles begann.

Rückblick: Der Fußball-Bayernligist steckt in finanziellen Schwierigkeiten, das Wort Insolvenz macht die Runde. Eine Gruppe von Gönnern um die Ehrenpräsidenten gewährt einen Kredit. Dann kommt der FC Bayern zum Testspiel, der nächste Glücksfall, die Einnahmen darf der SCF behalten. Der Exitus ist abgewendet. Doch die Brucker stecken immer noch im Abstiegskampf, der Kader ist teuer, die Zuschauereinnahmen sind gering, Sponsoren schwer zu finden.

Was sich nun ereignete, muss den Verantwortlichen wie ein Traum vorgekommen sein: Über einen gemeinsamen Freund lernt Vizepräsident Eckart Lutzeier den Spielerberater Dylan Hughes kennen, der - mit einem potenten Sponsor im Rücken - einen Verein sucht, um diesen nach oben zu bringen. Das Duo hat einen italienischen Drittligisten im Auge, doch nun kommt Lutzeier. Zusammen mit dem Gastronomen Antonio di Gorga, dem gemeinsamen Freund, schafft er es, Hughes für den SCF zu begeistern. Und der Ball kommt ins Rollen.

Doch was in aller Welt bewegt einen ukrainischen Bauunternehmer aus Vancouver, Geld beim SCF zu investieren? Eine nicht unerhebliche Summe, dem Vernehmen nach im unteren sechsstelligen Bereich? Zusammen zwar mit di Gorga und Alfred Kirr, dem Regionalleiter der Deutschen Vermögensberatung, wie Hughes betont. Der Löwenanteil freilich dürfte in kanadischen Dollars überwiesen werden. Warum also?

Der Grund sitzt neben Pavel Malamura: seine Söhne David, 19, und Marek, 16. Beide werden beim SCF spielen. Hughes ist sein Mittelsmann, stammt wie Malamura aus Vancouver, die beiden pflegen eine lange Freundschaft. Auch Hughes, 28, ist eine schillernde Figur, der ehemalige Profi kickte für Newcastle (England), Kaiserslautern, Makedonikos (Griechenland) und Waalwijk (Holland).

Mit 25 Jahren musste der ehemalige walisische U-21-Nationalspieler wegen einer Knieverletzung seine Karriere beenden, machte den Trainerschein in England. Danach siedelte er nach München um, trainierte die C-Jugend des TSV 1860 und war als Spielerberater für eine Schweizer Firma tätig. Mittlerweile hat er eine eigene Agentur, berät Spieler aus der zweiten deutschen Liga, den ersten Ligen in Holland, Portugal und der Schweiz. Und: die Söhne von Pavel Malamura.

Malamura sagt, er sei ein großer Fan des deutschen Fußballs. Und er ist ein noch viel größerer Fan seiner Söhne. Beim FC Vancouver war er Co-Trainer des Jugendteams, in dem David kickte. Jetzt betont er, dass er keinen Einfluss nehmen will auf sportliche Belange beim SCF. Einmal im Monat, so es seine Zeit zulasse, werde er sie besuchen. David und Marek werden in Bruck bleiben, eine Wohnung stehe bereit. Der Verein gefalle ihm, sagt Malamura, er hoffe auf eine gute Ausbildung für seine Söhne. Den Trainer jedenfalls hat Hughes schon mal ausgesucht: Sasa Miskovic, ehemals Profi beim FC Augsburg, er soll den Aufschwung gestalten.

Auch der Kader wird ein neues Gesicht bekommen: Wilson Onyemaeke und Florian Baier sind weg, auch Marcel Ebeling wird gehen. Der Stürmer wechselt zum Regionalligisten Seligenporten. Dessen Trainer-Legende Karsten Wettberg glaubt an die Qualitäten des 21-Jährigen, dem der Ruf eines schlampigen Talents anhaftet.

Neben den bislang bekannten Zugängen Andreas Voulgaris (Brindisi), Jerome Faye (Burghausen II), Fabian Meinberger (1. FC Nürnberg/U19), Philip Grahammer (Heimstetten) und David Malamura, der zuletzt beim nordostdeutschen Oberligisten Pommern-Greifswalde spielte, sind derzeit einige Akteure beim SCF im Probetraining. Vollzug wird nach SZ-Informationen demnächst mit Stürmer Victor Carr (Heimstetten) und Mittelfeldspieler Tobias Haenschke (FC Memmingen) gemeldet. Zudem spielt ein nigerianischer Stürmer vor, der aus der vierten englischen Liga kommt. Ende Januar, sagt Sportdirektor Hughes, werde der endgültige Kader stehen. Ziel ist der Klassenerhalt.

Der dürfte die Grundvoraussetzung für ein weiteres Engagement von Investor und Sportdirektor sein, deren Konzept auf eineinhalb Jahre angelegt ist. Das mittelfristige Ziel ist klar definiert: die Regionalliga.

Es ist eine abenteuerliche Geschichte. Das Duo Hughes/Malamura jedenfalls betont, dass es "den SCF nach oben bringen" will. Warum? Die Stadt und der Verein hätten Potenzial, sagt Hughes, man wolle den Klub auf professionelle Beine stellen. Dem Verdacht, dass er als Berater Spieler beim SCF parken will, begegnet er mit dem Argument, dass das Niveau zu niedrig sei. Seine Motivation? "Man muss erst investieren, um etwas zu erreichen." Er glaube an sein Konzept und an eine Zukunft in Fürstenfeldbruck. Malamura sagt: "Ich habe ein gutes Gefühl."

Und der Verein, geht der kein Risiko ein? "Warum?", fragt Lutzeier. Die neuen Spieler würden von Hughes bezahlt, dem SCF entstünden keine finanziellen Belastungen. Ob man sich dem neuen Sportdirektor nicht ausliefere? "Das haben wir so gewollt." Lutzeier sieht es als große Chance, an alte, erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen. Das ist sein großer Traum: "Ich will einmal mit dem SCF aufsteigen." Dass der schnell zu Ende sein kann, ist ihm bewusst.

Denn um diesen, seinen Traum überhaupt am Leben zu erhalten, muss erst einmal der Klassenerhalt geschafft werden. Lutzeier sagt: "Das wird schwer genug."

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