SC Fürstenfeldbruck:Die Offenbarung

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Der Sportclub Fürstenfeldbruck hat mit Auskünften über seine Finanzen gerne hinter dem Berg gehalten. Nun gesteht er langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 150 000 Euro

Von Heike A. Batzer

Der Sportclub Fürstenfeldbruck ist hoch verschuldet. Kurzfristig müssen Rechnungen in Höhe von 60 000 Euro bedient werden, an langfristigen Verbindlichkeiten drücken den Verein 150 000 Euro. Details seiner finanziellen Lage machte der SCF jetzt bei einem Gespräch mit Sponsoren öffentlich. Eine Insolvenz konnte bislang verhindert werden, auch weil selbständig wirtschaftende Abteilungen den Verein finanziell unterstützten. Die Jahreshauptversammlung, bei der am kommenden Donnerstag eine neue Vereinsführung gewählt werden sollte, wurde auf 12. Mai verschoben.

Das finanzielle Desaster ausgelöst hat die Herrenfußballabteilung, die jahrelang weit über ihre Verhältnisse gelebt hat. "Es ist schlimmer als gedacht", sagt Albrecht Huber, der zwölf Jahre lang Präsident des Vereins war und als Ehrenpräsident noch dem Vorstand des Clubs angehört. Zusammen mit Hans Hahn, ebenfalls Ex- und Ehrenpräsident, nahm er die Finanzen jetzt unter die Lupe. Hauptproblem des SCF: Einnahmen, etwa von Sponsoren oder aus dem Verkauf des Stadionnamens, wurden umgehend ausgegeben. Man habe sich zu häufig einfach auf mündliche Zusagen von Geldgebern verlassen, räumt Vizepräsident Johannes Mühlberger ein, der seit dem vorzeitigen Rückzug von Präsident Eckart Lutzeier Mitte Februar zusammen mit dem zweiten Stellvertreter, Antonio di Gorga, nun bis zu den Neuwahlen die Geschäfte führt. Hauptursache für die Misere ist, so bekennt Mühlberger, "eine viel zu teure Mannschaft". Die Rede ist von 120 000 Euro pro Jahr. Da habe man wohl zu spät reagiert, meint er: "Da müssen wir uns vielleicht an die eigene Nase fassen."

Ehrenpräsident Hahn hatte bei dem Aufklärungsgespräch heftige Kritik an Eckart Lutzeier geübt. Der 50-Jährige, der, bevor er im vorigen Jahr Vereinschef wurde, dem Präsidium elf Jahre lang als einer der Stellvertreter angehörte, liegt im Krankenhaus, "ein brutaler Burnout", sagt Mühlberger. Es sei deshalb nicht gut, wenn jetzt öffentlich auf ihm herumgehackt werde.

Hahn hatte schon vor einiger Zeit den Versuch unternommen, den Verein aus finanzieller Not zu befreien, und dem SCF ein Darlehen über 70 000 Euro zur Verfügung gestellt. Zusammen mit weiteren 30 000 Euro, die ein Gastspiel des FC Bayern München im Oktober 2012 eingebracht hatte, sollte es helfen, ein Defizit von damals etwa 90 000 Euro zu decken. Nicht einmal anderthalb Jahre später muss der Verein langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 150 000 Euro einräumen. Dazu zählt auch Hahns zwischenzeitlich durch Abzahlung auf 57 000 Euro geschrumpftes Darlehen. Hahn listete vor den anwesenden Sponsoren auf, wer auch noch zu den Gläubigern zählt: Fußballer der Landesligamannschaft zum Beispiel, die zuletzt kein Geld mehr bekamen (11 800 Euro), zwei Spieler, die an der Ausschüttung einer Unfallversicherung beteiligt werden wollen (13 810 Euro), die Kaltenberger Brauerei über ein langjähriges Darlehen (12 000 Euro), die Berufsgenossenschaft (7000 Euro), ein Vereinskonto bei der Sparkasse (10 000 Euro), ein Steuerberater (7000 Euro), das Finanzamt (4700 Euro), der Bayerische Landes-Sportverband (3000 Euro), die vereinseigene Fußball-Jugendabteilung (16 000 Euro).

Jugendabteilungsleiter Jakob Ettner hatte schon in der Vergangenheit mehrfach beklagt, dass die Vereinsspitze Zugriff auf die Jugendkasse haben wollte. Dass er ihr nunmehr insgesamt 16 000 Euro zur Verfügung gestellt hat, erklärt Ettner mit der Furcht vor einer Insolvenz: "Wir versuchen, den Verein am Leben zu erhalten." Auch die solventen, finanziell unabhängigen und sportlich erfolgreichen Tischtennisspieler sind nach Angaben ihres Abteilungsleiters Rudi Lutzenberger "in Sorge". Wenn der Verein Insolvenz anmelden müsste, dann würden alle Vereinskonten gesperrt, auch die der seriös wirtschaftenden Sparten. Die Tischtennisabteilung macht sich deshalb Gedanken darüber, ob sie sich nicht vom Verein lossagen soll. Die Stockschützen hatten das bereits 2007 getan und einen eigenen Verein gegründet.

Wie kann der Verein nun der Zahlungsunfähigkeit entgehen? "Wir müssen sportlich ganz kleine Brötchen backen", kündigt Ehrenpräsident Hahn an. Mit den Landesligafußballern, bei denen sechs Spieler als Vertragsamateure an den Club gebunden sind, und ihrem Trainer Tarik Sarisakal werde man versuchen, sich außergerichtlich wegen der noch ausstehenden Zahlungen zu einigen. Schwierig wird es bei Gläubigern wie etwa dem Finanzamt, da gibt es kaum Verhandlungsmöglichkeiten. Keine günstige Ausgangsposition für einen neuen Präsidenten. Der Nachfolger von Eckart Lutzeier soll am 12. Mai gewählt werden. Zumindest wer es nicht wird, steht schon fest: Huber, Hahn, Mühlberger - keiner will kandidieren. Als Interessent gilt Johannes Sattlegger, Inhaber des Brauhauses Bruck und bislang noch nicht als Funktionär im Verein aktiv.

Eines will man künftig durch mehrere Satzungsänderungen verhindern: dass der Präsident wie bisher weitgehend unkontrolliert agieren kann. So sollen das Recht der Abteilungen auf finanzielle Eigenständigkeit und die Pflicht, dass sie keine negativen Zahlen schreiben dürfen, in der Satzung des SCF verbrieft werden. Die Hauptversammlung wird darüber entscheiden.

© SZ vom 14.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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