Mammendorf:Rodung wirft Fragen auf

Mammendorf: Nur noch Baumstümpfe: Hinter dem Möbelhaus Keser an der Eichenstraße sind Bäume gefällt und Sträucher entfernt worden.

Nur noch Baumstümpfe: Hinter dem Möbelhaus Keser an der Eichenstraße sind Bäume gefällt und Sträucher entfernt worden.

(Foto: Leonhard Simon)

Auf einem Gewerbegrundstück werden Bäume gefällt und Sträucher entfernt. Dort nistete zuvor eine Saatkrähenkolonie.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Am 28. Februar und damit am letzten Tag, bevor wegen der einsetzenden Vogelbrutzeit Baumfällungen untersagt sind, ist im Gewerbegebiet am östlichen Ortsrand neben dem Möbelhaus Keser ein mit Büschen und Bäumen bewachsenes Grundstück radikal gerodet worden. Zunächst gab es einen Aufschrei, gemischt mit Spekulationen, dass die Gemeinde hinter der Aktion stehe und durch den Kahlschlag auf der rund 4300 Quadratmeter großen Fläche an der Ecke Eichen- und Ahornstraße die dort heimisch gewordenen, unter Artenschutz stehenden Saatkrähen vertrieben werden sollen. Wie Bürgermeister Josef Heckl (BGM) auf Anfrage versicherte, sei die Gemeinde aber über die geplante Abholzaktion nicht informiert worden. "Ich habe davon erst erfahren, als die Fläche schon eingeschlagen war", sagte der Rathauschef. Er glaubt nicht, dass die beiden Eigentümer, eine Erbengemeinschaft, wegen der Saatkrähen zur Kettensäge gegriffen hat, sondern "vermutlich, weil sie das Gewerbegrundstück verkaufen wollen".

Vor längerer Zeit sei er über Verkaufsabsichten informiert worden, nicht aber über den beabsichtigten Kahlschlag. Auf dem Gelände befand sich laut Heckl früher eine Kiesgrube, die, wie damals üblich und auch erlaubt, mit Müll verfüllt worden sei. Bevor man dort bauen kann, müsse daher der Boden untersucht und notfalls sogar der Müll wieder ausgeräumt und das Gelände mit unbelastetem Sand-Schottergemisch wieder aufgefüllt werden. Bäume und Sträucher, die nun hätten weichen müssen, seien seit etwa Anfang der Siebzigerjahre nach und nach ebenso wild hochgewachsen wie auf der nördlich angrenzenden, etwa gleich großen Gewerbefläche, die im Besitz eines Mammendorfers ist.

"Beide Grundstücke sind im Bebauungsplan als Gewerbegrundstücke festgeschrieben." Gegen eine Bebauung oder einen möglichen Verkauf sei nichts einzuwenden. Dass sich dort vor etwa zwei Jahren eine Saatkrähenkolonie niedergelassen habe und rund 120 Brutpaare Nester gebaut haben, sei für die Anwohner, vor allem in der Zeit, wenn die Jungen aufgezogen werden, zu einer großen Belastung geworden. Das laute und eindringliche Gekreische sowie die Verschmutzungen mit dem ätzenden Kot seien ein großes Ärgernis, daher habe die Gemeinde einen Antrag auf Vergrämung gestellt. Dieser sei jedoch mit der Begründung abgelehnt worden, dass die Kolonie im Bereich eines Gewerbegebietes heimisch geworden sei und die wenigen Anwohner weit genug entfernt leben.

Gegen die Ablehnung habe die Gemeinde geklagt. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt bestätigt Heckls Ausführungen. Die Abholzung sei außerhalb der Vogelbrutzeit erfolgt. Es liege auch kein Hinweis vor, dass es sich bei dem beseitigten Gehölzbestand um ein gesetzlich geschütztes Biotop handelte. Dennoch prüft die untere Naturschutzbehörde, ob sich die Beseitigung der Nistbäume mit dem Artenschutz vereinbaren lässt.

Mammendorf: Die Gemeinde hat nichts gegen den möglichen Verkauf der Gewerbefläche.

Die Gemeinde hat nichts gegen den möglichen Verkauf der Gewerbefläche.

(Foto: Leonhard Simon)

Durch den Kahlschlag ist etwa ein Drittel der Nistplätze verloren gegangen. "Wir werden beobachten, ob die Saatkrähen nun auf dem Nachbargrundstück mit Nestern näher zusammenrücken, sich eine neue Splitterkolonie bildet oder den gesamten Bereich ganz aufgeben und sich eine neue Heimat suchen", erklärte Heckl. Eine Einschränkung der Lebensqualität für einen Teil der Dorfbewohner durch die Belästigung durch Saatkrähen wolle die Gemeinde auf Dauer nicht hinzunehmen. Zum Leidwesen der Anwohner scheint die Abholzung die Saatkrähen nicht abgeschreckt, sondern nur ein wenig irritiert zu haben, denn sie ziehen über dem für ihre Zwecke noch intakten Gebiet schon wieder ihre Kreise und bereiten offenbar den Nestbau vor.

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