S-BAHNAUSBAU:Winkelzüge statt Taten

Man hat den Eindruck, dass außer verbalem Aktionismus und taktischen Manövern auf dem politischen Verschiebebahnhof wenig passiert

Von Peter Bierl

Der dreigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Pasing und Eichenau wird im Bundesverkehrswegeplan nicht berücksichtigt. Zur Begründung heißt es, das sei ein lokales Projekt. Das ist richtig und falsch, aber eigentlich völlig egal. Sachlich betrachtet hat die S 4 enorme lokale Bedeutung, aber ihr Betrieb ist mangels Gleisen verkoppelt mit dem Regional- und Fernverkehr. Die Elektrifizierung bis nach Lindau ist ein Schildbürgerstreich, wenn sich die Züge zwischen Geltendorf und Pasing stauen oder die Kapazitäten des Regionalverkehrs ungenutzt bleiben. Der Zustand der S 4 wirkt sich auf den internationalen Fahrplan München-Zürich aus.

Egal ist die Frage aber, weil Papier geduldig ist. Selbst wenn der Ausbau der S 4 im Bundesverkehrswegeplan oder im Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) drinstünde, hieße das noch lange nicht, dass auch nur ein Meter Gleis verlegt wird. In die Kategorie C des (GVFG) hatte es der viergleisige Ausbau vor etwa zehn Jahren schon mal geschafft, passiert ist trotzdem nichts. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, dass außer verbalem Aktionismus und taktischen Manövern auf dem politischen Verschiebebahnhof wenig passiert. Wir sind faktisch nicht weiter als vor einem Jahrzehnt. Als Verkehrsminister hatte Erwin Huber (CSU) eine Vorplanung für den Gleisausbau bis Mitte 2007 angekündigt. Unter seinem Nachfolger wird jetzt angeblich gerade wieder so ein Vorplan erarbeitet. Es gab auch schon allerlei Studien über drei oder viergleisige Ausbauten. Das mag ein Konjunkturprogramm für Planungsbüros sein, ist aber alles für die Schublade gewesen.

Mit wenig Geld, wenig Aufwand und in kurzer Zeit ließe sich am Brucker Bahnhof ein Bahnsteig so herrichten, dass Regionalzüge halten können, und der Engpass vor Pasing mit nur einem Gleis durch ein zweites Gleis beseitigen. So lange nicht einmal das passiert, bleibt der bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) wie seine Vorgänger bloß ein Ankündigungsminister.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: