S-Bahn nach Fürstenfeldbruck:Ministerium vertröstet Pendler auf 2014

Vier Langzüge soll es auf der Strecke der heillos überlasteten S4 geben. Darüber hinaus sind zunächst keine Verbesserungen geplant. Zusätzliche S-Bahn-Züge gibt es erst, wenn Waggons im Ruhrgebiet ausgemustert werden. Die Bürgermeister in der Region sind sauer.

Peter Bierl

Weitere Langzüge auf der S 4 gibt es frühestens 2014, darüber hinaus sind keine Verbesserungen geplant. Das ist das Ergebnis eines Treffens von Bürgermeistern mit Vertretern des bayerischen Verkehrsministeriums am Dienstag im Puchheimer Rathaus. "Das ist völlig ungenügend", rügte der Puchheimer Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD). Sein Brucker Amtskollege Sepp Kellerer (CSU) kann es nicht fassen, dass der Freistaat "es nicht auf die Reihe kriegt", die Infrastruktur auszubauen.

S4-Ausbau

Nur geringfügige Verbesserungen wird es bei der S 4 in absehbarer Zeit geben.

(Foto: Günther Reger)

Die Experten aus dem Ministerium hatten den versammelten Politikern erklärt, warum - abgesehen von den kürzlich versprochenen vier Langzügen zum Fahrplanwechsel im Dezember - nichts vorwärts geht. Die zweite Stammstrecke in München sei alternativlos, aber die Finanzierung ungesichert. Und ohne die zusätzliche Röhre gebe es keinen viergleisigen Ausbau. Mehr Langzüge können nicht eingesetzt werden, weil es an Zügen fehlt. Der aktuelle Zugtyp ET 423 wird nicht mehr hergestellt und eine gemischte Flotte will die Bahn AG nicht einsetzen. Bei der Wartung und im Umlauf der Züge käme es bei verschiedenen Systemen zu Schwierigkeiten, sagte ein Vertreter des Ministeriums auf der Pressekonferenz in Puchheim.

Um vielleicht ab 2014 ein paar weitere Langzüge einsetzen zu können, hofft man im bayerischen Verkehrsministerium, vom Rhein-Ruhr-Verbund mindestens zehn bis maximal 20 Zuggarnituren des Typs ET 423 übernehmen zu können. Die Verhandlungen sollen nächstes Jahr beginnen. Die Züge sind auf eine Betriebsdauer von 20 Jahren ausgelegt, die Garnituren im Ruhrgebiet werden 2014 aber bereits nach acht Jahren Einsatz gegen ein neueres Modell ausgetauscht.

Die Bürgermeister reagierten empört auf die Aussagen aus dem Ministerium. Wenn die Staatsregierung den Tunnelbau als "alternativlos" bezeichne, dieser aber "nicht oder sehr lange nicht" verwirklicht werde, müsse man die Verbesserungen "niedrigschwelliger" ansetzen, verlangte Kränzlein. Die vier zusätzlichen Langzüge ab Dezember nannte er "Mini-Maßnahmen".

Der Puchheimer Bürgermeister warf der Staatsregierung vor, keine vorausschauende Politik zu betreiben. "Die Unterversorgung ist seit vielen Jahren absehbar." Der erwartete Zuwachs von rund 300 000 Menschen in der Region München bedeute einige tausend neue Fahrgäste für die S 4, "aber es gibt keine Verbesserung der Infrastruktur", sagte Kränzlein. Er sei "schwer enttäuscht vom bayerischen Verkehrsminister und von der Politik." Der Fürstenfeldbrucker OB Sepp Kellerer verlangte erneut, wenigstens einige Regionalzüge in Fürstenfeldbruck halten zu lassen. Die Kommunen haben seiner Auffassung zufolge gezeigt, wie man schnell und flexibel reagieren kann - Kellerer nannte als Beispiel die Schaffung von Kita-Plätzen. Die Verkehrspolitik des Freistaates gibt da seiner Ansicht nach ein deutlich schlechteres Bild ab.

Inakzeptabel finden es die Bürgermeister auch, dass die Bahnhöfe Buchenau, Puchheim und Aubing nicht barrierefrei umgebaut werden. Dass es für Provisorien keine Fördermittel gebe, wollen sie nicht gelten lassen, weil der viergleisige S-4-Ausbau, dem etwa ein Behelfsbahnsteig in Puchheim weichen müsste, um viele Jahre verschoben ist. "Das ist nicht mehr provisorisch, das sind Langzeitprojekte", sagte Kränzlein. Im Dezember soll es ein weiteres Treffen der Bürgermeister im Ministerium geben. Kränzlein hofft, dass Zeil noch vor Weihnachten Zugeständnisse macht.

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