Die Rodung eines Streifens des Rothschwaiger Forsts ist rechtens. Um weitere Fällungen zu verhindern, wäre die Stadt auf das Entgegenkommen des Kieswerk-Unternehmens angewiesen. Im Stadtrat am Dienstag wurde diese Sichtweise von einem juristischen Experten bestätigt. Zudem kam Thomas Vilgertshofer von der Firma KRO zu Wort, der die bereits begonnenen Arbeiten mit ergebnislosen Verhandlungen sowie dem bestehenden Zeitdruck rechtfertigte. Zwei Wochen zuvor waren viele Stadträte nach eigenem Bekunden kalt erwischt worden von der Nachricht, dass im Süden der Kiesgrube Puch bereits Fakten geschaffen wurden. Obwohl die Bemühungen, dem Unternehmen alternative Abbauflächen im Osten, Richtung Stadtgrenze, anbieten zu können, noch im Gange waren und die Verhandlungen mit den dortigen Grundeigentümern nach Einschätzung der Stadt durchaus aussichtsreich verliefen.
Das Unternehmen kann sich auf eine Abbaugenehmigung durch den Landkreis berufen, die auf Grundlage des Regionalplans auch nicht verweigert werden konnte. Denn die 16 Hektar, die in den nächsten zehn Jahren in drei Etappen der Motorsäge zum Opfer fallen sollen, sind als Vorrangfläche für den Kiesabbau ausgewiesen. Das betonte am Dienstag auch der von der Stadt eingeschaltete Fachanwalt für Bauplanungsrecht, Gerhard Spieß. Vor zwölf Jahren war der Regionale Planungsverband dem vor allem gegen die Stimmen der BBV und Grünen gefassten Beschluss des Stadtrats gefolgt, lieber in südliche Richtung statt Richtung Stadtgrenze abbauen zu lassen - der betroffene Teil des Rotschwaiger Forst galt damals als nicht besonders hochwertig. Das Unternehmen ist nach Überzeugung von Spieß somit im Recht. Nur wenn es freiwillig noch einer Verlegung zustimmen und auch der Regionale Planungsverband bei der Ausweisung der alternativen Flächen mitspielen würde, könnten weitere Bäume gerettet werden. Nach Angaben Vilgertshofers, der im Gremium Rederecht bekam, ist mit zweieinhalb Hektar bislang etwa ein Sechstel der vorgesehenen Fläche gerodet worden.
Die Kiesgrube Puch, ehemals Stockinger-Kiesgrube, im Westen der Stadt. Abgegraben wird nun Richtung Wald (unten), der Stadt wären die Flächen rechts Richtung Bundesstraße 471 lieber.
(Foto: googlemaps)Spieß ließ durchblicken, dass auch im Fall, dass das Unternehmen doch noch bereit sein sollte, auf die beiden künftigen Teilabschnitte zu verzichten und auf die östlichen Flächen auszuweichen, das Verfahren problematisch wäre. Denn gleichzeitig mit der Neuausweisung der östlichen Flächen als Kiesabbaugebiet müsste der Waldstreifen wieder aus der Vorrangfläche für Kiesabbau genommen werden. Ansonsten könnte schlimmstenfalls Recht geschaffen werden, sowohl im Osten als auch im Süden Kies abzubauen.
Christian Götz (BBV) räumte ein, dass man auf den guten Willen der Firma KRO angewiesen sei, kritisierte aber die "Nacht-und-Nebel-Aktion". Es sei "wahnsinnig ärgerlich", dass 80 bis 90 Jahre alter Wald verschwinden soll. Götz regte an, im Sinne des Klimaschutzes zumindest städtische Grundstücke in dem Bereich aufzuforsten. Und mit dem Unternehmen solle noch einmal das Gespräch gesucht werden. Ähnlich äußerten sich Mirko Pötzsch (SPD) sowie Alexa Zierl (ÖDP) - die zudem einen Kauf der Waldstreifens nebst Abbaurechten durch die Stadt vorschlug, was allerdings einige Millionen Euro kosten würde und ebenfalls nicht gegen den Willen des Unternehmens machbar wäre. Jan Halbauer (Grüne) findet es sehr ärgerlich, dass in der Regionalplanung der Klimaschutz und im aktuellen Fall das nahe Wasserschutzgebiet und der Waldlehrpfad nicht die ihnen gebührende Rolle spielen.
Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) äußerte Verständnis für KRO. Das Unternehmen wolle nicht seine Existenzgrundlage verlieren. Zudem werde Kies dringend als Baustoff benötigt. "Wir sind noch dran, aber die Chancen sinken".
Thomas Vilgertshofer, einer der beiden Geschäftsführer von KRO, verwies denn auch auf die Verantwortung für 20 Mitarbeiter, Lieferverpflichtungen und auf den Zeitdruck. Bis zum Herbst habe man mit dem Roden nicht mehr warten können. Man sei bei Grundstückskäufen bereits in Vorleistung gegangen, die Gespräche mit der Stadt hätten aber nicht zum Ergebnis geführt. Auch auf ein altes, unter Denkmalschutz stehendes Gräberfeld aus der Hallstadtzeit hätte beim Kiesabbau im Osten Rücksicht genommen werden müssen. Vilgertshofer fühlt sich zu Unrecht kritisiert und verweist auf die Leistungen des Unternehmens. So habe man etwa 14 000 Bäume entlang der im Norden verlaufenden Staatsstraße gepflanzt. Und auch die 16 Hektar sollen nach dem Kiesabbau wieder aufgeforstet werden. Landratsamt und Untere Naturschutzbehörde seien über die geplanten Rodungen unterrichtet worden.