Romantisches Konzert:Differenziert verschmelzender Klang

Ein gelungener Duoabend mit Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen im Orlandosaal.

Von Klaus Mohr, Germering

Duoabende können langweilig sein, wenn beide Partner nicht wirklich zueinander finden und jeder mehr oder minder für sich bleibt. Sie können aber auch sehr spannend sein, wenn Künstler ihre musikalische Beziehung ständig neu definieren und sie aus der konkreten Situation heraus entwickeln.

Zur zweiten Kategorie zählte der Abend mit Marie-Elisabeth Hecker (Violoncello) und Martin Helmchen (Klavier) im Rahmen der Klassik-Reihe im Orlandosaal. Mit der Ankündigung eines "romantischen Abends" war damit nicht nur das Repertoire des Programms gemeint, sondern auch der von exponierten Emotionen getragene Ausdruck, der allerdings nicht im Gegensatz zu klanglicher Klarheit stand.

Robert Schumanns Adagio und Allegro in As-Dur op. 70 eröffneten das Programm. In diesem Werk lotet der Komponist mit hochromantischem Gestus die Beziehungsgeflechte zwischen beiden Instrumenten aus: Das Adagio lebte von einer obertonreichen Kantilene, die zwischen Cello und Klavier aufgeteilt war.

Ruhe und Konzentration sowie die Selbstverständlichkeit des mehrmaligen Übergangs prägten ihr Spiel. Das Allegro führte weiter, was im Adagio begonnen hatte, allerdings mit einem höheren Grad an schwärmerischer Energie. So trafen sich Präzision und Ausdruck, erweckten jedoch nie den Eindruck von Übertreibung.

Ludwig van Beethovens Sonate für Klavier und Violoncello in A-Dur op. 69 aus der mittleren Schaffensperiode des Komponisten folgte. In vielfacher Weise war der Klassiker Beethoven wesentliche Orientierung für fast alle Komponisten des 19. Jahrhunderts. Im Kopfsatz Allegro ma non tanto ergänzten sich beide Instrumente in dialogischer Korrespondenz, doch bescherte insbesondere ihr Verschmelzungsgrad glückliche Momente.

Dynamische Entwicklungen, Spannungsgehalte und der Verzicht auf jede klangliche Härte gelangen so wie aus einem Guss. Mit Überzeugung gingen die Musiker die Betonungen "gegen den Strich" im Folgesatz Allegro molto an und enthoben die Zuhörer so mit Witz und Leichtigkeit ihrer Erwartungen. Schön fließend, oftmals pulsierend und mit sanglichen Melodien, bezog das Schluss-Allegro ebenso die profunde Tiefe des Cellos als auch die klangvolle Höhe in beiden Instrumenten mit ein.

Nach der Pause erklangen zunächst drei Piècen von Gabriel Fauré. Diese Stücke wiesen dem Cello den Hauptanteil in der melodischen Führung zu, während das Klavier den harmonischen Boden bereitete. Die klangliche Raffinesse resultierte dementsprechend aus der Vielfalt der Harmonien zu behutsam fließenden Kantilenen. Die Élégie op. 24 hatte Ruhe in der Herangehensweise und die Sicilienne op. 78 Eleganz durch die sanft getupfte Begleitung. Papillon op. 77 zeichnete die Flugbewegungen eines Schmetterlings musikalisch nach, war aber stringent in der Linie und nie oberflächlich flatterhaft.

Als letztes Werk erklang die Sonate für Violoncello und Klavier in g-Moll op. 19 von Sergej Rachmaninow. Sie wirkte wie eine gesteigerte Fortführung dessen, was man schon vorher gehört hatte: Dichtes Legato verband sich mit kraftvollem Zugriff (Allegro moderato), geheimnisvoll pulsierender Ausdruck mit gut geerdeter Flüchtigkeit (Allegro scherzando).

Der erweiterte Ambitus, die vollgriffigen Akkorde im Klavier und die große Geste beim Violoncello signalisierten eindrucksvoll die Kraft des spätromantischen Ausdrucks (Allegro mosso). Nicht zuletzt hatte der Schlussabschnitt scheinbar mühelose und dadurch wunderbar hochvirtuose Züge.

Es ist nicht erforderlich, dass Musizierpartner auch privat zusammengehören. Bei Marie-Elisabeth Hecker und Martin Helmchen trifft sich Künstlerisches und Privates auf überzeugende Weise. Der große Applaus aus dem sehr gut besuchten Saal spiegelte diesen Eindruck am Ende treffend wider. Eine Zugabe rundete den Abend ab.

Zur SZ-Startseite
Ausstellung Toni Laut

SZ PlusVögel im Garten und auf Balkonen
:Wer fliegt denn da?

Vögel beobachten kann man überall, und offenbar macht das sogar glücklich. Ein Überblick über die 20 häufigsten Vogelarten in Bayern - zum Anschauen und Anhören.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: