Roggensteiner Konzertreihe:Vielfalt und Klangpracht

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Auftakt an der Orgel der Schutzengelkirche: Christian Brembeck beim ersten Konzert der neuen Reihe. (Foto: Leonhard Simon)

Christian Brembeck spielt zum Auftakt Orgelmusik

Von Klaus Mohr, Eichenau

Es ist schon etwas Besonderes, nach so vielen Monaten ein Live-Konzert zu besuchen. Das war auch den Zuhörern des ersten Konzerts der Roggenstein-Reihe in diesem Jahr anzumerken, die am Sonntag in die Schutzengelkirche gekommen waren. Zwar können die wunderbaren Kapellen auf Eichenauer Flur, so auch die Sankt-Georgs-Kapelle in Roggenstein, derzeit aufgrund ihre Größe nicht benutzt werden, doch gibt es die stattliche Pfarrkirche, die genug Platz für über fünfzig Konzertbesucher bietet. Christian Brembeck, künstlerischer Leiter der Reihe, machte aus der Not eine Tugend, indem er für das Konzert auf der ausgezeichneten Orgel der Schutzengelkirche musizierte.

Und vielleicht ist es vielen Zuhörern so gegangen, dass der dynamische Reichtum, den der Orgelklang bietet, nach der Zeit der Abstinenz noch viel plastischer und intensiver wahrgenommen wurde. Die eingangs zu hörende Fantasie in G-Dur BWV 572 von Johann Sebastian Bach profitierte am Beginn vom geringen Nachhall dieser Kirche. Auf diese Weise gelangen die kreisenden Tonbewegungen wie fein ziselierte Motive. Der zweite Teil erklang in festlichem Glanz als spannende Folge kraftvoller Akkorde. Das gewählte Tempo war auf den Raum ebenso abgestimmt wie auf die Faktur des Werks, so dass der Gesamteindruck überzeugend geriet.

Von Bach stammte auch das zweite Werk, das Trio über den Choral: "Herr Jesu Christ, dich zu uns wend'", BWV 655. Klanglich bildete das Stück einen guten Kontrast zum ersten: Pastorale Musik in Flötentönen war zu hören, mit einer gewissen Leichtigkeit musiziert und in sanften Wohlklang gehüllt. Darunter litt jedoch die transparente Führung der einzelnen Stimmen nicht, was zu einer guten Durchhörbarkeit führte. So hatte man den Eindruck, dass sich die munteren Stimmen des Zusammenspiels erfreuten.

Georg Friedrich Händel war nicht nur Zeitgenosse Bachs, sondern auch Architekt großer Szenen. Seine Orchesterwerke lassen oft einen gewissen Hang zu plakativer Wirkung erkennen. Das Concerto a due cori HWV 334, also ein doppelchöriges Orchesterkonzert, hat Christian Brembeck für die Orgel transkribiert. Dabei hat er nicht nur Noten auf zwei Hände und Pedal verteilt, sondern auch den klanglichen Besonderheiten nachgespürt. Die stählernen Akkorde im punktierten Rhythmus zu Beginn der Ouvertüre verfehlten ihre monumentale Wirkung nicht. Etwas schwerfällig kamen die Akkorde, die gut miteinander verzahnt waren, im folgenden Allegro daher. Die kräftige Dynamik des folgenden Allegro-ma-non-troppo-Satzes verstand der Zuhörer erst richtig im Kontrast mit dem nachfolgenden Adagio: So kurz dieser Satz auch war, so unmittelbar ansprechend geriet er durch die Weichheit der kantablen Linienführung. Schreitend im Tempo folgte ein Andante, bevor sich die Stimmen im Final-Allegro wie bei einer Jagd gegenseitig verfolgten.

Franz Liszt gehört zu den großen Virtuosen des späteren 19. Jahrhunderts, was nicht nur für seine höchst anspruchsvollen Klavierwerke gilt. Auch Fantasie und Fuge über den Choral: "Ad nos, ad salutarem undam", für Orgel, die hier zum Abschluss erklangen, forderten Christian Brembeck gehörig heraus. So waren in dem Werk, das auf den Choral der Wiedertäufer aus Giacomo Meyerbeers Oper "Les Huguenotes" zurückgeht, klangliche Extreme des Ausdrucks vereint. Der Organist changierte zwischen der düsteren Atmosphäre des Anfangs und scheinbar improvisierten Elementen, verband aber ebenso meditative Ruhe mit kraftvoller Ekstase. Die einstimmig vorgetragene Choralmelodie korrespondierte mit unwirklichen Klängen. Am Schluss gab es außerordentlich dankbaren Beifall des Publikums.

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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