25 Jahre gibt es die Reihe der Roggenstein-Konzerte in diesem Jahr. Gegründet wurde sie von Christian Brembeck, der sie auch heute noch leitet. Als Tasten-Multitalent an Cembalo, Orgel und Klavier ist er in der Funktion des ausführenden Musikers die wichtigste Konstante der Reihe, zudem war er früher über lange Jahre auch Kirchenmusiker in Eichenau. Die ursprüngliche Idee, dem Publikum Musik in historisch informierter Spielweise in besonders reizvollem Ambiente vorzustellen, hat sich bis heute nicht verändert. War es ursprünglich ausschließlich die mittelalterliche Ritterkapelle St. Georg in Roggenstein mit ihrem einzigartigen Wandmalereizyklus aus dem 15. Jahrhundert, so kamen über die Jahre auch andere sakrale Räume im Pfarrverband Eichenau-Alling dazu. Die Zusammenarbeit von Pfarrverband, Gemeinde Eichenau und Verein zur Erhaltung der Kapelle stellen hierbei ein Musterbeispiel an kulturellem Engagement dar.
Christian Brembeck sprach im Abschlusskonzert in der Schutzengelkirche vom „Silberjubiläum“ der Reihe. Das trifft in vielerlei Hinsicht den berühmten Nagel auf den Kopf: In diesem Vierteljahrhundert sind auch Interpreten und Publikum um die gleiche Zeitspanne älter geworden. Viele der einstigen Konzertbesucher können nicht mehr kommen oder sind mittlerweile verstorben, gesundheitliche Einschränkungen prägen den Alltag. Insofern ist die Zukunft ungewiss. An diesem Abend musizierte Brembeck am Cembalo mit seiner Ehefrau, der Bratschistin Julia Rebekka Adler-Brembeck. Auf dem Programm stand „große Literatur“ für das Duo und solistisch von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Im Hinblick auf die Viola handelte es sich um Übertragungen von Werken für Violine auf das eine Quinte tiefer gestimmte Schwesterinstrument.
Die Sonate in G-Dur BWV 1021 von Johann Sebastian Bach eröffnete das Programm. Der Adagio-Kopfsatz bot die wunderbare Möglichkeit, den ohnehin sonoren Ton der Viola durch die Akustik des Kirchenraums wie veredelt zum Leuchten zu bringen. Von dieser Möglichkeit machte die Bratschistin reichen Gebrauch, ohne allerdings in romantische Schwelgerei zu verfallen. Christian Brembeck unterstützte sie vornehmlich harmonisch, blieb aber so dezent im Hintergrund, dass die Führung klar der Viola zukam. Das kurze Vivace behielt die Klangpracht des Adagio bei, auch wenn tonlich angesichts der kürzeren Notenwerte ein hohes Maß an Agilität erforderlich war. Im Largo begann die Musik zu sprechen, sei es in der Kommunikation mit dem Cembalo oder in Passagen, die an eine Arie erinnerten.
Wie ein Skelett
Die Toccata in d-Moll BWV 565 des Thomaskantors dürfte sein bekanntestes Orgelwerk sein. Christian Brembeck präsentierte eine eigene Version für Cembalo, in der er eine früher mutmaßlich vorhandene Cembaloversion rekonstruierte. Gegenüber der Orgelversion ließen sich deutliche Unterschiede ausmachen, die jedoch als Alternative und nicht als Reduktion wahrgenommen wurden. Insbesondere die zahlreichen filigranen Strukturen waren sehr sorgsam herausgearbeitet, so dass ein transparentes und gut durchhörbares Klangbild entstand. Wie bei einem Skelett, an dem aber kein Fleisch fehlt, wurden dadurch die kompositorischen Ideen offengelegt. Diese Art von Plastizität ist bei der Orgel in dieser Form nicht wahrzunehmen.
Auch das nächste Werk, die Partita für Viola solo in A-Dur BWV 1006, stammte von Bach. Das Preludio überzeugte durch seine tonliche Flexibilität und die gegenüber der Violine veränderte Klangfarbe. Diese war jedoch nicht mit dem großen Pinsel aufgetragen, sondern hatte eine große Ausstrahlung. Viele Doppelgriffe, gleichmäßige Tonqualität und untadelige Intonation prägten die Loure. Sehr rasches Laufwerk mit hörbar gut nachvollziehbarer Phrasierung ließen die Gigue zu einem veritablen Abschluss de Partita werden.
Das Konzert endete mit der Sonate in C-Dur op. 1 Nr. 12 HWV 370 von Georg Friedrich Händel. Das Zusammenspiel war von großer Vertrautheit der beiden Partner geprägt, die sich ganz selbstverständlich ergänzten. Herzlicher Applaus beschloss den Konzertabend.