Ritterturnier:Hector, das Großmaul

GELTENDORF: Kaltenberger Ritterturnier

Waghalsige Stunts erwarten die Besucher des Kaltenberger Ritterturniers.

(Foto: Johannes Simon)

In der Arena von Kaltenberg wird jedes Jahr eine andere fantasievolle Geschichte erzählt. An den kommenden Wochenenden dürfen sich die Besucher auf Ränkespiele, Pferdestunts und epische Schlachten einstellen

Von Ralf Tögel, Kaltenberg

Es ist zweifellos eine große Herausforderung, ein erfolgreiches Format stetig weiterzuentwickeln, dem Zuschauer immer wieder Neues und Innovatives zu bieten. Heinrich Prinz von Bayern durfte im vergangenen Jahr 95 000 Besucher auf seinem Schloss in der Gemeinde Geltendorf begrüßen - an drei Wochenenden. An denen fand das Kaltenberger Ritterturnier statt, das nun in die 39. Auflage geht. Was nicht nur von einiger Tradition zeugt, sondern auch Beleg für den großen Erfolg der Veranstaltung ist.

In diesem Jahr dürfte der Besucherstrom nicht kleiner sein, denn den Kaltenberger Adeligen, gegründet wurde das Ritterturnier von Heinrichs Vater Luitpold Prinz von Bayern im Jahre 1979, gelingt eben jene herausfordernde Aufgabe seit Anbeginn der Wettkämpfe vortrefflich: Auch an den drei Juli-Wochenenden in diesem Jahr hat das bayerische Ritterturnier einiges an Neuigkeiten zu bieten. Zuvorderst ist da die Geschichte zu nennen, in der diesmal ein junger Prinz auf der Suche nach seiner Bestimmung einige Abenteuer zu bestehen, einige Kämpfe auszufechten und Rückschläge zu überwinden hat.

Letztendlich, das ist die Kernbotschaft einer jeden Erzählung in der knapp 10 000 Menschen fassenden Arena, wird das Gute über das Böse siegen. Bis es so weit ist, werden die Zuschauer Machtkämpfe, Ränkespiele, Pferdestunts auf höchstem Niveau und epische Schlachten erleben, ehe der vom eigenen Vater verstoßene Prinz Hector, den zu Beginn der Erzählung nur sein großes Mundwerk auszeichnet, geläutert zurückkehrt und sich der Thronfolge als würdig erweist. Natürlich gilt es zwielichtige Gestalten aus dem Felde zu schlagen, die sich am Hof in Stellung bringen, um selbst nach der Krone zu greifen.

Durch die emotionale Geschichte mit ihren vielen spannenden Wendungen führt einmal mehr der vielfach ausgezeichnete Sprecher und Schauspieler Johannes Steck, der zu den gefragtesten Stimmen in

Deutschland zählt und bekannt ist durch viele TV-Sendungen und Hörbücher. Regisseur der vielfach preisgekrönten Show ist erneut Alexander May, der kürzlich als stellvertretender Intendant an das Rheinische Landestheater in Neuss berufen wurde - ein weiterer Beleg der hohen künstlerischen Qualität der Veranstaltung. Nicht umsonst wurde das Kaltenberger Ritterturnier vor einem Jahr als beste Live-Show Deutschlands ausgezeichnet, Kaltenberg ist schon fast wie großes Blockbuster-Kino. Autor der Geschichte ist wieder Michael Peinkofer, bekannt durch viele erfolgreiche Fantasy-Bücher.

Getragen wird das Spektakel einmal mehr von der Hollywood-erprobten Pferdestuntgruppe Cavalcade, die den Ruf des Ritterturniers, das weltweit bekannteste, erfolgreichste und beste seiner Art zu sein, maßgeblich mitbegründet hat. Neu ist der Soloauftritt der französischen Pferdetrainerin Clémence Faivre, die als eine der besten Freiheitsdressur-Trainerinnen überhaupt gilt und nicht nur als Prinzessin in der Live-Show atemberaubende Stunts vollführt. Faivre wird auch mit einer eigens choreografierten Pferdeshow während der Gauklernacht, die die Festivitäten zu Kaltenberg traditionell am ersten Freitag eröffnet, in der Arena auftreten.

Das Besondere auf Schloss Kaltenberg ist die Nähe der Zuschauer zum Geschehen, bei den atemberaubenden Stunts der Reiter, bei den aufwendig choreografierten Schlachten und Kämpfen oder den eindrucksvollen pyrotechnischen Effekten.

Doch es ist nicht nur das namensgebende Ritterturnier, das die Besucher in seinen Bann zieht, es sind die auch die vielen kleinen Erlebnisse, die man beim Herumstreifen auf dem Gelände erfährt. Wenn man von einem Narr veralbert wird, einem Kristallmagier, einer Hexe und einem Waldgeist über den Weg läuft, oder wenn sich plötzlich ein paar Barbaren und Landsknechte in die Haare kriegen. Wenn man sich auf dem mittelalterlichen Markt beim Kerzenziehen, Drechseln oder Glasblasen versucht, das große Lager der Barbaren und Ritter besucht, sich in Schänken und Tavernen stärkt, dann ist jeder Besucher Teil des Geschehens einer längst vergangenen Epoche. Dann ist man angekommen im tiefsten Mittelalter.

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