Reden wir über:Die Madonna auf Wanderschaft

Turini-Huber

Christa Turini-Huber organisiert in Maisach das Marientragen.

(Foto: Günther Reger)

Christa Turini-Huber organisiert in Maisach das Marientragen

Interview von Gerhard Eisenkolb

Wie in vielen anderen Pfarreien ist am ersten Adventssonntag die feierliche Aussendung der Muttergottes ein Bestandteil des Gottesdienstes in der katholischen Pfarrkirche Bruder Konrad in Gernlinden. Damit beginnt das "Marien- oder Frauentragen". Eine Marienfigur, die die schwangere Muttergottes darstellt, wandert anschließend in der Adventszeit von Haus zu Haus. Der christliche Brauch endet am Heiligen Abend und soll unter anderem versinnbildlichen, dass Gott und Menschen in dieser Zeit zueinander unterwegs sind. Auch Maria ist vor der Geburt Jesu gewandert, zuerst als Schwangere zu ihrer Cousine Elisabeth, dann mit Josef auf dem Weg nach Bethlehem. Demenzbegleiterin Christa Turini-Huber organisiert für den Heimat- und Trachtenverein "D'Maisachtaler" das Frauentragen in Maisach und erklärt, was sie mit dem Brauch verbindet.

SZ: Frau Turini-Huber, um was geht es Ihnen beim Frauentragen?

Christa Turini-Huber: Wir wollen das Brauchtum aufleben lassen und an den Ursprung von Weihnachten denken. Also nicht an Kommerz und Geschenke, sondern an das, um was es eigentlich geht.

Warum sollen Christen der schwangeren Muttergottes eine Herberge geben?

Da ist der Gedanke der Nächstenliebe. Also dass man jemanden unterstützt, der Hilfe braucht. Zurzeit ist darin ja auch die Symbolik mit den Flüchtlingen enthalten, obwohl ich Bedenken habe, ob wir es wirklich schaffen, so viele Menschen zu integrieren.

Erlebt das Frauentragen eine Renaissance?

Wir pflegen den Brauch seit zehn Jahren. Wir machen das mittlerweile so, dass wir die Ortsteile von Maisach in das Frauentragen einbeziehen, um den Gedanken der Wanderschaft zu berücksichtigen. In Maisach ist es viel schwieriger aufnahmebereite Familien zu finden als in Überacker oder Malching. Inzwischen kommen auch Kindergärten auf uns zu. Sie nehmen die Muttergottes gern und bauen das in die Adventsvorbereitung ein.

Wie sieht die Maisacher Madonna aus?

Wir haben eine Madonna mit einem kleinen Bäuchlein. Es ist ein älteres Erbstück von einem unserer Vereinsmitglieder. Die Muttergottes schaut ein bisschen versonnen. Sie wird in einem blumengeschmückten Schrein aufbewahrt und so von Haus zu Haus weitergetragen.

Beherbergen Sie die Madonna auch bei sich und was machen Sie an diesem Tag?

Ja, ich beherberge sie auch. Da ich in einem Altenheim arbeite, nehme ich sie dorthin mit. Wir machen in dem Heim einen geselligen Nachmittag, an dem wir auch über die Muttergottes sprechen. Am Abend lesen wir in meiner Familie aus Hausandachten vor, im wesentlichen lesen wir aber die Herbergssuche und singen vorweihnachtliche Lieder.

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