Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Das emotionale Ende der Hexe

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Karin Klöpper rettete vor fast 30 Jahren die Kneipe, die jetzt weg ist

Interview von Ariane Lindenbach

Gefühlt war es ein jahrelanges Tauziehen um die Rettung der Kult-Kneipe "Hexe". Nun klafft dort, wo einst die Gröbenzeller Bahnhofswirtschaft stand, ein Loch. Gescheitert sind die Pläne des Gemeinderats mittels Grundstücktauschs die Immobilie zu erwerben. Wie geht es mit dieser Entwicklung Karin Klöpper, jener Frau, der es vor bald 30 Jahren gelungen war, die Hexe zu retten.

SZ: Frau Klöpper, Sie haben Anfang der Neunzigerjahre die Rettung der Hexe initiiert. Jetzt wurde sie doch abgerissen. Wie geht es Ihnen damit?

Karin Klöpper: Die Hexe war wie ein Kind von mir und als ich jetzt den Abriss gesehen habe, ich könnte schon wieder heulen. Ich bin dann immer einen Umweg über die Freyastraße gefahren, ich konnte den Anblick der Abrissbirne einfach nicht ertragen. Ich hatte wirklich das Gefühl: Gröbenzell, ich wohne nicht mehr so gern hier. Auch wenn man mit der S-Bahn gekommen ist, dann war das einfach ein Anblick. Neu bauen kann jeder, aber einen Altbau erhalten?

Gab es Reaktionen aus Ihrem Umfeld?

Ganz viele. Ich wurde informiert, dass die Hexe abgerissen werden soll. Aber es wurde nicht von mir erwartet, dass ich sie noch einmal retten soll. Und das war auch gut so.

Warum war das gut so?

Zum einen gab es ja schon von den Jüngeren einige Aktionen, wie zum Beispiel die Demo und eine Unterschriftensammlung. Zum anderen glaube ich, dass jeder der mich darauf angesprochen hat, gewusst hat, was für ein großer Aufwand das damals war. Ich weiß nicht, ob ich das ein zweites Mal überhaupt geschafft hätte.

Wie kam es eigentlich damals zur Rettung der Hexe?

Ich habe es damals von meinem Sohn erfahren und bin sofort losgestartet. Die Lilli Kammerl, mit der ich ziemlich gut befreundet war (sie ist in diesem Jahr verstorben, Anm. d. Red), hat gleich gesagt, sie macht mit. Das Ganze hat dann eine ganz schöne Dynamik entwickelt und immer mehr Jugendliche haben sich aktiv beteiligt. Es war eine schöne Arbeit, ein großer Zusammenhalt und unser Engagement ist richtig groß geworden und auch noch politisch.

Warum politisch?

Es war ja schon alles geplant, was da neu gebaut werden sollte. Das wieder zurückzunehmen im Gemeinderat, war dann eine politische Entscheidung. Und sehr aufwendig; wir mussten total gegen eine Kraft drücken, die sich entwickelt hatte und die für die Neubauten war. Erst haben wir eine Demo und ein Benefizkonzert in der Hexe organisiert. Und dann gab es eine Sonderbürgerversammlung. Am Ende entschied der Gemeinderat, nur den Saal abzureißen und die Hexe zu erhalten.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2019
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