Rechte Strömungen im Landkreis Fürstenfeldbruck:Netzwerk gegen Neonazis

Jährlich gibt es im Landkreis etwa 20 rechtsextremistisch motivierte Taten. Nun formiert sich ein Bündnis

Von Peter Bierl

Gegen Neofaschismus und Rassismus formiert sich ein Bündnis "Fürstenfeldbruck ist bunt nicht braun". Das erste öffentliche Treffen findet am Montag, 7. April, im Bürgerpavillon in Bruck statt. Unterstützt wird das Netzwerk bislang von 15 Gruppen, darunter dem Gewerkschaftsbund DGB. Weitere Unterstützer sollen gewonnen werden. Der Anstoß ging vom Sozialforum Amper aus. "Wir sind besorgt wegen der Vorfälle im Landkreis und haben den Eindruck, dass sich etwas zusammenbraut", sagte Hiltraut Wurm, eine der Initiatorinnen. Unterdessen tappt die Polizei in Sachen Brandanschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in Germering im Dunkeln.

Das Sozialforum verfolgt die Idee eines Bündnisses bereits seit einem Jahr. "Die Resonanz ist groß", berichtet Wurm. Inzwischen haben sich eine Reihe von Gruppen angeschlossen. Die Absicht ist, im Landkreis Fürstenfeldbruck aktiv zu werden und die Initiative zu ergreifen, bevor sich rechte Strukturen etablieren. Wurm verweist auf diverse Schmierereien und Klebeaktionen von Neonazis in Puchheim und Alling aus den vergangenen zwei Jahren. Einige der Vorfälle in Puchheim konnte die Polizei drei Tätern nachweisen, die ihr bei einer Kontrolle ins Netz gingen.

Im Falle des Brandanschlags in Germering im Januar hat die Polizei dagegen keine heiße Spur. Die beiden Zeugen, die den oder die mutmaßlichen Täter in der Nacht sahen, hätten aufgrund der Dunkelheit keine gute Beschreibung liefern können, sagte Peter Grießer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord der SZ am Donnerstag. Direkte Nachbarn gibt es nicht, weil die Unterkunft am Rande der Stadt liegt. Eine Befragung der Anwohner in der Nähe habe keine Ergebnisse gebracht, ebenso wenig eine Aktion mit Flugblättern in verschiedenen Sprachen in der Unterkunft selbst. Zwar seien weder einschlägige Bekennerschreiben noch Schmierereien entdeckt worden, allerdings scheint die Polizei dennoch einen rassistischen Hintergrund zu vermuten. "Wir suchen nach Hinweisen im rechten Milieu", sagte der Polizeisprecher.

Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums gibt es im Landkreis zwar einige Neonazis aber keine feste Organisationsstruktur. In einer Antwort vom Sommer 2013 auf eine Anfrage der Grünen heißt es, in Fürstenfeldbruck würden jährlich etwa 20 rechtsextremistisch motivierte Straftaten registriert. Die ermittelten Täter gehörten keiner rechten Organisation an, einige hätten Kontakte zur Kameradschaft "Ultras 05" in Mering gehabt. Die Kameradschaft "Freundeskreis Gilching" habe sich 2011 aufgelöst.

Nach einem Anstieg der Fälle hatte die Brucker Kripo die Sonderkommission "Reex" im Jahr 2000 eingerichtet, die aber bald wieder aufgelöst wurde, weil die Vorfälle von Ende 2001 an wieder sanken. In einer Aufstellung des Landeskriminalamtes werden für 2001 mehr als 50 Fälle aufgelistet, die meisten ereigneten sich damals in Mammendorf und Gröbenzell. Meist handelte es sich um Propaganda-Delikte, in einem Fall in Mammendorf um Körperverletzung, wobei der Täter ermittelt wurde.

Die Initiatoren des Bündnisses "Fürstenfeldbruck ist bunt nicht braun" sind ein bisschen skeptisch, ob sich nicht im Untergrund doch längst eine Szene etabliert. "Wir wollen nicht abwarten, bis sich in der Öffentlichkeit feste Strukturen bilden", sagte Wurm. Seit Jahren verfolgten Neonazis bundesweit die Strategie, feste Strukturen, durch sogenannte Bildungszentren oder "Bürgerbüros" aufzubauen, und regelmäßig den öffentlichen Raum mit Demonstrationen und Infoständen zu besetzen. Diese Linie würde auch in Bayern immer stärker verfolgt, heißt es in einer Erklärung des Bündnisses.

Die Initiative will die lokale Entwicklung beobachten und Formen der Auseinandersetzung entwickeln. Dabei komme es sowohl auf die Kommunalpolitiker als auch auf zivilgesellschaftliche Initiativen an. Durch Austausch von Informationen und gegenseitige Unterstützung sollen Kampagnen gegen rechte Aktionen organisiert werden. So soll im Juli eine Ausstellung über Neofaschismus gezeigt werden. Die evangelische Jugend will den Film "Blut muss fließen" über Nazi-Musik vorführen. Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von Personen und Organisationen und möchte möglichst viele Menschen und Gruppen motivieren, mitzumachen. Das Treffen in der Heimstättenstraße beginnt um 19.30 Uhr.

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