Reaktion auf den wachsenden Widerstand in Grafrath:´Wir wollen Wildwuchs verhindern"

Landrat Thomas Karmasin über die Windkraftproteste aus seiner eigenen Partei und der Bevölkerung

Von Peter Bierl

Bruck: LRA - LANDRATSAMT - Gespraech ENERGIEWENDE mit Johann Aigner (Ziel21)

Gegenwind von Parteifreunden bekommt derzeit Landrat Thomas Karmasin (CSU), der mithilfe eines interkommunalen Teilflächennutzungsplanes den Bau von Windrädern im Landkreis Fürstenfeldbruck steuern will.

(Foto: Johannes Simon)

Die Gemeinden Althegnenberg und Moorenweis sind aus dem interkommunalen Teilflächennutzungsplan Windenergie des Landkreises Fürstenfeldbruck ausgestiegen. In Aich haben Bürger Unterschriften gegen Windräder gesammelt. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer verlangt 2000 Meter Abstand zu Wohnhäusern - und die Grafrather CSU startet eine Kampagne gegen solche Anlagen. Die SZ im Gespräch mit Landrat Thomas Karmasin, der sich die Energiewende auf die Fahnen geschrieben hat - und Windenergie für einen wichtigen Baustein hält.

SZ: Glauben Sie, dass der Teilflächennutzungsplan abgeschlossen wird?

Thomas Karmasin: Wir sind auf einem guten Weg und knapp vor dem Ziel. Jetzt nach der Bürgerbeteiligung kommen die Beschlüsse der Gemeinde- und Stadträte. Die Einwände der Bürger müssen sorgfältig abgewogen werden - und es gilt, die gesetzlichen Fristen zu beachten. Aber ich rechne fest damit, dass wir im Frühjahr 2014 fertig werden. Das Problem Grafrath ist ein besonderes, die haben dort eine typische Streit- und Verfahrenskultur.

Der Widerstand kommt von der dortigen CSU.

Dass die CSU dort Sorgen der Bevölkerung aufnimmt, dagegen ist ja nichts einzuwenden. Was die Leute aber nicht richtig verstanden haben, ist, dass nicht wir Windräder für Grafrath planen, sondern dass wir Wildwuchs verhindern wollen, indem wir die Standorte einschränken. Mit unserer Planung fahren sie besser. Nun gibt es auf Grafrather Flur im Norden ein Gebiet sowie im Süden eine Konzentrationsfläche, die der Gemeinderat Grafrath selbst so wollte. Dazu kommt im Süden eine Fläche im Landkreis Starnberg, darauf haben wir keinen Einfluss. Wir können auch keine Sonderregeln für Grafrath machen, sondern müssen das mit 21 Kommunen abstimmen. Aber wir werden uns die Situation vor Ort ansehen, ob es nicht zu groß wird.

Man kann doch die Standorte nicht beliebig verkleinern.

Es gibt eine Untergrenze. Nach der Rechtsprechung muss es sogenannter "substantieller Raum" sein. Wir gehen davon aus, dass das etwa 20 Prozent der privilegierten Fläche im Außenbereich sind. Im übrigen wird keiner ein Windrad planen, wo es wirtschaftlich gar keinen Sinn macht.

Was sagen Sie zur Kampagne der Grafrather CSU?

Ich war etwas verärgert darüber, dass man einen solchen Hype daraus macht. Zumal der Grafrather Gemeinderat die besonders kritischen Flächen selbst so gewollt hatte. Ich bin grundsätzlich der Meinung, auch bei anderen Themen, etwa Asyl, dass man nicht auf Wogen von Ängsten in der Bevölkerung surfen, sondern sachlich diskutieren sollte.

Ihr Parteivorsitzender hat von 2000 Metern Abstand gesprochen. Verabschiedet sich die CSU von der Windkraft?

Seehofer hat das sehr plakativ in den Raum gestellt, mir hat er nur gesagt, das sollte man flexibel handhaben können, was ich für richtig halte. Die Frage müsste man tatsächlich mal klären, allerdings sehe ich nicht, dass ein 2000-Meter-Abstand im Bundesrat eine Mehrheit finden wird.

Sie stehen demnach trotz der Widerstände aus den eigenen Reihen zur Windkraft?

Ich halte Windenergie für einen wichtigen Baustein der Energiewende. Und es geht nicht, dass wir bloß offshore im Meer Windräder aufstellen, denn dann haben wir überall Hochspannungsleitungen quer durch das Land. Wir können auch im Landkreis durchaus ein paar Anlagen vertragen.

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