Razzia in Puchheim:Pärchen als Online-Dealer

Nach Ermittlungen im Internet schlägt die Polizei zu: Ein Puchheimer Pärchen soll von daheim aus einen schwunghaften Handel mit sogegannten Kräutermischungen betrieben haben. Bei der Razzia fällt den Beamten auch die komplette Kundenkartei des "Headshops" in die Hände.

Erich C. Setzwein

Sie heißen "Bonzai Summerboost", "Maze" oder "Jamaican Gold Extreme" und sollen ganz besondere "Kräutermischungen" sein. Ihre Inhaltsstoffe sollen berauschend wirken, doch oft genug wird den Leuten einfach nur schlecht davon. Vertrieben werden die auch als Räuchermischungen bekannten Packungen über sogenannte Headshops, von denen einer jetzt in Puchheim ausgehoben wurde. Das Bundeskriminalamt hatte den Vertrieb im Internet ermittelt. Gegen einen 26-Jährigen und seine 25-jährige Partnerin wird ermittelt.

Es ist eine völlig unauffällige Mietwohnung in Puchheim, in der das Pärchen den Vertrieb der Kräutermischungen organisierte. 109 Packungen der bislang noch nicht genau bekannten Substanzen beschlagnahmte die Polizei bei der Durchsuchung. Zwar lief die Razzia bereits in der vergangenen Woche ab, doch erst jetzt reichten offenbar die Ermittlungsergebnisse, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Wie lange das Geschäft mit den rauschfördernden Mischungen schon geht, wurde zwar nicht bekannt, dafür aber, dass die komplette Kundenkartei sowie die Buchhaltung sichergestellt wurden. Gut möglich also, dass es deshalb weitere Ermittlungsverfahren geben wird. Die Homepage, auf der der Onlineshop lief, wurde laut Polizei mittlerweile geschlossen. Nach welchem Gesetz nun gegen das Puchheimer Pärchen ermittelt wird und ob es zur Anklage kommt, hängt von den Ergebnissen ab, die die Spezialisten des Landeskriminalamtes liefern müssen. Denn dort werden die Mischungen auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Je nach Drogenart könnte das Betäubungsmittel- oder das Arzneimittelgesetz zur Anwendung kommen.

Wie sich das Rauchen der Substanzen auswirkt, das haben erst Ende April vier Schüler im Alter von 14 und 15 Jahren in Eichenau am eigenen Leib gespürt. Sie hatten eine Kräutermischung in der Wasserpfeife geraucht und so starke Kreislaufprobleme bekommen, dass der Rettungsdienst kommen musste. Drei aus dem Raucherquartett waren nicht mehr ansprechbar, der vierte konnte gerade noch Auskunft geben. Nach einem Tag in der Klinik konnten die Schüler wieder nach Hause. Von ähnlichen Symptomen berichten Konsumenten in Internetforen. Dort heißt es unter anderem über einen Selbstversuch: "Ich hatte nicht mehr die genaue Kontrolle über mein Handeln. Es kam mir so vor, als hätte ich neben mir gestanden."

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