Raumnot:Puchheimer Vereine fürchten Austritte

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Wieder stehen den Sportklubs Hallen nicht zur Verfügung. Diesmal werden keine Flüchtlinge untergebracht, sondern die Sportstätten abgerissen und neu aufgebaut. Doch Übergangslösungen sind rar

Von Heike A. Batzer, Puchheim

Die Puchheimer Sportvereine sind in Sorge, weil sie demnächst auf Sporthallen und Schwimmbad verzichten sollen, ohne dass es Ausweichmöglichkeiten dafür gibt. Beim FC Puchheim befürchtet man sogar, dass Mitglieder den Verein verlassen werden, wenn sie über längere Zeit kein Sportangebot vorfinden. Die Stadt will demnächst das Schwimmbad am Gerner Platz sanieren und der Landkreis die Turnhallen von Gymnasium und Realschule - insgesamt vier Halleneinheiten - abreißen und neu bauen. "Ein Drittel unserer Sportstunden findet in diesen beiden Hallen statt", sagt Traude Mandel, Vorstandsmitglied beim FC Puchheim.

Bei der Delegiertenversammlung des FC Puchheim, mit 3500 Mitgliedern in 17 Abteilungen immerhin einer der größten Sportvereine im Landkreis, wurden die Sorgen jetzt laut. Wie es ist, eine Zeit lang auf Sportstätten verzichten zu müssen, erfuhren die Puchheimer bereits in den Jahren 2015/16. Damals wurden die Hallen von Gymnasium und Realschule etwa ein Jahr lang für die Unterbringung von Asylbewerbern genutzt. Als die Turnhallen anschließend wieder frei waren, sperrte das Landratsamt erneut vorübergehend zu: Auf dem Dach hatte sich zu viel Wasser gesammelt und es bestand die Gefahr, dass dies die Statik der Tragkonstruktion beeinträchtigen könnte. Die 40 Jahre alten Turnhallen freilich waren schon längst baufällig. Marga Wiesner (SPD), Sportreferentin im Puchheimer Stadtrat und langjährige Übungsleiterin, erinnert sich daran, schon vor 20 Jahren eindringendes Wasser beanstandet zu haben.

Für den FC Puchheim hatte die temporäre Umnutzung der Hallen für die Flüchtlinge jedoch Konsequenzen, 180 Mitglieder verließen den Verein, weil er ihnen keine vernünftigen Trainingsstätten mehr zur Verfügung stellen konnte. "Zum Teil sind sie nicht wieder zurückgekommen," weiß Wiesner. Beim FC Puchheim befürchtet man deshalb erneut, dass ihm Mitglieder den Rücken kehren könnten, sollte sich das Problem nun wiederholen. Was sich auch monetär auswirken würde: 85 000 Euro könnte das den FCP kosten, hat man dort ausgerechnet. Das ist nicht ohne, denn die Sportvereine müssen kalkulieren. Der FC Puchheim zumal, der Ende der Neunzigerjahre Insolvenz anmelden musste und laut dem von Kassier Stefan Aichinger in der Versammlung vorgelegten Kassenbericht in absehbarer Zeit wieder schuldenfrei sein wird. Die Delegierten forderten Wiesner deshalb in der Versammlung auf, sich für Lösungen einzusetzen, die "eine Weiterführung des Sports trotz Hallenschließung ermöglichen". Auch an die Kreisräte in Fürstenfeldbruck, die den Abriss und Neubau der beiden Schulturnhallen genehmigen müssen (sie wollen das nächsten Donnerstag tun), trugen die Delegierten die Forderung heran, dass sicher gestellt sein müsse, dass "auch der Vereinssport kontinuierlich fortgeführt werden kann".

Laut Wiesner nahmen die Vereine - betroffen sind neben dem FC Puchheim auch die Sportfreunde Puchheim - bereits Kontakt zu Nachbargemeinden auf, allerdings noch ohne Erfolg. Hallenzeiten sind überall begehrt. Der FC Puchheim nutzt für seine Sportstunden die Hallen von Gymnasium und Realschule, die städtische Zweifachhalle am Sportzentrum an der Bürgermeister-Ertl-Straße, jene an der Schule am Gerner Platz und der Schule Süd und die Zweifachhalle am Laurenzer Weg.

Für die beiden betroffenen Schulen soll es indes eine Interimslösung geben. Der Landkreis möchte den Schulsport während der Bauzeit über eine Traglufthalle sicher stellen. Weil diese aber hellhörig ist, darf sie aus Gründen des Immissionsschutzes nicht auch noch spätnachmittags und abends für den Vereinssport verwendet werden. Weil immerhin die Schulen versorgt sind, bleibt Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) zuversichtlich, dass auch Lösungen für die Vereine gefunden werden. "Klar wird was ausfallen", sagt er der SZ, allerdings sei man 2015 auch ganz gut zurechtgekommen, und damals habe man auch noch für die Schulen Ausweichquartiere suchen müssen. Man werde deshalb das Notfallprogramm von damals wieder aufziehen. Die Vereine müssten in dieser Phase "z'sammrücken", empfiehlt Seidl. Er sieht auch die Chance, dass sich eine nach dem Neubau attraktivere Sportstätte für die Vereine lohnen könne. Im Oktober soll zudem der neue Kunstrasenplatz am Sportzentrum fertig werden, den die Fußballer des Vereins dann im Winter länger bespielen können.

Auch die Schwimmabteilungen von FC und Sportfreunden Puchheim müssen während der Sanierung des Bades am Gerner Platz ihre Aktivitäten wohl für etwa zwei Jahre einstellen. Schwimmzeiten in anderen Bädern zu bekommen, ist mindestens so schwierig wie Hallenzeiten. Die Maßnahme sieht man beim FC Puchheim dennoch als erfreulich an, weil vergleichbare Orte derartige Investitionen scheuten und Hallenbäder stattdessen zumachten.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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