Radschnellweg:Ökologisch fragwürdig

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Die Planungen für einen Radschnellweg von Fürstenfeldbruck nach München führen zu immer neuen Problemen. Das eigentliche Ziel droht aus dem Fokus zu geraten

Kommentar von Peter Bierl

Der Plan eines Radschnellwegs von Bruck nach München erweist sich als zunehmend problematisch. Die Durchfahrt in Puchheim wird schwierig, weil es keine freien Flächen für eine Trasse gibt. Auf dem Bahnhofsvorplatz würden Busse, Autos und Fußgänger sowie Schüler auf Rädern den Weg kreuzen. Die Besonderheit eines Radschnellwegs, dass ein ununterbrochen hohes Tempo möglich ist, wäre zunichte. Eine Trasse mit Unterführungen, Rampen und engen Kurven wie im Abschnitt Emmering südlich der Gleise hätte den selben Effekt. Die Sparvariante des Bundes Naturschutz auf bestehenden Wegen durch Emmering mag das innerörtliche Radwegenetz verbessern, könnte aber ähnliche Konflikte wie in Puchheim auslösen.

Sowohl in Puchheim als auch in Emmering ist die weitere Planung nun abhängig von der bayerischen Regierung, die aus Unwillen oder Unfähigkeit den Bahnausbau seit Jahrzehnten verzögert. In dieses "Planungschaos", wie Bund Naturschutz und ADFC es nennen, wird der Radschnellweg nun nicht nur in Puchheim, sondern auch in Emmering hineingezogen durch die Entscheidung des Landratsamtes, den Weg direkt neben die Bahnlinie zu platzieren.

Obendrein würde eine Trasse im Landschaftsschutzgebiet, für die ein breiter Streifen von Bäumen gefällt werden müsste, die Ökobilanz wohl endgültig ins Negative kippen. Denn eigene Radschnellwege, die eine weitere asphaltierte Schneise in die Landschaft schlagen, für die erneut Boden in großem Maßstab versiegelt wird, sind an sich schon ein Unding. Mit Umweltschutz hätten solche Fahrradautobahnen nur etwas zu tun, wenn nachgewiesen werden könnte, dass mindestens einige Hundert wenn nicht gar Tausende von Autos abgemeldet werden, weil die Fahrer wirklich umsteigen, oder wenn Autostraßen zu Radschnellwegen umgewidmet werden.

Ob E-Scooter, E-Bikes oder Radwege und Radautobahnen. Sie alle liefern nur einen Beitrag zum Umweltschutz, wenn sie nicht bloß zusätzlich angeschafft werden und damit den Rohstoff-, Energie- und Flächenverbrauch erhöhen, sondern Ersatz für Autos sind.

© SZ vom 24.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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