Verkehrsinfrastruktur in Fürstenfeldbruck:Radschnellweg stößt auf Vorbehalte

eRadschnellweg Göttingen

Ein Radschnellweg, aufgenommen in Göttingen. Bis es im Landkreis etwas Vergleichbares gibt, kann es noch dauern.

(Foto: picture alliance / dpa)

ADFC, Bund Naturschutz und Brucker Verkehrsforum befürworten die Idee einer Verbindung nach München, lehnen aber eine weitere Asphaltierung von Landschaft ab. Stattdessen sollen Straßen genutzt werden

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der ADFC und das Brucker Verkehrsforum unterstützen die Idee eines Radschnellweges entlang der Bahn von Bruck nach Aubing. Der Bund Naturschutz ist wegen des Flächenverbrauchs skeptisch. Allein bis zur Stadtgrenze von Puchheim, das ist eine Strecke von etwa 6,5 Kilometern, würde das komplette Asphaltband bei einer Breite von vier Meter der Fläche von etwa dreieinhalb Fußballplätzen entsprechen. Die Umweltschützer fordern deshalb, vorhandene Straßen umzuwidmen. "Der Autoverkehr zwischen Puchheim und Aubing durch die Aubinger Lohe stört ohnehin die Natur", sagt Thomas Brückner vom Verkehrsforum.

Der Landkreis hat für sein Gebiet eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Geprüft werden soll eine Trasse, die in Bruck am Tulpenfeld beim Rasso-Gymnasium beginnt, in Emmering südlich der Wohnhäuser entlang führt, bevor der Weg im Bereich der Schwabenbergstraße nach Südosten zum Bahndamm abbiegt, erklärte Sebastian Klaß, Radverkehrsbeauftragter im Landratsamt. Von dort führt der Radschnellweg immer entlang der Gleise durch die Untere Au, vorbei an Gut Roggenstein zum Bahnhof Eichenau und weiter neben der Roggensteiner Straße bis nach Puchheim. Der Radschnellweg soll vier Meter breit werden und ohne Kreuzungen auskommen. Das dürfte im Bereich des Eichenauer Bahnhofs und in Puchheim unmöglich sein, sofern man keine eigenen Brücken oder Tunnels anlegt. Die Studie soll bis Sommer 2020 fertig werden. Auf Münchner Gebiet wird ebenfalls gerade die Machbarkeit untersucht.

Ein Problem ist der geplante Ausbau der Bahn. Zwischen Puchheim und Eichenau müssten Straße und Radweg nach Norden verschoben werden. Sollte es gar zu einem dreigleisigen Ausbau bis Bruck oder gar zu vier Gleisen kommen, müsste die Fahrradtrasse noch weiter abrücken. In der Unteren Au sieht Brückner keine Chance für beides, weil nur etwa sechs Meter Platz vorhanden ist. "Entweder Radweg oder Gleis."

Gleichwohl befürworten Verkehrsforum und ADFC einen solchen Radschnellweg. "Das wäre eine sehr gute und sehr schnelle Verbindung und eine Entlastung für die Straße", meint Adi Stumper vom ADFC-Kreisvorstand. Um die Flächenversiegelung zu minimieren, schlägt Stumper vor, auf Emmeringer Flur bestehende Feldwege entlang des Bahndamms zu optimieren. Dafür müsste man auch keine Felder von Bauern kaufen, sondern könnte Bahngelände nutzen. Zwischen Eichenau und Aubing sollte der Radschnellweg auf den Straßen geführt werden.

Brückner möchte die Straße zwischen Puchheim und Aubing komplett für Autos sperren. "Da hat sich ein Schleichweg durch die Aubinger Lohe entwickelt", stellt er fest. Außerdem schlägt Brückner vor, den Radschnellweg teilweise auf drei Meter zu schmälern. Mit zunehmender Entfernung von München werde der Bedarf ohnehin sinken. Auch Stumper fürchtet, dass der Standard für den Mindestausbau nicht immer durchzuhalten sein dürfte, vor allem im Zentrum von Puchheim.

Bei der Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz hält sich die Begeisterung über die vorgesehene Trasse in Grenzen. "Die Radler, die zur Arbeit fahren, wollen eigene, direkte Wege, aber das bedeutet Versiegelung ohne Ende", sagte Eugenie Scherb. Sie plädiert dafür, den vorhandenen Radweg von Eichenau nach Emmering entlang der Kreisstraße auszubauen, der bislang allerdings im Dorf endet. Zumal viele Schulkinder unterwegs sind, denen man eine Trasse weit weg von der Wohnbebauung durchs Gebüsch bei Roggenstein nicht zumuten könne. Von Eichenau bis Aubing würde Scherb die Straßen zu Fahrradstraßen umwidmen. "Dann müssen die Autos hinterherzockeln."

Der Vorschlag von ADFC, Bund Naturschutz und Verkehrsforum, die Straße von Puchheim nach Aubing zu nutzen, läuft allerdings bislang ins Leere, weil diese nördlich der Bahn verläuft. Nach der Skizze sowie den Angaben des Radverkehrsbeauftragten wird aber in der Machbarkeitsstudie eine Trasse auf der anderen Seite untersucht. Im Zentrum von Puchheim würde die Route durch eine neue Unterführung nahe dem Alois-Harbeck-Platz auf die Südseite führen und vorbei am S-Bahnhof und dem Park-and-Ride-Platz am Bahndamm entlang in Richtung Aubing fortgesetzt.

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