Puchheim:Zum Mitnehmen

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Ersatz für das traditionelle Volksfest: die sehr kleine Variante auf dem Puchheimer Festplatz (Foto: Günther Reger)

In Puchheim gibt es jetzt ein Volksfest-to-go - in Minivariante, aber mit dem Wichtigsten: Hendl, gebrannte Mandeln und Kinderkarussell

Von Lea Schellenberg, Puchheim

Dichtes Gedränge, der Duft von gebrannten Mandeln, Musik, Gelächter und die Stimmen der Schausteller, die ihre Fahrgeschäfte lautstark bewerben - normalerweise eine typische Szenerie auf einem Volksfest. Doch dieses Jahr fällt die Volksfestsaison wegen Corona aus und somit auch die Haupteinnahmequelle für die Schausteller. Um das Volksfest aber nicht komplett auf nächstes Jahr verabschieden zu müssen, gibt es nun eine "To-go"-Variante in Puchheim. Dort stehen nun bis zum 28. Juni neben der Festwirtsfamilie Mörz, die Hendl, Haxn und Steckerlfisch verkauft, die Mandelbrennerei Trollmann und das Kinderkarussell Neudert.

Es ist elf Uhr. Ludwig Trollmann steht mit seinen Eltern hinter der Theke und bereitet schon alles fleißig vor. Bananen und Erdbeeren werden von seinem Vater mit Schokolade überzogen und die Mandeln geröstet. Der reine Familienbetrieb wäre bis zur Wiesn durchgehend unterwegs gewesen: Mammendorf, Weilheim, München. Doch dieses Jahr ist es anders. Er hoffe, durch den Stand in Puchheim und in der Buchenau in Fürstenfeldbruck noch Umsätze bis zum nächsten Jahr generieren zu können. Beim Verkaufsablauf verändere sich nicht viel, da die Hygieneauflagen beim Speisenverkauf sowieso immer einzuhalten sind und bei der Ausgabe der Mindestabstand von 1,50 Meter bereits besteht. Nun hoffe er darauf, dass viele Besucher kommen und sich das diesjährige alternative Volksfest in Puchheim ansehen.

Zwanzig Meter weiter wartet Thomas Neudert auf seine ersten Gäste. Ihm gehört das Kinderkarussell mit den bunten Wägelchen. Eigentlich wäre er bis zu diesem Samstag bei der Pfingstdult in Bamberg gewesen, doch die wurde abgesagt. Nun steht er hier mit seinem Kinderkarussell, um dem Zugriff auf seine privaten Rücklagen etwas Einhalt zu bieten. Er habe in den vergangenen Jahren investiert und besitzt drei Karussells. Seine drei Mitarbeiter, die am 20. März aus Rumänien anreisen und ihn den Sommer über unterstützen wollen, musste er auch zurückrufen. Diese würden, wie er auch, in den Sommermonaten arbeiten, um davon auch im Winter leben zu können. Nun neigen sich die Erträge des vorigen Jahres langsam dem Ende zu, und größere Einnahmen sind nicht in Sicht. Da sitzen sie alle im gleichen Boot. Veränderungen in seinem Arbeitsablauf gibt es auch. Alle zwei Stunden muss er nämlich die Autos des Karussells desinfizieren. Die Kinder dürfen nur noch allein in einer Reihe sitzen, es sei denn sie kommen aus einem Haushalt. Zudem müssen Namen und Kontaktdaten aufgenommen werden, damit, falls jemand erkranken sollte, die möglichen Kontaktpersonen leichter ermittelt werden können. Den Sicherheitsabstand gibt es dann natürlich noch zu beachten, aber das sei ja inzwischen schon das Übliche, so Neudert.

Dieser erste Volksfest-to-go-Tag am Freitag beginnt nicht mit dem besten Wetter für das Geschäft an der frischen Luft. Es regnet ein wenig, doch das schreckt die ersten Besucher nicht ab. Susanne Zeiler ist mit ihrer Tochter und ihren beiden Enkeln an dem Süßwarenstand. Sie selbst sei gewöhnlich keine Volksfestgängerin, aber ihren Enkelkindern mache es Spaß. "Das hier ist zwar kein Volksfest-Ersatz aber zumindest sind die Kinder glücklich", stellt sie fest. Da kommt auch schon die Sonne hinter den Wolken hervor, und so marschiert die kleine Gruppe, ausgestattet mit Zuckerwatte, in Richtung Karussell und weiht das Volksfest-to-go ein.

Puchheim Volksfest-to-go. Volksfestplatz, Bürgermeister-Ertl-Straße/Ecke Alpenstraße, 11 bis 22 Uhr, bis 28. Juni.

© SZ vom 06.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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