Puchheim:Zu wenige Stromtankstellen

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Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl (links) zeigt interessierten Bürgern beim E-Mobilitätstag am Grünen Markt das Innenleben eines umweltfreundlichen Autos. (Foto: Günther Reger)

Bei einer Werbeveranstaltung für Elektroautos wird deutlich, woran es in der Stadt vor allem fehlt: an der Möglichkeit zum Aufladen. Der Bürgermeister verspricht fünf weitere Stationen

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Die Elektromobilität steckt in Puchheim noch in den Kinderschuhen. Drei Ladestationen für Elektroautos hat die Stadt bisher über die KommEnergie eingerichtet. Der Stromanbieter offeriert bisher kostenlosen Autostrom hinter dem Rathaus, bei der Firma Proton und am Grünen Markt im Zentrum Puchheims. Dort positionierte sich am Samstag auch Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) mit zwei Elektrofahrzeugen der Stadt, um für Alternativen zu Antrieben mit Verbrennungsmotoren zu werben. "Reinsetzen und fahren oder fahren lassen", animierte Seidl die Besucher die Elektrofahrzeuge auszuprobieren. Erstaunlich oder nicht: Besonders ältere Menschen interessierten sich für ein Elektroauto.

"Drei Ladestationen für 20 000 Leute", mokierte sich ein Besucher. "Wir laden nicht die Leute", konterte Seidl vergnügt. Dass das Aufladen eines Elektroautos aktuell das Hauptproblem ist, wurde in Debatten am Grünen Markt deutlich. Die wurden zum Teil sehr leidenschaftlich geführt. Richard Pfisterer, ein älterer Puchheimer, der seit einem Jahr ein Elektroauto fährt, hat sich im nahen Wohnpark Roggenstein, eine Seniorenresidenz, eine persönliche Ladestation einbauen lassen. Allerdings hatte er nicht die Zustimmung der anderen 60 Eigentümer eingeholt. Die hätten alle zustimmen müssen. Nun gibt es Probleme. "Ich ziehe aus", kündigte Pfisterer im Gespräch mit Christa Steinbrecher, einer Mitbewohnerin, frustriert an. Sie versuchte ihn, der seit 50 Jahren in Puchheim zuhause ist, zu beruhigen. "Wir kämpfen dafür", verspricht sie Pfisterer. Auch Bürgermeister Seidl sagt zu sich einzuschalten.

Auch Klaus Koch möchte eine Ladestation in der eigenen Garage haben. Vor den Kosten bis zu 5000 Euro schreckt er noch zurück. Koch sicher: "Solange das Aufladen nicht geklärt ist, schaffe ich mir kein Elektroauto an." Während viel diskutiert wird, folgt eine Probefahrt der anderen. Gewöhnungsbedürftig ist immer noch, dass ein Auto plötzlich geräuschlos vorbeifährt. Bei ganz neuen Elektromodellen ist ein Hubgeräusch bis zu einer Geschwindigkeit unter 30 Stundenkilometern für die Warnung anderer Verkehrsteilnehmer - vor allem Fußgänger - installiert. Seidl hat auch den Nissan Elektro-Pick-up mit "Zero Emission" kommen lassen, den der Bauhof benutzt. Der Kastenwagen hat mit einer Ladung seiner 40 Kilowatt-Batterie immerhin eine Reichweite von 300 Kilometern. Der Bürgermeister überzeugt: "Das ist ein Auto für Handwerker."

Seidl hat Thomas Holzmüller als Fachmann und Gesprächspartner für die Besucher kommen lassen. Der Leiter des Fachbereiches Mobilität der Landkreisinitiative Ziel 21, der selbst seit fünf Jahren ein Elektroauto fährt, gibt kompetent Auskunft. "Der Trend zu diesem Antrieb lässt sich nicht mehr aufhalten", bekräftigt er. Die US-Firma Tesla und auch die chinesischen Autobauer würden die deutschen Hersteller vor sich hertreiben. "BMW hat reagiert", sagt Holzmüller, "bei den anderen bin noch nicht so überzeugt. Ich hoffe nur, dass sie schnell umschalten können."

Alle Probefahrer steigen sehr beeindruckt aus den Autos wieder aus. Besonders die Beschleunigung begeistert. "Der zieht richtig ab", sagt Renate Blume-Stöckemann und gibt damit das allgemeine Gefühl der Testfahrer wieder. Für Norbert Seidl steht die Frage im Vordergrund: "Für was brauche ich ein Auto?" Er nutzt seinen Dienstwagen, ein Hybrid-Auto mit Elektro- und Benzinantrieb, für Kurzstrecken in Puchheim. Er fährt auch Rad, aber im Anzug oder bei Regen sei das unpassend. Bei weiten Strecken plädiert er dafür, ein Auto zu mieten oder gar auf Bus oder Bahn umzusteigen. In Sachen Elektromobilität wolle Puchheim mit weiteren fünf Ladestationen aufrüsten.

© SZ vom 28.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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