Puchheim:Weltenbummler im Rollstuhl

Tobias Streitferdt, der mit dem Rollstuhl um die Welt gefahren ist

Durch enge Höhlengänge wird Tobias Streitferdt in Kuba geschoben, um dieses Erlebnis genießen zu können. Auf seiner Weltreise bekam er viel Hilfe.

(Foto: privat)

Tobias Streitferdt leidet an einer Muskelkrankheit und ist auf Hilfe angewiesen. In sechs Monaten hat er viele Länder bereist und will nun anderen in seiner Lage bei der Reisevorbereitung helfen

Von Christoph Kaindl, Puchheim

Hindert ein Rollstuhl am Reisen, an einem großen Abenteuer? Diese Fragen kann Tobias Streitferdt nur mit einem klaren "Nein!" beantworten. In sechs Monaten umrundete er im Rolli die Welt, begleitet von seiner Schwester. Von seinen Erlebnissen berichtet er am Samstag, 31. Oktober, von 16 bis 18 Uhr im katholischen Pfarrzentrum St. Josef in Puchheim. Er will damit zeigen, dass auch Rollstuhlfahrer große Reisen unternehmen können und bei der Unterkunft nicht nur auf hochpreisige Hotels angewiesen sind.

"Ich denke, dass man als Rollstuhlfahrer die Menschen in fremden Ländern aufgrund vieler Hilfsaktionen leichter kennenlernt.", sagt Tobias Streitferdt. Die Idee zu einer Weltreise hatte seine Schwester bereits vor mindestens fünf Jahren. Die Zeit spielt für Streitferdt eine wichtige rollen, leidet er doch an progressiver Muskeldystrophie. Dabei werden die Muskeln immer schwächer. Deswegen wollte die Geschwister die Tour rechtzeitig machen.

Das Ziel, es in einem halben Jahr zu schaffen, war ziemlich sportlich. Bei der Auswahl der zu durchquerenden Länder gingen sie nach bester Reisezeit, Einreisebestimmungen und Gesundheitsversorgung vor. Dennoch behielten die beiden sich ein gewisses Maß an Spontaneität Reise vor. So bestimmten sie erst während ihrer Reise die genauen Zielorte.

"Außerdem überlegten wir uns zuerst, ob wir zur nachträglichen Finanzierung der Reise einen Reiseführer veröffentlichen sollten.", erläutert Streitferdt. "Da meine Schwester und ich jedoch in Vollzeit arbeiten, war das nicht nötig. Lieber wollten wir ein gemeinnütziges Projekt anstoßen." So haben sie die besuchten Hotels daraufhin getestet, ob sie für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Diese Informationen finde man kaum im Internet.

Im Oktober 2013 ging es dann los. Sechs Monate später hatten sie Argentinien, Kuba, Taiwan, Malaysia, Brunei, Singapur, Kambodscha, Tansania, und den Senegal gesehen.

In Kuba seien die Menschen besonders freundlich gewesen. Ein Taxifahrer entpuppte sich laut Streitferdt als Reiseführer und wollte für den Behinderten alles möglich machen. Einmal besuchten sie ein interessantes Höhlensystem. "Leider mussten wir da 20 Stufen hinunter", erzählt Tobias Streitferdt. "Unser Taxifahrer rief daraufhin vier Leute zusammen, die mich dann die Strecke trugen." In der Höhle gab es dann einen Engpass, durch den der Rollstuhl nicht fahren konnte. Der Taxifahrer nahm extra einen Umweg, um die Engstelle zu umgehen. Ebenso engagiert zeigte er sich bei einem Ausflug in das sogenannte "Tal der Stille". Da die Wege für den Rollstuhl dort zu aufgeweicht waren, organisierte er einen pferdegezogenen Wagen für Streitferdt.

Bei ihren Unterkünften erwiesen sich die Besitzer gerade in ärmeren Ländern als sehr hilfsbereit: Unter anderem wurde eine Zimmertür für ihn erweitert und über Stufen wurden Rampen gelegt. Tobias Streitferdt gab den Betreibern außerdem Tipps, wie sie die Rollstuhltauglichkeit ihrer Hotels verbessern könnten. Dies sei sehr positiv aufgenommen worden, sagte er. Mit seinem neu gegründeten Verein "Reisen im Rollstuhl" will Tobias Streitferdt Rollstuhlfahrern bei deren eigenen Reisevorbereitungen helfen. Auf der dazu gehörenden Webseite können unter anderem Bewertungen von Bewertungen von Hotels, Restaurants und Touren eingesehen werden. Zusätzlich gibt es Infomaterial für Tourismusanbieter.

www.reisenimrollstuhl.de

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