2000 Jahre Puchheim:Zeitreise auf der Couch

2000 Jahre Puchheim: Den Puchheimer Geschichtspfad gibt es jetzt in Buchform. Im Sommer 2020 wurden die Tafeln aufgestellt, die der Initiator Johann Aichner und Marianne Schuon, die Vorsitzende des Vereins d'Buachhamer, vorher präsentierten.

Den Puchheimer Geschichtspfad gibt es jetzt in Buchform. Im Sommer 2020 wurden die Tafeln aufgestellt, die der Initiator Johann Aichner und Marianne Schuon, die Vorsitzende des Vereins d'Buachhamer, vorher präsentierten.

(Foto: LEONHARD SIMON)

Der Verein d'Buachhamer hat einen Geschichtspfad mit 22 Stationen installiert, den man zu Fuß oder mit dem Rad erkunden kann. Jetzt gibt es die Informationen auch in Buchform.

Von Peter Bierl, Puchheim

Die erste bekannte Urkunde, in der Puchheim erwähnt wird, stammt aus dem frühen Mittelalter und wird auf die Zeit um 770 geschätzt. Die ältesten Spuren, die Relikte eines römischen Gutshofes, verweisen jedoch auf die Antike. Und wer weiß schon, wer sich vorher in der Gegend herumgetrieben hat. Sicher ist jedoch, dass sich das Leben bis ins 20. Jahrhundert im heutigen Altdorf abgespielt hat, bevor dieses von der Siedlung am Bahnhof überflügelt wurde.

Die Eröffnung der Bahnstation sorgte für die größte Zeitenwende in der Historie des Bauerndorfes. Dank der neuen Verkehrsanbindung siedelten sich dort zwei Einrichtungen an, die internationale Aufmerksamkeit erregten, eine "Hausmullfabrik", in der Münchens Müll sortiert und teilweise recycelt wurde, sowie ein Flugfeld, von dem aus tollkühne Männer in ihren leichten Kisten starteten. Heute befindet sich das Stadtzentrum auf jenem Areal nördlich und südlich der Gleise, wo einst im Moor die von den Bauern im Altdorf verachteten Grattler hausten

Zwischen Altdorf und Bahnhof

Diese bewegte Geschichte hat der Verein d'Buachhamer in 24 Tafeln zusammengefasst, die seit Sommer 2020 im Altdorf und in Puchheim-Bahnhof stehen. Drei Jahre lang haben die Aktiven des Vereins zusammen mit Experten an dem Projekt gearbeitet. Die Gestaltung der Tafeln übernahm die Grafikerin Alexandra Kornacher. Die Schilder bestehen jeweils aus Texten zur Geschichte und Bedeutung eines Objektes oder Ortes für die Entwicklung der Stadt, dazu einer Reihe von Fotos.

Nun hat der Verein den Inhalt der Tafeln in Buchform herausgegeben, schön und übersichtlich gestaltet. War die Zeitreise bislang nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad möglich, so kann man die Geschichte Puchheims nun auch zuhause auf der Couch nachvollziehen. Allerdings bietet das Buch jede Menge zusätzliche Informationen, die auf den Tafeln nicht zu finden sind.

So erfährt man, wie der Puchheimer Untergrund nach der Eiszeit entstand, als das abfließende Wasser von den schmelzenden Gletschern Schutt, Schotter und Kies brachte, die Entwicklung des Schulwesens und der Wasserversorgung im Dorf werden detailliert erzählt. Auch an die Torfstecher wird erinnert, die ab 1842 das damals wertvolle Brennmaterial aus dem Moor holten, erst ab 1870 begannen Bauern dort Grün- und Ackerland zu gewinnen und die ersten Siedler ließen sich nieder.

2000 Jahre Puchheim: Eine historische Aufnahme zeigt die ehemalige "Hausmullfabrik" in Puchheim.

Eine historische Aufnahme zeigt die ehemalige "Hausmullfabrik" in Puchheim.

(Foto: Haslauer/oh)

Schade ist, dass die NS-Zeit komplett ausgespart wird, obwohl längst einiges bekannt ist, über die "Arisierung" des großen Anwesens von Josef Bäuml etwa, und dass in der "Hausmullfabrik" etliche Zwangsarbeiter schuften mussten. Vielleicht lässt sich ja noch eine Tafel ergänzen. Ob es hingegen die Bilder von Spatenstich, Segnung und Eröffnung der B-2-Umgehung in dem Buch gebraucht hätte, darüber lässt sich streiten.

Am Mittwoch, 8. Februar, stellen die Autoren das Buch um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Bräunling vor und veranstalten mit dem Publikum ein kleines Quiz. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung erforderlich unter Telefon 089/84039039 oder beim Verein d'Buachhamer (Herausgeber).

Der Puchheimer G'schichtspfad, 22 Stationen in Bildern und Texten, 2022, 160 Seiten, Eigenverlag, 19 Euro.

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