Schon auf der Rolltreppe zum Puchheimer Ikarus-Center hört man die Melodie von: "Lasst uns froh und munter sein". Oben im Foyer des Einkaufszentrums angekommen, sehen die Besucher, warum das so ist. Ein größeres Geigenensemble der Kreismusikschule und der Puchheimer Musikschule hat sich aufgereiht und lässt die Kundschaft staunen. Sind es doch elf Kinder, in Rot gekleidet und mit roten Zipfelmützen ausgestattet, die Geige spielen. Die Szenerie wirkt für die Anwesenden sehr beglückend. Sie bleiben mit ihren Einkaufswagen stehen und applaudieren den "Streichhölzern", so heißen die jungen Musikerinnen und Musiker zwischen fünf und elf Jahren, die jetzt "Alle Jahre wieder" anstimmen.
Ein Ehepaar aus Puchheim ist extra gekommen, um die Kinder musizieren zu sehen. "Das ist ganz zauberhaft", sagt die Ehefrau und freut sich spürbar, dass nach zwei Jahren Corona-Pause die Kinder wieder da sind. Simone Burger-Michielsen, Leiterin des Streichorchesters und Geigenlehrerin der örtlichen Musikschule, geht an der Reihe vorbei und sagt das nächste Weihnachtslied an. Am linken Rand wird sie von ihrer Kollegin Kamilla Busch unterstützt. Mädchen sind im Ensemble in der Überzahl. In der Mitte steht die fünfjährige Esther. Mit konzentriertem Gesicht spielt die kleinste Geigerin "O du fröhliche". Wenn andere Mädchen zwischendurch ihre Geige weglegen und mit den Spendenboxen bei den Zuschauern für den SZ-Adventskalender Geld sammeln, bleibt Esther vorne stehen und spielt jetzt mit den anderen: "We wish you a merry Christmas".
Mit der Sammelbox unterwegs: Ein Mitglied der Streichhölzer bittet bei den Passanten um Spenden.
(Foto: Leonhard Simon)Esthers Papa Tim Feng befindet sich unter den Besuchern und freut sich über den Auftritt seiner kleinen Tochter. "Sie hat schon mit drei Jahren Lust gehabt, Geige zu lernen", erzählt der Vater. Tim Feng und seine Ehefrau sind keine Musiker, waren deshalb anfangs ziemlich verblüfft über das Verlangen ihrer Tochter, haben ihr aber dann eine Geigenlehrerin besorgt. Auch nach zwei Jahren spielt sie noch Geige und das noch mehr als je zuvor. Die Fengs wohnen in München und fahren ihre Tochter zweimal in der Woche nach Puchheim zum Geigenunterricht bei Burger-Michielsen. "Besonders gern spielt sie im Ensemble mit anderen Kindern", sagt Feng. "Da ist sie sehr glücklich."
Eine halbe Stunde Üben reicht
Anders als bei Familie Feng ist es bei Ayumi Janke. Sie ist professionelle Pianistin. Ihre sechsjährige Tochter Elisabeth gehört ebenfalls zu den Streichhölzern. Seit zwei Jahren spielt sie Geige. Gerade ist sie in die erste Schulklasse gekommen. "Förderung gehört dazu", sagt Janke, "wenn man vom Fach ist." Eine halbe Stunde Üben hält sie für genug. "Es reichen auch 15 Minuten, wenn es effektiv ist", sagt die Pianistin, zumal ihre Tochter auch noch zum Ballettunterricht geht.
"Jingle Bells" spielen die "Streichhölzer" jetzt und dann "Feliz Navidad". "Wir sind so froh wieder auftreten zu können", sagt Geigenlehrerin Simone Burger-Michielsen. Drei Tage zuvor hat das junge Streichorchester bei der Senioren-Weihnachtsfeier gespielt. "Da haben die Senioren mitgesungen, das war wunderschön", erzählt die Orchesterleiterin. Seit 34 Jahren ist sie schon in Puchheim tätig. "Sie hat eine ganz tolle motivierende Art", lobt Tierärztin und Hobbyklavierspielerin Friederike Messerschmidt aus Gröbenzell die Arbeit von Burger-Michielsen. Ihre achtjährige Tochter Lavinia spielt ebenfalls bei den Streichhölzern mit. "Das Üben ist schon anstrengend", sagt Lavinia. Sie braucht auch noch Zeit für ihr zweites Hobby, das Reiten. Mit "Stille Nacht, heilige Nacht" endet die erste Runde der 17 Weihnachtslieder unter dem Applaus der Besucher. Werden die Streichhölzer älter, können sie im Puchheimer Jugendkammerorchester weiterspielen. Das leitet Peter Michielsen, Ehemann der Geigenlehrerin.
Objekte von Fotografen: die Streichhölzer im Ikarus-Einkaufszentrum in Puchheim.
(Foto: Leonhard Simon)Das nächste Konzert des Jugendorchesters findet am 17. Dezember im Puc statt. Werke von Beethoven, Dvorak, Debussy, Mozart oder Tschaikowski werden abends um 19.30 Uhr bei freiem Eintritt gegeben.
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