Sportvereine sowie Gymnasium und Realschule in Puchheim müssen über den Winter improvisieren. Schadstoffe, die beim Abbruch der beiden Schulturnhallen am Schulzentrum gefunden wurden, verzögern den weiteren Ablauf des Vorhabens, das erst den Abbruch der alten und dann den Bau zweier neuer Sporthallen vorsieht. Auch die zwischenzeitlich als Interimslösung geplante Traglufthalle kann nun erst im Februar genutzt werden.
Bei den Abbrucharbeiten, die am ersten Tag der Sommerferien begannen, wurden Schadstoffe gefunden: künstliche Mineralfasern (KMF), die als lungengängig gelten, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in Anstrichen oder Asbestzement in Dachentwässerungsleitungen. Die Entsorgung wurde von der Tatsache erschwert, dass auch an den Deponien infolge der Baukonjunktur Andrang herrscht. Erst in Zusammenarbeit mit dem kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) wurde die ursprüngliche Grenze, wonach der Landkreis binnen vier Wochen nur 80 Kubikmeter schadstoffhaltiges Material an den Deponien abgeben durfte, aufgehoben. Insgesamt musste er 200 Kubikmeter entsorgen. Die Abbrucharbeiten, die eigentlich in den Sommerferien erledigt sein sollten, sind deshalb noch im Gange, der Zeitplan verzögert sich und damit auch der Aufbau einer Traglufthalle, die am Eingang zu den Schulen entstehen und übergangsweise für Schul- und Vereinssport genutzt werden sollte. Von diesem Zeitplan "sind wir weit weg", räumt Axel Schuhn, Referatsleiter kreiseigener Hoch- und Tiefbau, auf SZ-Anfrage ein. Die Traglufthalle wird erst im Februar in Betrieb gehen. Der Kreistag hatte sich bei der Genehmigung des Vorhabens aus Zeit- und Kostengründen dafür entschieden, beide Hallen gleichzeitig abzureißen und neu aufzubauen. Mit der Folge, dass nun überhaupt keine Hallenkapazitäten zur Verfügung stehen.
Gymnasium und Realschule sind bereits darauf eingestellt. Gymnasiumsleiter Georg Baptist dankt den umliegenden Schulen sowie FC und TC Puchheim für die Kooperationsbereitschaft. An einem Tag in der Woche werden Klassen künftig zum Sportunterricht nach Olching fahren, in die leer stehende Halle an der Heckenstraße. Auch andere Alternativen werden ausprobiert: Fitnessübungen in der Aula etwa oder "in schnellerem Tempo spazieren gehen", sagt Baptist der SZ.
Der FC Puchheim hat seine Übungsstunden, die nun ausfallen, noch nicht kompensieren können. Anfragen bei anderen Hallen hätten ergeben, dass alle komplett ausgelastet seien, erzählt Vereinschef Willy Schäufler. Die Abteilung Volleyball, die mehrere Mannschaften im Spielbetrieb hat, habe noch "so gut wie gar nichts". Schäufler erinnert daran, dass der Verein im Jahr 2015, als der Landkreis die beiden Turnhallen des Schulzentrums für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigte, 200 Mitglieder verlor, weil Sportstunden dauerhaft ausfielen. Schäufler: "Wir befürchten, dass es wieder so kommt." Auf etwa 100 000 Euro Mehrkosten schätzt Schuhn die wegen der Schadstoffe notwendigen Zusatzmaßnahmen. Insgesamt dürfen Abriss und Neubau der beiden Hallen 18 Millionen Euro nicht überschreiten. Das hatten die Kreisräte mit knapper Mehrheit vor einem Jahr entschieden. In der Kreisausschusssitzung am Donnerstagnachmittag erinnert Landrat Thomas Karmasin (CSU) allerdings daran, dass der Kostendeckel "nichts mit der Traglufthalle zu tun hat. Die ist ausgenommen." Er teilte auch mit, dass es die Stadt Puchheim abgelehnt habe, dass der Landkreis den Erdaushub, von dem dann Proben zur Analyse genommen werden, auf dem Volksfestplatz zwischenlagern könne. Und mögliche Beschleunigungsmaßnahmen - gemeint ist, die Traglufthalle auf einem anderen städtischen Grundstück an der Bürgermeister-Ertl-Straße aufzustellen - hätten einen maximalen Zeitgewinn von lediglich fünf bis sechs Wochen gebracht, aber mehr als 100 000 Euro gekostet, schreibt die Landratsamts-Pressestelle am Nachmittag in einer Erklärung. Auch für Grünen-Kreisrat Martin Runge ist das Bauvorhaben "schon jetzt ein Sorgenkind". Er macht im Ausschuss darauf aufmerksam, dass die Turnhallen nach neuestem Zuschnitt im Überschwemmungsgebiet liegen.