Puchheim:Schwierige Lage für Obdachlose

Obdachlose

Zuhause für Wohnungslose: In diesem Haus in der Lagerstraße bringt die Stadt Obdachlose unter.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Unterkünfte der Stadt Puchheim sind belegt, auf dem Wohnungsmarkt ist kaum etwas zu finden

Die Obdachlosigkeit in Puchheim ist unverändert hoch. Das Sozialamt der Stadt beschäftigte sich im vergangenen Jahr mit insgesamt 56 Fällen. Derzeit sind 49 Menschen in Unterkünften der Stadt untergebracht, einige schon jahrelang. Der Anteil der Flüchtlinge ist deutlich gesunken, von 60 Prozent auf etwas über 25 Prozent. Der Anteil der Kinder ist mit 31 Personen relativ hoch. Familien haben es besonders schwer, ein neues Zuhause zu finden, berichtet Andre Ameri, der Sachgebietsleiter im Rathaus.

Die fünfköpfige Familie hatte eine Kündigung wegen Eigenbedarf erhalten und wandte sich um Hilfe an das Rathaus. Den Mitarbeitern gelang es, den Rauswurf um einige Wochen zu verzögern, aber nicht zu verhindern. Die Kommune hat Eltern und Kinder jetzt in einem Hotel untergebracht, weil die Unterkünfte belegt sind. Die Familie braucht eine Wohnung mit dreieinhalb bis vier Zimmer. "Der Wohnungsmarkt ist so überlaufen, dass das utopisch ist", sagt Ameri. Alleinerziehende Mütter hätten es sogar leichter als komplette Familien, einen gnädigen Vermieter zu finden, berichtet der Experte.

Wie schwierig es auf dem Wohnungsmarkt im Raum München für alle ist, illustriert ein anderer Fall in Puchheim. Dabei handelt es sich um einen Mann, der zwei Jobs hat und sogar für die Unterkunft bezahlt. Er war nach einem Burnout längere Zeit krank und konnte nicht arbeiten, dazu kamen Eheprobleme, die Frau verschuldete sich, schließlich war die Wohnung weg, berichtet Ameri. Sobald jemand zwei Monate mit der Miete im Rückstand sei, drohe die Zwangsräumung. Andererseits wollen es manche nicht so weit kommen lassen, weil das mit einem Eintrag bei der Wirtschaftsauskunftsdatei Schufa verbunden ist. Das ist ein Nachteil, wenn man eine neue Bleibe anmieten will.

Die Stadt Puchheim verfügt über eine Unterkunft, die Brücke, sowie je zwei angemietete Häuser und Wohnungen. Außerdem sind Menschen in vier Pensionen oder Hotels einquartiert. Bei dem einen angemieteten Haus läuft Mitte des Jahres der Mietvertrag aus. Dort leben derzeit zwei Einzelpersonen und eine sechsköpfige Familie. "Wir versuchen, für diese Leute vorher richtige Mietwohnungen zu bekommen." Im schlimmsten Fall müssten die Menschen in den anderen Unterkünften zusammenrücken, kündigte Ameri am Montagabend im Sozialausschuss an.

Aufgrund der Wohnungsnot würden viele "länger als ihnen gut tut", in den Unterkünften bleiben müssen. Ameri berichtet von zwei Fällen, in denen Personen seit fünf und sieben Jahren in den Einrichtungen nächtigen. Der geschäftsleitende Beamte wies darauf hin, dass die Kompetenzen der Kommune begrenzt seien. "Wir sind nur für die Gefahrenabwehr zuständig, wenn es um die Gesundheit der Betroffenen geht", stellt Jens Tönjes fest. Dabei hätten die Betroffenen in vielen Fällen "multiple Nöte" und bräuchten eine umfassende Hilfe. Tönjes betont, dass von Obdachlosigkeit "ganz ordentliche Leute" betroffen sein können.

Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) berichtet, dass die beiden Häuser, die in Puchheim-Ort geplant sind, bis Jahresende fertig werden sollen. Es fehle nur noch die Baugenehmigung. Allerdings erwartet der Bürgermeister, dass diese Wohnungen lediglich für ein "Strohfeuer" reichen werden. "Wenn die belegt sind, dann ist Ende." Ursprünglich wollte die Kommune an dieser Stelle zwölf Wohnungen errichten, halbierte das Projekt jedoch nach Protesten von Anwohnern. Daneben verfügt die Stadt noch über ein Vorschlags- und Belegungsrecht für Wohnungen des Konzerns Deutsche Wohnen AG in der Planie. Seidl: "Wenn dort was frei wird, kriegen wir eine Meldung."

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