Gärten und öffentliche Grünflächen können einen wichtigen Beitrag leisten zum Erhalt der Artenvielfalt - sofern dort nicht nur Rasen und exotische Pflanzen wachsen. Umweltbeirat und Umweltamt der Stadt Puchheim wollen dazu einen Beitrag leiten und möchten auch möglichst viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer einladen, das ebenfalls zu tun. Dazu findet am Samstag, 8. März, wieder der Puchheimer Saatgutmarkt statt. Im Sitzungssaal des Rathauses kann man eigenes Saatgut abgeben und anderes mitnehmen.
Der Markt beginnt um 14 Uhr mit einem Vortrag der Wildbienen- und Gartenexpertin Anke Simon. Unter dem Titel „Mehr Artenvielfalt – Rote Liste-Arten im eigenen Garten anpflanzen“ erklärt sie den Begriff „Conservation gardening“ - das gezielte Anpflanzen selten gewordener Pflanzen, um die Artenvielfalt zur fördern. „Private Gärten bieten hier ein großes Potenzial“, heißt es in der Ankündigung. „988 Arten kommen dafür in ganz Deutschland infrage“, sagt Simon, „321 kann man in Bayern auch kommerziell bekommen.“

Artenschutz:Wie die Wildbienen in den Garten kommen
Waldpädagogin Anke Simon weiß, was Tiere brauchen, um sich in unseren Gärten wohlzufühlen. Blumenwiesen sind besser als Rasen - und ein bisschen Unordnung muss sein.
Dass man die Pflanzen kaufen könne, sei sehr wichtig. „Sie in ihrem Lebensraum auszugraben, wäre ja nicht sinnvoll.“ Momentan wachsen in vielen Gärten überwiegend Exoten - Thujen, Kirschlorbeer, Mahonie oder Bambus - allesamt Pflanzen, mit denen die meisten heimischen Insekten nichts anfangen können. Und auch die Vielfalt der Pflanzen leidet. Der Bestand von 70 Prozent der heimischen Pflanzenarten geht zurück, 30 Prozent sind sogar bereits gefährdet. „Auf privaten und öffentlichen Grünflächen in Deutschland könnten rund 40 Prozent der rückläufigen und gefährdeten heimischen Pflanzenarten gepflanzt werden und wären damit für Conservation Gardening geeignet“, stellt die Universität Leipzig fest. Die Uni hat auch Listen erstellt mit den für jedes Bundesland geeigneten Pflanzen.
Anke Simon, die sich seit Jahren für eine vielfältigere Bepflanzung von Gärten einsetzt, hält das für eine gute Idee. Sie sagt aber auch: „Das darf kein Ersatz sein für den Schutz von Populationen in ihrem eigentlichen Lebensraum. Man darf nicht sagen: Jetzt haben wir das im Garten, jetzt brauchen wir es draußen nicht mehr.“ Zudem müsse darauf geachtet werden, dass durch die Anpflanzungen keine genetische Verarmung eintrete. Ein wichtiger Aspekt für Simon: Man könne über Veranstaltungen wie den Saatgutmarkt und Ideen wie das Conservation Gardening ein Bewusstsein wecken für die Krise der Biodiversität und vor allem dafür, dass Mensch und Biodiversität untrennbar zusammengehören.
Nach dem Vortrag, um 15 Uhr, beginnt der eigentliche Saatgutmarkt. Der Großteil des angebotenen Saatguts wurde der Stadt zufolge bereits im Laufe des vergangenen Jahres zur Puchheimer Saatgutbibliothek gebracht und von den ehrenamtlichen Unterstützerinnen des Projekts, Iris Sprenger und Marga Wiesner, sorgfältig gereinigt und portioniert.
Vom Agenda 21-Büro im Landratsamt wird darüber hinaus Saatgut von alten, seltenen Gemüsesorten zur Verfügung gestellt. Die Puchheimer Saatgutbibliothek kann ganzjährig zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek zum Abgeben und Abholen von Saatgut genutzt werden. Das Projekt wurde 2022 vom Umweltbeirat und dem Umweltamt der Stadt Puchheim initiiert, es stellt einen Beitrag der Stadt zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt dar. Umweltbeirat und Umweltamt freuen sich auf zahlreiche Gäste!