Puchheim:Puchheim lässt nach Hunden schnüffeln

Unter dem Motto der Steuergerechtigkeit schickt die Stadt Detektive von Haus zu Haus. Sie sollen nach unangemeldeten Tieren suchen

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Hundebesitzer in Puchheim müssen jetzt wachsam sein. Bellt der Hund, wenn es an der Wohnungstür klingelt, werden die Hunde-Ermittler vor der Tür bestimmt hellhörig. Wie früher beim GEZ-Mann kommt dann die entscheidende Frage: "Ist der Hund angemeldet oder ist es ein Gasthund?" Eine von der Stadt beauftragte Firma macht sich auf den Weg, "Steuergerechtigkeit herzustellen", wie Puchheims Kämmerer Harald Heitmeir sagt. Mitarbeiter der Firma werden die Stadt demnächst nach nicht angemeldeten Hunden durchkämmen. Gleichzeitig hat der Stadtrat die Hundesteuer um 25 Prozent erhöht. Besonders teuer wird die Anschaffung eines Kampfhundes.

Etwa 700 angemeldete Hunde gibt es in Puchheim. Ums Geld kann es bei der Suche eigentlich nicht gehen. Die Stadt steht finanziell famos da. Über 36 Millionen Euro an liquiden Mitteln hat Puchheim zur Verfügung. Dennoch bläst die Stadt zur Hundebesteuerungsoffensive. Die letzte Erhöhung der Hundesteuer datiert aus dem Jahre 2007. Seitdem galt die Staffelung: 40 Euro für den ersten, 80 für den zweiten und 150 Euro für den dritten Hund. Jetzt gelten die Tarife 50, 100 und 150 pro Jahr. Manfred Sengl (Grüne), hält eine Erhöhung um 25 Prozent beim ersten und zweiten Hund für übertrieben. "Hunde haben doch auch eine gesellschaftliche Funktion", argumentiert er, "besonders bei den Rentnern."

Die Mehrheit im Stadtrat findet es aber prima, dass nach der Erhöhung der Hundesteuer künftig immerhin 35 050 Euro in die Stadtkasse fließen werden. Bei Steuereinnahmen von insgesamt 29,65 Millionen Euro im Jahre 2013 ist das ein Anteil im Promillebereich, aber jeder Euro zählt. "Das ist ein Steuerungsmittel, dass die Zahl der Hunde nicht überhand nimmt", sagt Erich Pürkner (CSU). Richtig zupacken will Puchheim bei den Kampfhundebesitzern. "650 Euro sind da deutlich zu niedrig", sagt Jean-Marie Leone (SPD). Er habe sich erkundigt, dass in München Kampfhundebesitzer 800 und in Nürnberg sogar 1056 Euro locker machen müssen. Leone, der die allgemeine Hundesteuererhöhung mit Puchheims Investitionen in Hundetoiletten begründet, schlug in der Stadtratssitzung für Kampfhunde 800 Euro vor. Er rieb sich ob der zusätzlichen Einnahmen schon die Hände, bis jemand fragte, wie viele Kampfhunde in Puchheim angemeldet seien. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) antwortete: "Es gibt zurzeit keine angemeldeten Kampfhunde." Das Gelächter im Sitzungssaal war groß. Puchheim besteuert ein Phantom.

Frei laufender Hund im Naturschutzgebiet Fröttmaninger Heide, 2013

Das Halten eines Hundes wird in Puchheim teurer. Die Stadt will die Steuer erhöhen.

(Foto: Schellnegger)

Ein Termin für die beschlossene "Hundebestandsaufnahme", wie Heitmeir formuliert, steht noch nicht fest. Auf alle Fälle soll der Datenschutz gewahrt werden. Es wird jedoch jeder Puchheimer Haushalt aufgesucht und "der Haushaltsvorstand wird befragt", kündigt Heitmeir an. Die Wohnung werde jedoch nicht betreten. Eine Auskunftspflicht gegenüber den Hunde-Detektiven besteht nicht. Wird ein nicht angemeldeter Hund entdeckt, werde er elektronisch aufgenommen. "Am nächsten Tag geht sofort ein Schreiben an den Hundebesitzer raus", verspricht Heitmeir schnelles Handeln der Stadtverwaltung beim Eintreiben der Steuer.

Die Detektive arbeiten übrigens auf Erfolgsbasis. Pro gefundenem nicht angemeldeten Hund zahlt die Stadt der beauftragten Firma 60 Euro. "In zwei Jahren haben wir das wieder drin", rechnet Heitmeir vor. Der Kämmerer kennt übrigens in Sachen Hundesteuervermeidung keinen Spaß: "Das ist Steuerhinterziehung und das ist kein Kavaliersdelikt." Auch eine Strafe per Ordnungsgeld könne verhängt werden.

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