Als es noch kein GPS und auch kein Handy gab, orientierten sich Soldaten an der Fahne ihres Regiments. Fahnen und Wappen symbolisieren seit alters her Bedeutung und Herkunft ihrer Träger und die mehr oder weniger glorreiche Sache, für die gekämpft und gestorben wurde. Für Städte und Gemeinden sind solche Accessoires heute noch unabdingbar, auch wenn sie jenseits von Rathäusern, Gedenktagen und Volksfestumzügen kaum auffallen. Die junge Stadt Puchheim verfügt selbstredend über ein ordentliches Wappen, das das bayerische Innenministerium 1963 genehmigt hat. Es zeigt zwei grüne Blätter auf weißem - Heraldiker würden sagen: silbernem - Grund, die das Altdorf, das Heim bei den Buchen, repräsentieren sollen, darunter ist ein kleines Häuschen vor blauem Hintergrund zu sehen. Es soll ein Mooshäusl darstellen und verweist damit auf jene armen Teufel, die im 19. Jahrhundert im Moor Torf stechen mussten für die Eisenbahn.
Der Fahne aber, die im Sitzungssaal neben denen Bayerns, Deutschlands, der EU sowie der Partnerstädte aufgepflanzt ist, fehlt das bürokratische Gütesiegel und sie wird es auch nicht mehr bekommen, weil das Design nicht den Vorschriften entspricht. Aufgefallen ist das erst, als sich ein Münchner Heraldiker mit den kommunalen Hoheitszeichen des Münchner Umlandes befasst hat. Eine Anfrage der Stadt bei der Generaldirektion der bayerischen Archive in München ergab, dass der Brief, in dem der damalige Bürgermeister Heinrich Müller im August 1963 die Behörde beauftragte, ein Gutachten über das Fahnen-Design zu verfassen, irgendwo verloren gegangen sein muss. Die Puchheimer hatten sich seitdem damit beholfen, ihr Gemeinde- wappen auf eine weiß-blaue Fahne zu nähen. Geht nicht, sagt die Generaldirektion. Zwar muss sich eine Kommune heute ihr Wappen nicht mehr genehmigen lassen, aber die gegenwärtige Farbkombination verstoße gegen die heraldische Grundregel, dass für die Farbgebung einer Fahne die Farben der Wappenbilder Vorrang haben. In der bisherigen Puchheimer Flagge fehlt also das Grün.
Am kommenden Dienstag wird nun der Stadtrat über ein neues Design debattieren. Vorgeschlagen ist ein dreistreifiges Exemplar in blau-weiß-grün mit dem aufgelegtem Stadtwappen. Es steht also zu erwarten, dass der neue Puchheimer Bürgermeister sein Fußvolk auf dem Marsch zum Bierzelt im kommenden Jahr, wenn es wieder ein Volksfest geben soll, unter einer neuen Fahne um sich scharen kann.