Puchheim/Maisach:Wiederaufbauhilfe aus Gernlinden

Puchheim/Maisach: Ingolf Eichler packt Pakete mit Hilfsgütern, die er nach Abstimmung mit den Betroffenen nach Nordrhein-Westfalen fährt.

Ingolf Eichler packt Pakete mit Hilfsgütern, die er nach Abstimmung mit den Betroffenen nach Nordrhein-Westfalen fährt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der 43 Jahre alte Ingolf Eichler organisiert eine Spendenaktion für die Opfer der Flutkatastrophe

Von Erich C. Setzwein, Puchheim/Maisach

Gerade erst ist Ingolf Eichler aus Nordrhein-Westfalen zurückgekommen, da packt er erneut tonnenweise Material zusammen. Hilfsgüter, die jetzt in den von den Sturzfluten verwüsteten Gebieten am meisten benötigt werden. Auch Lebensmittel will er noch am Dienstag nach Erftstadt bringen, der zweiten Station, die er seit Sonntag anfährt. Doch wenn er sie im Landkreis kauft und mit dem Lkw 600 Kilometer ins Katastrophengebiet unterwegs ist, sei er schwerer und langsamer, sagt Eichler am Telefon. "Ich stehe mit der Metro dort in Kontakt, ich habe Spenden genug, um dort einzukaufen."

Eichler hat nicht viel Zeit in diesen Tagen, seit er am vergangenen Samstag zunächst über eine Whatsapp-Gruppe ein kleines Hilfe-Netzwerk aufgebaut und später über Facebook bekannt gemacht hat, was er vorhat. "Innerhalb einer Stunde ist das explodiert", sagt der 43 Jahre alte Installateur. Seither ist er - nebenbei - Helfer in der Not.

Die Hilfsbereitschaft ist immens. Nicht nur, dass gleich nach dem ersten Knüpfen des Netzwerks am vergangenen Samstag Kleidung, Spielsachen und vieles für den Haushalt bei Eichler und seinen Mitstreitern in Gernlinden eintrafen, mittlerweile kaufen Bürgerinnen und Bürger das im Katastrophengebiet dringend Benötigte ein und liefern es bei Eichler ab. So werden in Baumärkten Schaufeln und Besen gekauft, damit die Arbeiten in den völlig verschlammten Häusern und Grundstücken vorankommen. Die Menschen in den vom Hochwasser und den Flutwellen zerstörten Städten, wie etwa Erftstadt oder der Gemeinde Odendorf, brauchen aber auch Arbeitshandschuhe und Gummistiefel. Eichler war am Dienstag dabei, Notstromaggregate zu organisieren.

In Odendorf, erzählt der Helfer, sei im Pfarramt ein Lager eingerichtet worden, wo die gespendeten Sachen sortiert, ausgegeben und aufbewahrt würden. Mittlerweile seien dort so viel Kleidung und Spielsachen vorhanden, dass Eichler solche gespendeten Artikel vorerst in Gernlinden einlagert. "Anderes ist jetzt dringender." Sein Netzwerk, das er unter anderem mit Bekannten aus Hagen geknüpft hat, reiche "von Norden nach Süden" in Nordrhein-Westfalen. Auch nach Rheinland-Pfalz will er fahren, dort im schwer betroffenen Ahrweiler Spenden abgeben.

In Ahrweiler arbeitet der Puchheimer mit einem Angehörigen der Bundeswehr zusammen, der dort die Spendenverteilung organisiert. Von einem "Sponsor" aus Iffeldorf habe er einen 40-Tonner bekommen, mit dem er die angeforderten Artikel ausliefern könne. Am vergangenen Samstag war er mit zwei Transportern und dem geschenkten Auto nach Hagen aufgebrochen, jetzt sollen noch größere Lieferungen, unter anderem eben nach Erftstadt, erfolgen.

Die größte Einzelspende habe ein Mann aus dem Landkreis Dachau gemacht, als er am Wochenende seinen Personenwagen vorbeibrachte. Das Auto wurde bereits nach Westdeutschland verbracht. Eichlers Aktion ist sehr schnell über NRW und Rheinland-Pfalz hinaus bekannt geworden. Inzwischen hätten ihn auch Hilfeersuchen aus Berchtesgaden und von Privatleuten aus Österreich erreicht.

Bereits beendet ist der Einsatz des Oberbayern-Zuges der Wasserwacht. Unter Führung der Wasserwacht Fürstenfeldbruck kamen die mehr als 80 Retter von ihrem Standort Mönchengladbach bereits am vergangenen Samstag wieder zurück.

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