Puchheim:Letzte Ruhe unter Bäumen

Weil immer mehr Angehörige naturnahe Bestattungen wünschen, folgen Germering, Puchheim und Gröbenzell dem Trend zu alternativen Formen der Beisetzung. Schon im nächsten Jahr sollen "Baumbestattungen" in Puchheim möglich sein.

Petra Fröschl

Alternative Formen der Bestattung machen den teuren, pflegeaufwendigen Erdgräbern zunehmend Konkurrenz. Auf einigen Friedhöfen bleiben deshalb bereits viele Gräber leer. Nach Germering und Gröbenzell zieht nun auch die Gemeinde Puchheim die Konsequenzen daraus: Vom kommenden Jahr an soll auf dem Waldfriedhof Schopflach die Urnenbestattungen unter Bäumen möglich sein.

Friedhof Schopflach

Der Puchheimer Friedhof Schopflach: Hier sollen bald Baumbestattungen möglich sein, weil immer mehr Angehörige ihre Verstorbenen in der Natur beisetzen möchten.

(Foto: Günther Reger)

Bereits vor zwei Jahren hatte Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) darauf hingewiesen, dass Erdbestattungen in Puchheim "extrem rückläufig" sind. Waren auf dem Friedhof Schopflach bis vor fünf Jahren die Grabfelder im alten Bereich noch nahezu voll belegt, so klaffen dort inzwischen deutliche Lücken. Zugleich explodiert die Nachfrage nach Urnenbestattungen: Im Jahr 2006 war ihre Zahl erstmals höher als die von Erdbestattungen. Die Gemeinde reagierte mit dem Bau neuer Urnennischenanlagen auf diesen Trend.

In letzter Zeit trugen Bürger an die Friedhofsverwaltung Schopflach außerdem immer wieder den Wunsch heran, Baumbestattungen zu ermöglichen. Ein echter Naturfriedhof oder "Friedwald", bei dem einzelne Bäumen auf Flächen außerhalb von Friedhöfen gekauft werden, wäre jedoch nur auf der Grundlage einer Bauleitplanung und eines höchst komplizierten Verfahrens möglich. Bereits vorhandene Bäume für Urnenbeisetzungen zu nutzen, wäre hingegen weit günstiger und unproblematischer.

Zu einem späteren Zeitpunkt könne man dann immer noch ein eigenes Grabfeld als Erweiterung des Friedhofs mit neu gepflanzten Bäumen errichten, heißt es in der Beschlussvorlage der Rathausverwaltung, der der Ferienausschuss des Gemeinderats jüngst einstimmig folgte. Die Urnen, die für die Baumbestattungen genutzt werden sollen, sind selbstauflösend und werden in ausreichender Distanz zum Stamm platziert.

Denkbar sind Familien- oder Gemeinschaftsbäume. Unter einem Baum sollen nicht mehr als sechs Urnen Platz finden. Pro Baum soll es eine kleine Gedenkplatte geben. Kränze, Blumen, Grabschmuck oder Ziersteine wären nicht erlaubt. Die Trauerfeier wäre nur in der Aussegnungshalle, nicht unter dem jeweiligen Baum möglich.

Mit dem neuen Angebot folgt Puchheim dem Beispiel Germerings und Gröbenzells. In Germering sprach sich der Stadtrat 2009 für Baumbestattungen am Waldfriedhof aus. Laut Jochen Franz vom Rechtsamt wurde bereits ein Konzept erarbeitet. Derzeit erstellt ein Steinmetz die Muster für die Grabplatten. Bis für diese Bestattungsart der Startschuss fällt, kann es aber Frühjahr 2011 werden.

Vorher muss sich der Konsolidierungsausschuss noch mit einer Erhöhung der Friedhofsgebühren befassen. Weil auch auf den Germeringer Friedhöfen viele Erdgräber leer stehen, konnten die gesamten Friedhofskosten 2008 nur zu 73,5 Prozent gedeckt werden.

Auf dem Gröbenzeller Friedhof soll es laut dem Geschäftsleitenden Beamten Georg Hörl bereits Ende 2010 mit den Baumbestattungen losgehen. Vor der Sommerpause hatte der Gemeinderat auf Antrag der SPD-Fraktion einen entsprechenden Beschluss gefasst. Momentan werden laut Hörl die Preise entwickelt, im Oktober muss dann noch die Friedhofssatzung geändert werden. 14 bereits bestehende Bäume kommen auf dem Gröbenzeller Friedhof für jeweils fünf Bestattungen in Frage.

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