Es ist der berühmteste, umstrittenste und wahrscheinlich auch teuerste Film, der im Landkreis Fürstenfeldbruck bis heute gedreht worden ist: Kirk Douglas' "Paths of Glory" (dt. "Wege zum Ruhm") aus dem Jahr 1957. So viel Hollywood war seitdem nicht mehr in Fürstenfeldbruck und Umgebung. Douglas, damals schon ein Star, produzierte den Antikriegsfilm und spielte die Hauptrolle. Als jungen Regisseur verpflichtete er Stanley Kubrick, der damals seine ersten Schritte hin zu filmischem Weltruhm unternahm (und bei dem Dreh auch seine spätere Ehefrau kennenlernte). Die Geschichte von Colonel Dax, den französischen Offizier spielt Douglas, der während des Ersten Weltkriegs vergeblich versucht, drei Soldaten vor der Hinrichtung zu retten, löste in Frankreich Verärgerung aus. Der Verleih befürchtete Proteste und zeigte den Film dort erst 1975. Ein Aufführungsverbot gab es im französischen Sektor von Berlin, auf der Berlinale war der Film nicht zu sehen. Und auch eine Menge Geld hat der Film gekostet, wenn auch nicht so viel, wie ein Dreh in Hollywood - dazu noch später.
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Wie es damals beim Dreh zugegangen ist, ist heute nur noch schwer zu erfahren. Kubrick ist schon lange tot, Douglas ebenfalls gestorben - im hohen Alter von 103 Jahren. Auch von den zwölf Burschen aus Puchheim, die mithalfen, den Film zu realisieren, ist nur noch einer da, der Auskunft geben kann. Josef Leitmeier ist schon 90 Jahre alt. Ende der Fünfzigerjahre war er ein junger Kerl, anstrengende Bauernarbeit gewohnt. Das ist für seine Rolle bei diesem Film wichtig, denn er und seine Freunde befestigten den von einem Bagger ausgehobenen Schützengraben, holten dafür das Holz, bauten Gebäuderuinen und nagelten die Bretter zusammen, auf die die Anhöhe gemalt wurde, gegen die die Soldaten erfolglos anrannten.
Kein Grashalm darf zu sehen sein
Während des Drehs musste die Erde vor dem Schützengraben alle paar Tage umgegraben werden. Schließlich durfte kein frisch gesprießter Grashalm zu sehen sein. Helfen mussten die Puchheimer auch dabei, dass die Explosionen echt aussahen. Dafür wurden mehrere Dutzend Löcher gegraben. Diese wurden mit Elektrozündern versehen und mit lockerer Erde gefüllt. In den Gefechtsszenen löste der Sprengmeister die Zündung aus und ließ die Erde hochspritzen. War die Szene im Kasten, füllten die jungen Helfer wieder lockere Erde in die Trichter - für den nächsten "Angriff". Im Film sieht das sehr echt aus, von den Explosionen über den beengten Graben und den Stacheldrahtverhau bis zu den mit Wasser gefüllten Kuhlen auf dem Schlachtfeld.
Durch den Schlamm hätten sie nicht robben müssen, erzählt der Puchheimer. Das sei Aufgabe der Bereitschaftspolizisten gewesen, die die französischen Soldaten darstellten. "Wir haben arbeiten müssen", fasst Leitmeier die Aufgaben der Puchheimer Burschen im Frühjahr 1957 zusammen. Darben mussten sie aber nicht. Sie bekamen viel Geld für ihre Tätigkeit, der Erinnerung des 90-Jährigen nach 150 Mark in der Woche. Das ließ sich damals kaum in einem anderen Job in Deutschland verdienen. Daneben gab es auch Verpflegung, Baumaterial und - den Blick auf einen echten Star. Es war eben Hollywood.
Weniger Kosten als in Amerika
Dabei kostete der Film trotz der für die Helfer guten Gagen viel weniger Geld, als es in Amerika der Fall gewesen wäre. Für Douglas war dies ein Grund, in Deutschland zu drehen, denn mit einem großen Erfolg an den Kinokassen rechnete niemand. In seinen Memoiren "The Ragman's Son", die auf Deutsch wie der Filmtitel "Wege zum Ruhm" heißen, schreibt der Hollywood-Star, der den Film mitfinanzierte, Deutschland sei "im Hinblick auf die Landschaft, die wir brauchten, und die Mittel, die uns zur Verfügung standen", am geeignetsten.
Es muss richtig was los gewesen sein auf der Fläche zwischen dem Gröbenbach und der Planie. Soldaten schrien, Schüsse und Explosionen knallten, Rauch stieg über dem Schützengraben und der Fläche drumherum auf. Im Film ist das zu sehen und zu hören. Heute ist der damalige Drehort ein stilles Stück Natur. Über der dicht bewachsenen Wiese kreisen Vögel, Blumen wachsen, im Hintergrund steht eine Baumreihe in dichtem Grün, zur Zeit der Dreharbeiten stand dort kein einziger Baum. Vom filmischen Schlachtfeld kündet rein gar nichts. Ohne einen, der beim Dreh dabei war, ist der ehemalige Drehort nicht zu finden. Freilich, was soll auch bleiben von einem Film-Schlachtfeld?
Den Graben haben die Puchheimer Burschen nach den Dreharbeiten wieder zugeschüttet. Und auf der kahl rasierten Fläche wuchsen bald wieder Feldblumen und Gras. Bleibt noch die Anhöhe. Im Herbst und im Winter sei der kleine Hügel zu sehen, unter dem Hausmüll aus der Stadt München liegt, sagt Leitmeier. Das Gelände war Jahrzehnte lang als Abfallkippe der Landeshauptstadt genutzt worden. Doch jetzt ist August. Das üppige Grün der Bäume verdeckt alles, auch den Blick auf die kleine Anhöhe, auf der im Film Ruinen von Häusern zu erkennen sind.
Wer eine Kulisse aus dem Film sehen möchte, der muss zum Schloss Schleißheim fahren. Dort, im Norden von München, hat Douglas ebenfalls gedreht (sowie in den Bavaria Filmstudios in Grünwald). Im Park des Schlosses spielt die Schlussszene: Drei Soldaten werden wegen angeblicher Desertion hingerichtet. Dax hat es nicht geschafft, sie vor dem Militärtribunal frei zu bekommen. Dabei sind die Soldaten unschuldig. Aber die Militärführung will ihre Autorität schützen. Sie hat unsinnige Befehle erteilt, die nur zu großen Verlusten geführt haben. Dafür will sie Schuldige bestrafen - es trifft drei einfache Soldaten.
Hintergrund des Films sind Meutereien französischer Soldaten während des Ersten Weltkriegs, die nicht als Kanonenfutter missbraucht werden wollten. 2400 Todesurteile haben französische Militärtribunale wegen Desertion, Meuterei oder Ungehorsams gegen Soldaten verhängt, 675 wurden vollstreckt, schreibt der "Tagesspiegel" im Jahr 2008.
Geflochtene Weidenzweige
Zurück zum Drehort in Puchheim: Während Leitmeier seine Erinnerungen preisgibt, grüßt ihn ein Radfahrer. Der Bekannte ist Florian Brandmeier. Zur Entstehungszeit des Films war er knapp 17 Jahre alt. Im Gespräch wird klar, dass auch er - zumindest ein wenig - bei den Kulissen für den Film mitgeholfen hat. Bei den Arbeiten, die die älteren Burschen erledigten, sei er zwar nicht dabei gewesen, erzählt der Radfahrer. Er könne sich aber daran erinnern, Weidenzweige geflochten zu haben. Die wurden für den Schützengraben gebraucht. Die Geschichten über die Monate, als Hollywood zu Gast war in Puchheim, sind noch nicht alle erzählt.