Puchheim:Kinderhaus wird 1,5 Millionen Euro teurer

Altlasten im Boden und der Boom in der Baubranche treiben die Kosten in Puchheim in die Höhe

Von Peter Bierl, Puchheim

Das Kinderhaus II im Neubaugebiet Wohnpark Roggenstein in Puchheim wird erheblich teurer als geplant. Die Kosten des Bauprojektes steigen um rund 1,5 Millionen auf etwa 8,6 Millionen Euro. Dafür gibt es zwei Ursachen. Der dickste Brocken resultiert daraus, dass sich der Untergrund als alte Müllhalde erwies und der Aushub teuer entsorgt werden musste. Obendrein nutzen Baufirmen den Boom, um Extraprofite einzustreichen.

Als das Projekt vor zweieinhalb Jahren mit vier Kindergarten- und einer Krippengruppe sowie acht Wohnungen für Mitarbeiter der Stadtverwaltung genehmigt wurde, schätze man im Bauamt die Kosten auf rund 6,6 Millionen. Ende 2016 nach einigen Änderungen genehmigte der Stadtrat rund 7,1 Million Euro. Die Kosten für Rohbau und Innenausbau hatte eine externe Beratungsfirma ermittelt. Genau der Posten hat sich nun um rund eine Million Euro erhöht, weil man im Untergrund belastetes Material entdeckte.

Das war insofern eine Überraschung, als die Müllhalde, die Planie, südlich der Gleise liegt. Folgerichtig gab es beim Bau des Kinderhauses I vor einigen Jahren direkt daneben keine Komplikationen. Das Bauamt wähnte sich auf der sicheren Seite. Aber anscheinend hat die Hausmull GmbH seinerzeit auch nördlich der Bahnlinie Restmüll abgeladen. Die Entsorgung des Aushubs für das Kinderhaus II schlägt jedenfalls mit mehr als 150 000 Euro zu Buche. Die gesamten Mehrkosten wegen des schwierigen Untergrunds schätzt Roland Schützeneder, der Sachgebietsleiter Hochbau im Rathaus, auf etwa 285 000 Euro.

Außerdem verlangt die Baufirma wegen der Verzögerung - die Baustelle stand einige Monate still - den stolzen Betrag von 122 000 Euro. "Wir werden das genau prüfen, mit Hilfe von Juristen", kündigt Schützeneder an. Bei der Ausstattung mit Heizung, Sanitärbereichen und sonstiger Technik zeichnete sich bereits bei den ersten Angeboten ab, dass es teuerer wird. Der Posten wächst um etwa 400 000 Euro, wobei die Ausgaben für die Kanalarbeiten in diese Kostengruppe verschoben wurden. Die reale Steigerung liegt aber immer noch bei 237 000 Euro.

Abgesehen vom Planie-Untergrund ist es der Bauboom im Raum München, der zu Buche schlägt. Inzwischen seien Gerüste teuer und schwer zu bekommen, Baukräne müssen sogar in Österreich geordert werden, erzählt Schützeneder. Welche Extragewinne Unternehmen einstreichen, rechnet er an einem Beispiel vor. Die Innenbetonverrohrung, also Leitungen etwa für Stromkabel im Haus, hätten vor fünf Jahren zwischen 3,90 bis fünf Euro pro laufendem Meter gekostet, heute würden 15 Euro gefordert. Schließlich treiben höhere Baukosten die Honorare der Planer nach oben, wobei diese wegen des Bodenaushubs tatsächlich mehr arbeiten mussten. Die Mehrung dafür liegt bei rund 231 000 Euro.

Davon waren 5000 Euro eigentlich überflüssig. Das Wasserwirtschaftsamt stellte fest, dass das Grundstück nicht mehr in einem Bereich liegt, das bei Hochwasser überflutet werden könnte. Die Behörden verzichteten auf eine wasserrechtliche Genehmigung. Vorausgegangen war dieser Erkenntnis ein ganzes Jahr mit "teilweise schwieriger Kommunikation" zwischen Stadt, Landratsamt, Planungsbüro und Wasserwirtschaftsamt, wie es in einer Sitzungsvorlage heißt. Am kommenden Dienstag beschäftigt sich der Puchheimer Stadtrat mit der Kostensteigerung.

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