Süddeutsche Zeitung

Puchheim:Keine Angst vorm Plastik-Hai

Die Familie Kasper ist nach Puchheim gekommen, um Kindern eine Freude zu machen. In zehn Hüpfburgen können sie sich noch bis Mitte Oktober austoben. Was auch die Eltern glücklich macht

Von Johanna Haas, Puchheim

Ein kleiner Bub starrt etwas zögernd in das Maul des großen Hais. Er bleibt stehen, sieht die vielen Kinder an sich vorbei sausen und traut sich dann doch, durch den angsteinflößenden Fang des Tieres zu klettern. Also keine Angst vorm großen Hai, der eh nur aus Plastik ist in dieser Hüpfburg. Nach dem Anstieg, an die Spitze der Burg, nimmt der Bub Anlauf und rutscht die ganze Luftburg wieder herunter. Und das hat anscheinend Spaß gemacht - die anfängliche Angst scheint verflogen und er klettert gleich noch einmal durch das weit aufgerissene Maul. Neben der Hüpfburg im Hai-Motto, gibt es im "Flippy Land" viele weitere Hüpfburgen: Mit Palmen, einem Traktor oder großem Tutanchamun-Eingang. Auf der Wiese in Puchheim-Ort, Eichenauer Straße Ecke Äckerweg ist das bunte Hüpfburgenparadies schon von Weitem zu erkennen.

Und nicht nur die Kinder haben ihren Spaß, auch die Eltern sind froh, ihre Kinder wieder lachen zu sehen. "Ich bin das erste Mal mit meinem Sohn im Flippy Land und finde es echt sehr cool. Das ist eine gute Abwechslung vom ganzen Corona-Tief", sagt Bianca aus Eichenau. Auch Schaustellerin und Veranstalterin Samantha Kasper bekommt mit, wie dankbar Kinder und auch Eltern über das Angebot sind: "Wir kriegen regelmäßig Nachrichten von Müttern, die uns sagen, dass sie so froh sind, ihre Kindern wieder ausgelassen spielen zu sehen."

Mit einem Hüpfburgen-Park durch Deutschland zu reisen, war die Idee von Kaspers Vater. Der ist in fünfter Generation Puppenspieler. Weil die Puppen aber irgendwann nur noch die kleinen Kinder interessierten, musste der Schausteller umdenken. Er wollte auch die Zehn- bis 14-jährigen begeistern. Also hat er eine Hüpfburg gekauft. Das kam bei den Kindern so gut an, dass aus der einen Hüpfburg erst drei, dann vier und irgendwann mehr als zehn Hüpfburgen wurden. Die werden jetzt immer in bunt beklebten Lastwagen von Stadt zu Stadt gefahren und von seinen sechs Töchtern aufgebaut. "Bis alles steht, dauert es nur eine Minute, das geht schnell. Aber bis alles am richtigen Platz ist und fertig für die Besucher, dauert es auch mal eineinhalb Tage", sagt Samantha Kasper.

Wenn die Gäste dann kommen, seien vor allem die Kinder immer begeistert. "In Heidelberg bin ich besonders gerne. Da machen wir immer viel Werbung. Wenn wir da mit unseren Transportern durch die volle Stadt fahren, kennen uns die Kinder schon und kommen angerannt. Das ist ein tolles Gefühl", erzählt die 26-Jährige. Dass sie und ihre Familie jetzt auch in Bayern unterwegs sind, freut die Schaustellerin. "Wir sind das erste Mal in Bayern. Aufgrund der Pandemie haben wir entschieden, näher an unserem Wohnsitz in Neu-Ulm zu bleiben", so Kasper.

Die Familie ist zwar in der Stadt auf der bayerischen Seite der Donau gemeldet, war aber schon seit acht Jahren nicht mehr dort "Als der Lockdown dann anfing, haben wir uns entschieden, zurück nach Neu-Ulm zu fahren. Wir durften ja keine Veranstaltungen mehr machen. Wir haben aber versucht, den Kopf nicht hängen zu lassen und das Ganze eher als Urlaub zu sehen", so Kasper. Also packten sie ihre Hüpfburgen in die bunten Laster und fuhren Richtung Ulm. "Schon als Kind habe ich es geliebt, nach der Saison nach Hause zu fahren. Wenn ich dann von der Autobahn aus das Ulmer Münster gesehen habe, wusste ich, dass wir bald da sind", erklärt Kasper strahlend.

Zuhause ist ein Wohnort, an dem man sich wohlfühlt. Und das tut die Familie Kasper, obwohl sie acht Jahre lang durchgehend unterwegs waren. "Alle zwei Monate sind wir in einer anderen Stadt. Ich und meine fünf Schwestern kennen das aber gar nicht anders. Dadurch sehen wir viel und lernen ganz unterschiedliche Menschen kennen. Wenn ich länger als zwei Monate an einem Ort bin, kriege ich die Krise", sagt sie.

Aber diesmal hätte sich Kasper gefreut, nach Hause zu kommen und erst einmal dazubleiben, bis der Lockdown vorbei war. Familie Kasper hat ein Grundstück, auf das sie ihre Wohnwagen, in denen sie leben, abstellen können. Nur diesmal nicht. Denn der Platz war voll mit anderen Schaustellern, die aufgrund des Lockdowns ebenfalls zurück zu ihrer Meldeadresse Neu-Ulm fahren mussten. Also begann die Familie, von Stadt zu Stadt zu fahren, um einen Volksfestplatz zu finden, auf den sie sich stellen konnten. "Aber niemand wollte uns haben", sagt die 26-Jährige. Sie seien fast auf der Straße gelandet, hätte ein Mann ihnen nicht sein privates Grundstück angeboten.

Jetzt ist der Lockdown allerdings vorbei und die Familie kann mit ihrem Flippy Land wieder auf Tour gehen. Dafür haben sie auch einen aufgeblasenen Parcours mit 300 Metern Lauffläche. "Der war letzte Woche sogar bei Promi-Big-Brother", betont Kasper. Außerdem hätten sie von allen deutschen Hüpfburg-Parks die einzige Wasserrutsche mit vier Bahnen.

Wer die vielen Hüpfburgen und Rutschen ausprobieren will, kann noch bis Mitte Oktober in Puchheim vorbei kommen. Denn aufgrund der vielen Regentage im letzten Monat, wollen die Veranstalter verlängern. Die genaue Daten finden sich auf der Internetseite der Schausteller-Familie aus Neu-Ulm

"Flippy Land" - Puchheim-Ort, Eichenauer Straße, bis 17. Oktober. Geöffnet montags bis freitags von 14 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 19 Uhr. Weitere Infos auf www.flippy-land.de

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Quelle:
SZ vom 20.09.2021
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