Puchheim:Inferno zum Finale

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Gitarren, Mandola und Mandoline spielt das Landesjugendzupforchester beim Konzert in Pichheim. (Foto: Günther Reger)

Landesjugendzupf­orchester in Puchheim

Von Emil Kafitz, Puchheim

David Stange lässt die linke Hand über das Griffbrett seiner Gitarre wandern, mit der rechten bringt er die Saiten zum Schwingen. Zusammen mit drei anderen Musikern spielt er das Solo von "Variations on I got Rhythm" von George Gershwin. Dann setzt auf einen Fingerzeig des Dirigenten Julian Habryka der Rest des Bayerischen Landesjugendzupforchesters ein. Die jungen Gitarren-, Mandolinen- und Mandolaspieler präsentieren das Ergebnis dreier Probenfahrten unter dem Titel "Jazz meets Classic".

David Stange ist seit mittlerweile vier Jahren Teil des Orchesters. "Es hat damit angefangen, dass ich bei Jugend musiziert mitgemacht habe. Dadurch bin ich dann auf verschiedene Musikkurse und durch die wiederum auf dieses Angebot gestoßen." Daran schätzt er besonders die Offenheit und Gemeinschaft der Gruppe. "Ich freue mich immer total auf die Probenfahrten. Und das Niveau ist schon besonders. Einige der besten Gitarristen, die ich kenne, spielen hier mit!"

In einer ordentlichen Reihe betreten die Jugendlichen den Pfarrsaal St. Josef in Puchheim. Das jüngste Orchestermitglied kann höchstens dreizehn Jahre alt sein, es spielt Seite an Seite mit Menschen, die sich ihrem Instrument in einem Universitätsstudium widmen. Dennoch treten die komplett in schwarz gekleideten Musiker als eine Einheit auf, sie sind bis aufs Kleinste aufeinander abgestimmt. Der junge Dirigent Habryka hat seine Spieler perfekt unter Kontrolle, jede seiner grazilen Handbewegungen wird direkt in der Musik hörbar. Dabei verlässt er auch gerne einmal die typischen Spielarten des Dirigierens, holt in seinem gut sitzenden Anzug zu großen Bewegungen aus, beschreibt mit seinen Fingern in Momenten steigender Spannung schneller werdende Wellenbewegungen und schnipst bei einigen der Jazzsongs mit den Fingern im Takt. Vor knapp 20 Jahren war Habryka selbst Teil des Orchesters, das er heute leitet.

Im Laufe des Abends kommt keine der beiden Musikrichtungen zu kurz. Nachdem das Publikum mit der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur von J. S. Bach zum Träumen gebracht wurde, gab es langanhaltenden Applaus für die schaurige Schönheit von "Black Orpheus", einem Jazz-Stück von Luiz Floriano Bonfa. Die "Variations on I Got Rhythm" verbinden beide Genres, da hier eine klassische Form auf ein Jazz-Stück angewandt wurde. Nach einer kurzen Pause wird es wiederum ganz und gar klassisch. Solistin Antonia Platzdasch leitet über ihre Mandoline gebeugt mit einer zarten Melodie die "Romanze" von Beethoven ein. Mit "Autumn Leaves" von Joseph Kosma wird die gerade einsetzende Herbststimmung ergänzt, die Lässigkeit von "Body and Soul" von John W. Green bricht diese wiederum auf.

Vor dem letzten Stück wendet sich Dirigent Habryka noch einmal an das Publikum und erklärt das einzige Werk des Abends, das ursprünglich für die Besetzung eines Zupforchester komponiert wurde. "L'Inferno" stammt vom Dirigenten selbst und stellt den Höhepunkt des Konzerts dar. Dem Namen Inferno entsprechend beginnt Veronika Schleicher, die eine rote Rose an ihrem Oberteil befestigt hat, mit einem feurigen Solo auf ihrer Mandoline.

Bei dem Stück handelt es sich um einen Tango Nuevo mit Jazzharmonik und klassischer Form. Diverse Dynamik- und Besetzungswechsel führen zu einer großen Vielseitigkeit, der Spannungsverlauf ist außergewöhnlich. Zum ersten Mal verwenden die Musiker ihre Instrumente auch perkussiv, es wird geklopft und auf die Saiten geschlagen. An einigen Stellen steht der sonst so agile Habryka nur bedächtig da und lauscht der Musik. Begeistert applaudiert das Publikums un fordert zwei Zugaben.

© SZ vom 11.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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