Puchheim:Gemüse und Salat vom eigenen Feld

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Arbeit in der Erde: Ulrike Friedl (links) und Karin Geraldy auf dem Sonnenacker bei Puchheim-Ort. (Foto: Günther Reger)

Viele hundert Bewohner des Landkreises bearbeiten einen Sonnenacker. Die landwirtschaftlichen Flächen dafür werden von der bäuerlichen Solidargemeinschaft Brucker Land vergeben

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Ulrike Friedl hackt ihre Kartoffelanpflanzung durch. Vor ein paar Wochen hat sie die vorgekeimten Kartoffelknollen auf ihrem Sonnenacker in der Nähe Puchheim-Ort im Abstand von 25 Zentimetern in die Erde gesetzt. Jetzt treiben die grünen Triebe schon aus. "Ich habe hier einen Bifang", erklärt Friedl und zeigt auf ihren langen Ackeranteil. Das sind immerhin drei Reihen à 33 Meter." Der Bifang, ein schmales Ackerbeet, wurde ihr von der Aktion Sonnenäcker der Vereinigung Brucker Land für 60 Euro pro Jahr vermietet. Brucker Land verhandelt immer wieder mit Landwirten, ob diese nicht einen Acker für Kleingärtner zur Verfügung stellen wollen. Die Bauern ermöglichen das aktuell in elf Landkreisgemeinden: Gernlinden, Maisach, Eichenau, Olching, Emmering, Gröbenzell, Geiselbullach, Fürstenfeldbruck, Kottgeisering, Egenhofen und Puchheim-Ort.

60 Euro pro Bifang rechnen sich bei einem großen Acker wie in Puchheim-Ort auch für den Landwirt. Die Puchheimerin Ulrike Friedl hat die noch freien Meter bereits fest verplant. Buschbohnen, Sellerie, Gurken, Salat, Zucchini und Mangold zählt sie auf. Sie denkt aber auch noch an die Bienen: "Dahinter kommt noch eine kleine Blumenwiese für sie." Peter Friedl, ihr Ehemann, steht daneben und freut sich mit seiner Frau auf die baldige Ernte. "Das reicht für den Sommer", sagt er nach einigen Jahren Erfahrung. Die Friedls ernten so reichlich, dass sie noch die Familien ihres Sohnes und der Tochter von dieser üppigen Ernte versorgen können.

Das Feld bei Puchheim-Ort ist der größte Sonnenacker im Landkreis Fürstenfeldbruck. "Diese elf Standorte sind seit langem konstant", sagt Karin Geraldy, die für Brucker Land die Verteilung der Anbauflächen organisiert. Der kleinste Sonnenacker befindet sich in Egenhofen. Dort haben vier Familien selbst mit einem Landwirt Kontakt aufgenommen, der ihnen jetzt eine kleine Fläche vermietet. 200 bis 250 Anmeldungen für eine Ackerfläche verzeichnet Geraldy jedes Jahr. Regelmäßig gibt es im März eine Informationsveranstaltung in Fürstenfeldbruck. Die Vergabe der Flächen hat sich eingespielt. "Ich treffe mich mit den angemeldeten Personen vor Ort", erzählt sie. Der Landwirt ist dann auch dabei. Der habe dann kleine Holzpfähle dabei, mit denen die Parzellen abgesteckt werden. Das passiert in der Regel im April. In diesem Jahr hatte sich die Vergabe aufgrund des längeren Kälteeinbruchs mit Regenwetter nach Ostern teilweise bis Mitte Mai verzögert. Dann werden die Parzellen ausgelost.

Auf dem Puchheimer Acker arbeiten gerade nur ältere Menschen. Doch der Eindruck täusche, dass nur Senioren einen Sonnenacker bearbeiten. "Ein Drittel der Mieter sind Familien mit Kindern", betont Geraldy. "Die Kinder bekommen dann zumeist ein kleines Extrabeet." Das Unkrauthacken bleibe zwar dann immer bei den Eltern hängen, aber die Kinder sehen auch, wie etwas wächst. Würden sie doch sonst nur die fertigen Produkte im Supermarkt kennen. Ulrike Friedl hat seit fünf Jahren ein großes Beet. "Es ist einfach schön, in der Erde zu arbeiten", bekennt sie. Eigentlich will sie der Acker "jeden Tag sehen", sagt sie, aber das klappt dann noch nicht so ganz. "Zwei-, dreimal die Woche radle ich aber schon her." Ihre Enkelkinder kommen manchmal mit, besonders wenn die Zeit reif ist zum Ernten.

"Oma", fragen sie, wenn zusammen Salat und Gemüse gegessen wird, "hast du das vom Acker?" Der Geschmack ist ganz anders und besser", sagt Friedl fest überzeugt, wenn sie den Salatkopf vom Acker mit dem aus dem Supermarkt vergleicht. Zu oft sollte man die Pflanzen auch nicht gießen, weiß Friedl aus Erfahrung. Bekommt der Sellerie zu viel Wasser von oben, werden die Wurzeln träge. Sie wachsen nicht tiefer und können sich die Feuchtigkeit von untern nicht holen. Es gilt auch, die Erde fein krümelig zu hacken, dann bleibt die Feuchtigkeit erhalten. Gedüngt wird nur mit Biodünger, Pflanzenschutzmittel sind tabu. Das ist eine Vorgabe von Brucker Land.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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