Puchheim:Eltern fordern mehr Personal

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Kita-Gipfel in Puchheim soll helfen, Erzieher zu finden

Knapp 100 Eltern haben im Dezember den Puchheimer Stadtrat besucht. Sie kritisierten den Personalmangel im Kindergarten Sankt Josef, weshalb dort Stunden ausfallen. In anderen Einrichtungen wurden zwei Krippengruppen geschlossen. Die Eltern forderten, dass die Kommune den Erzieherinnen eine Großraumzulage bezahlt. Im Januar oder Februar will Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) Vertreter von Trägern, Personal sowie die Elternbeiräte zu einem Kita-Gipfel einladen. Er reagiert damit auf den Vorwurf, die Einrichtungen seien zu "Verwahranstalten" geworden.

In Puchheim besuchen derzeit etwa 1150 Kinder eine Krippe oder einen Kindergarten. Die Einrichtungen seien gut ausgelastet, aber nicht überfüllt, das Problem, Personal zu finden, existiere auf Grund des Fachkräftemangels im ganzen Land, nicht bloß in Puchheim, betont Martin Kulzinger, Leiter des Sozialamtes. Was das Geld betrifft, so trage die Stadt die Kosten für Bau und Unterhalt der Gebäude und verlange keine Miete von den Trägern wie andere Kommunen, betont er. Was die Personalkosten betrifft, gibt die Regierung einen Basiswert pro Kind und Wochenstunde vor, den Freistaat und Kommune jeweils zur Hälfte begleichen müssen. Dieser liegt heuer bei 1217,62 Euro bei einer täglichen Buchung zwischen drei und vier Stunden. Im vergangenen Jahr waren es noch 1197,93 Euro. Dazu stehen den Einrichtungen noch die Elternbeiträge zur Verfügung. Der Gesamtbetrag, den die Stadt beisteuert, sei in den vergangenen zehn Jahren von etwa 1,5 auf 3,75 Millionen Euro gestiegen, rechnet Kulzinger vor.

Trotzdem scheinen manche Einrichtungen finanzielle Probleme zu haben, weshalb sie in der Vergangenheit oft Geld erbaten, um Defizite zu decken. Damit ist es in Zukunft vorbei. Man habe neue Verträge ausgehandelt, die vorsehen, dass die Stadt neben der gesetzlich vorgeschriebenen Förderung des pädagogischen Betriebs, also vor allem der Personalkosten, nur für die Gebäude zuständig ist, nicht aber für den übrigen Bedarf. Der kommunale Prüfungsverband habe diese alte Regelung angemahnt. Die Kommune sei rechtlich nicht verpflichtet, das komplette Defizit auszugleichen, und folge den Empfehlungen des Bayerischen Städtetages, sagt Kulzinger.

Allerdings gibt es andere Möglichkeiten, die freien Träger zu unterstützen. Eine Möglichkeit sei ein sogenannter Qualitätsfonds, dessen Eckpunkte die Vertreter der Stadt und der Träger vor Weihnachten ausgehandelt haben. Details kann Kulzinger nicht verraten, zuerst muss der Stadtrat darüber informiert werden. Ein Punkt könnte sein, dass die Kommune Maßnahmen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Personal mit finanziert, Kräfte für den Bereich der Hauswirtschaft oder bestimmte Projekte, etwa im Bereich der Natur- und Musikpädagogik oder der Psychomotorik. Dafür gibt es in Puchheim ein 100 000-Euro-Programm, das die SPD einst vorgeschlagen hatte.

Außerdem können neue Ausbildungsgänge unterstützt werden, etwa die Optiprax-Modellprojekte des Kultusministeriums. Dabei wird die theoretische Ausbildung an den Fachakademien mit praktischen Einsätzen in den Kitas kombiniert und die angehenden Erzieherinnen erhalten eine monatliche Vergütung. "Solche Auszubildende, die zusätzlich eingesetzt werden, erleben die Träger eine zusätzliche Qualität", sagt Kulzinger. Eine weitere Möglichkeit wäre die Großraumzulage, um die höheren Mieten und Lebenshaltungskosten in der Region um München etwas auszugleichen. Diese Zulage gewährt Puchheim bereits allen städtischen Mitarbeitern, aber die Kitas befinden sich sämtlich in freier Trägerschaft.

In der Stadtratssitzung zeigte sich Seidl wenig begeistert, denn er müsste weitere rund 530 000 Euro locker machen. Er sieht den Freistaat in der Pflicht. Beim Kita-Gipfel gehe es vor allem um eine Bestandsaufnahme und die Suche nach Lösungen, sagte er. Über Personalmangel und Großraumzulage wird aber auch diskutiert.

© SZ vom 15.01.2020 / bip - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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