Puchheim:Eine Stadt liest ein Buch

Die bundesweite Kampagne hat nächstes Frühjahr im Landkreis Premiere und zwar in Puchheim. Knapp zwei Monate lang soll sich das kulturelle Leben um den Roman "Das Glückskind" von Steven Uhly drehen

Von Peter Bierl, Puchheim

Essen vertreibt den Hunger und Lesen die Dummheit, sagt ein chinesisches Sprichwort. Demnach müsste in dieser Welt deutlich mehr gelesen werden. Immerhin gibt es allerlei Aktivitäten, um die Lesefreudigkeit zu heben, etwa den bundesweiten Vorlesetag oder den Welttag des Buches, sogar ein eigene Stiftung Lesen und dazu die Kampagne "Eine Stadt liest ein Buch". Dabei handelt es sich um eine Marketingaktion, die ursprünglich aus Chicago stammt und 2002 erstmals in Deutschland stattfand. Die Premiere im Landkreis ist für das kommende Frühjahr in Puchheim angekündigt.

Knapp zwei Monate lang, zwischen den Oster- und Pfingstferien, sollen möglichst viele Bewohner gemeinsam oder individuell das gleiche Buch lesen. Initiatorin ist Nicola Bräunling, die Inhaberin der gleichnamigen Buchhandlung in der Lochhauser Straße. Eine Bekannte und Kollegin von ihr hat die Aktion voriges Jahr in Moosach organisiert und war hellauf begeistert. Bräunling hat viele Bücher gelesen, um eines für Puchheim auszusuchen. Genommen hat sie schließlich den Roman "Das Glückskind" von Steven Uhly (2012), der auch schon in Hanau und Regensburg verwendet wurde. Dieser dritte Roman Uhlys wurde ein Bestseller. Der Regisseur Michael Verhoeven hat das Werk mit Herbert Knaup als Hauptdarsteller verfilmt. Es war 2014 der Eröffnungsfilm des neuen Internationalen Filmfests Potsdam.

Ausschlaggebend für Bräunlings Wahl war, dass es sich um ein Werk handelt, das einfach und verständlich geschrieben ist, eine Vielzahl von Themen behandelt, mit denen sich die Leser beschäftigen können, und dass der Autor zur Verfügung steht. Es trifft sich gut, dass Uhly in München lebt. Er wird nicht nur zum Auftakt am 20. März 2018 kommen, sondern steht für weitere Lesungen zur Verfügung. Bei der Abschlussveranstaltung, deren Termin noch nicht feststeht, wird Uhly aus dem Fortsetzungsroman "Marie" (2016) vorlesen. Das "Glückskind" handelt von einem Mann, dem 50-jährigen Hans, der dabei ist vor die Hunde zu gehen: Er hat seinen Job verloren, seine Familie hat sich getrennt, die Wohnung ist verdreckt, er verwahrlost. Eines Tages findet er in der Mülltonne ein Baby, das sein Leben verändert. Er nimmt den Säugling auf, putzt seine Wohnung, schließt auf der Suche nach Unterstützung neue Freundschaften und blüht wieder auf. Nach einiger Zeit erfährt Hans von einer Frau, die wegen Mordes angeklagt wird, weil ihr Kind verschwunden ist. Es handelt sich um die Mutter seines Findelkindes. Nun steht er vor der Entscheidung, das Kind zurückzugeben, das er inzwischen so sehr liebt, oder verantworten zu müssen, dass die Frau ins Gefängnis wandert. "Es geht um Glück, Armut, Moral, Verantwortung, Freundschaft und Nachbarschaft", sagt Bräunling. Also reichlich Stoff für Auseinandersetzungen.

Mitmachen bei der Aktion kann jeder, Vereine, Läden und Firmen sowie die Schulen. Das Buch ist als Lektüre ab der neunten Klasse geeignet, wer sich beteiligt, bekommt eine Autorenlesung spendiert. Begleitend zur Lektüre soll es viele verschiedene Aktivitäten geben. Alle Ideen sind willkommen, sie müssen nur mit dem Buch zu tun haben, betont Bräunling. Es darf auch gebastelt, gekocht oder ein Theaterstück entwickelt werden. Läden könnten in ihren Schaufenstern Ausstellungen zu dem Buch und der Leseaktion machen, kleine Gewinnspiele oder weitere Lesungen des Buches anbieten.

Bis Oktober soll in Puchheim ein komplettes Programm auf die Beine gestellt werden, anschließend wird mit Plakaten und Flyern dafür geworben. Gesucht werden vor allem auch noch Sponsoren für diese Aktion. Bräunling berichtet über eine große Resonanz in Puchheim, am Donnerstag fand das erste Vorbereitungstreffen statt. "Die Begeisterung ist groß, ich bin sicher, dass es eine große Aktion wird", sagte sie der SZ. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) unterstützte die Aktion von Anfang an, zudem wollen nun Volkshochschule, Bücherei, Seniorenklub, Vereine, Schulen, eine Kirchengemeinde, das Kulturzentrum Puc sowie der Deutsch-Finnische Club mitmachen.

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