Puchheim:Ein Platz für die Kinderrechte

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Platz für Kinderrechte: Die Stadt Puchheim hat auf der Kennedywiese einen Wegweiser für eine kinderfreundliche Kommune aufgestellt. Germering wird wohl bald folgen. (Foto: Günther Reger)

Viele Familien feiern auf der Kennedywiese in Puchheim ein buntes Fest. Dabei wird ein Wegweiser aufgestellt, der daran erinnert, was Buben und Mädchen nach dem Willen der Vereinten Nationen zusteht

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Das bunte Treiben im Bürgerpark Kennedywiese in Puchheim macht gute Laune und verbreitet eine wohlige Stimmung bei den Hunderten von beteiligten Kindern und Erwachsenen. Es herrscht eine vorweihnachtliche Stimmung mitten im November. Zwei Feuerschalen brennen, am Zaun hängen viele bunte T-Shirts mit mahnenden Aufschriften zu den Kinderrechten und mittendrin hat sich die Bläserklasse der Grundschule-Süd platziert. Beethovens "Freude schöner Götterfunken" ertönt aus den Instrumenten der jungen Musikerinnen und Musiker, danach der Posaunenrag.

Am Internationalen Tag der Kinderrechte stehen die Kinder im Mittelpunkt. Bürgermeister und Moderator Norbert Seidl gibt den Buben und Mädchen auch ihren notwendigen Raum. Der gelernte Lehrer weiß, wie das geht. Seidl ruft Kinder dazu auf, die zehn weltweit wirkenden Kinderrechte, die sie auf den vorbereiteten Schriftstücken in den Händen halten, an das neue Holzpodest im Bürgerpark zu tackern. "Lest laut vor, was darauf steht", fordert Seidl die Kinder auf. "Kinder haben das Recht zu lernen und eine Ausbildung zu machen", ruft die neunjährige Sarah den umstehenden Kindern und Eltern zu. Die klatschen Beifall. "Kein Kind darf benachteiligt werden", lautet ein weiterer Satz, der angeheftet wird, oder "Kinder haben das Recht gesund zu leben, Geborgenheit zu finden und keine Not zu leiden."

Dann wird von vielen Kindern an Fäden gezogen, ein Wegweiser auf dem Holzpodest enthüllt und der Platz der Kinderrechte in Puchheim eingeweiht. Oben am Pfahl weisen Wegweiser in die verschiedenen Himmelsrichtungen nochmals in Kurzform auf die Kinderrechte hin. "Diese Rechte sind in der Kinderrechtskonvention festgelegt", kommentiert Seidl die Enthüllungsaktion. "Unser 'Platz der Kinderrechte' erinnert uns an diese Verpflichtung." Die Stadt Puchheim hat aus dem Tag der Kinderrechte mit dem bunten Mitmachprogramm auf der Kennedywiese gleich eine Aktionswoche gemacht. Thema: "Aufwachsen in Puchheim." Die Aktivitäten reichten vom Schneeflocken-Basteln für die Kleinsten, einem Selbstbehauptungs- und Selbstwertschätzungskurs für Kinder der Kinderkampfschule "Minima" über Spieleangebote für die Familien bis zu einem Scate-Contest. Es wurde aber auch bei einem digitalen Elternabend über "Sicherheit für mein Kind im Umgang mit dem Internet und den sozialen Medien" informiert und diskutiert. Seidl veranstaltete eine Kinder-Sprechstunde und die Musikschule informierte über ihr Angebot in den verschiedenen Altersgruppen.

"Musik und ein Instrument spielen, ist ganz wichtig für die Entwicklung der Kinder", sagt dann auch Lehrer Dieter Kanzleiter, der die Bläserklasse als gemeinsames Projekt der Grundschule mit der örtlichen Musikschule leitet und das Orchester am Keyboard begleitet. "Fing mir eine Mücke heute", spielen die zehn Mädchen und Buben während der Einweihung. Sie spielen Klarinette, Trompete und Querflöte. Die neunjährige Fardisa und die zehnjährige Fatia haben sich jeweils für die Posaune in der Bläserklasse entschieden. Die Kinder bekommen die Instrumente gegen eine geringe Leihgebühr zum Üben und für die Auftritte gestellt. "Wir sind ganz stolz auf die Bandbreite unsere Angebote für Kinder", unterstreicht Rathauschef Seidl. Er zählt die Kinderbetreuung in den Kitas und in den Schulen auf, die Freizeitangebote im Bürgerpark oder die Betreuung im Jugendzentrum "Stamps" oder im Quartierbüro in der Planie. Zudem hat Puchheim den Status einer zertifizierten kinderfreundlichen Kommune.

Doch gerade in der von außen sehr unwirtlich wirkenden Hochbebauung an der Adenauer- und Kennedystraße mit hohem Migrantenanteil, wo etwa tausend Kinder und Jugendliche leben, finden viele Kinder in den zum Teil beengten Wohnverhältnissen kaum Privatsphäre. "Da wohnen häufig fünf bis sieben Personen in zwei Zimmern, weil sie sich keine größere Wohnung leisten können", erklärt SPD-Stadträtin Rosemarie Ehm, die ehemalige Rektorin der Grundschule-Süd. "Besonders im Corona-Lockdown war das ganz schlimm gewesen", so Ehm. Zusammen mit Reinhild Friederichs hat sie mit dem Kinderschutzbund 40 Stockbrote vorbereitet, die die Kinder über die Feuerschalen halten. Gegenüber stehen sie Schlange vor dem Kinderpunschstand und die Eltern freuen sich spürbar, dass es ihren Kindern gut geht.

© SZ vom 22.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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